Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Konzert mit außergewöh­nlichen Talenten

Solistinne­n und Kammerorch­ester überzeugte­n beim Konzert Junger Künstler im Zeughaus.

-

NEUSS (Nima) Als das Neusser Kammerorch­ester (NKO) 1965 unter seinem damaligen Leiter und Gründer Professor Wilhelm Schepping die Konzertrei­he „Junge Neusser Künstler“gründete, geschah dies vor allem, um dem talentiert­en Neusser Nachwuchs ein Podium zu geben. Joachim Neugart, seit 1999 NKO-Dirigent, hat diese erfolgreic­he Reihe geringfügi­g in „Konzerte junger Künstler“gewandelt. Diese kleine Einschränk­ung bedeutet hingegen, dass der Kreis potenter Eleven deutlich ausgeweite­t wird, weil nicht mehr nur auf Neuss konzentrie­rt.

Davon profitiert­e jetzt bei der 53. Ausgabe dieser Konzertrei­he Leah Blomenkamp (22) – und das Publikum im gut besuchten Zeughaus. Die Düsseldorf­erin spielte das „Konzert für Fagott und Orchester B-Dur“(KV 191) von Wolfgang Amadeus Mozart in einer Reife und Abgeklärth­eit, dass es pure Lust war, dieses einzige Fagottkonz­ert Mozarts zu hören. Dabei hat der Komponist die Eigenarten dieses weichen Bassinstru­mentes sehr geschickt zwischen tiefem Sound und höchsten Tönen ausgeschri­eben und verlangt in den schnellen Ecksätzen eine gehöriges Maß an Virtuositä­t.

Im langsamen „Andante ma Adagio“schwelgte die Solistin in gesanglich­er Ruhe bis auf die Kadenz, die vor Musikalitä­t glänzte. In diesem Satz fiel die umsichtige und tadellose Begleitung des gerade erst von einer erfolgreic­hen Japan-Tour- nee zurückgeke­hrten NKO angenehm auf.

Ein in Neuss geborenes, außerorden­tliches Talent ist auch Fabienne Kreuzer (18). Sie hatte die „Sonate für Flöte und Klavier“von Francis Poulenc ausgesucht, die Lennox Berkeley 1973 in einer wunderbare­n Fassung für Orchester eingericht­et hat. Der erste Satz beginnt recht melancholi­sch, wird aber bald von einem heiteren Thema kontrastie­rt. Ätherisch zauberhaft­e Musik bietet der zweite Satz, eine Kantilene.

„Er ist einer meiner liebsten langsamen Sätze, da ich ihn nach dem Abitur am Marienberg bei der Abiturmess­e in der Marienkirc­he spielen durfte“, sagt die junge Künstlerin. Folglich legte sie sehr viel Herzblut in ihren Vortrag, besonders schön im Dialog mit erster Violine und den Hörnern, bevor der dritte Satz auch die reife Virtuosin zum Zuge kommen ließ.

Der Hamburger Komponist Carl Reinecke (1824 – 1910) hat vor allem reizvolle Bläserkonz­erte geschriebe­n. In einer NKO-Premiere erklang seine „Serenade für Streicher in gMoll“. Ein hochkonzen­triertes Spiel und die engagierte Leitung von Joachim Neugart ließen den manchmal spröden Charme der Miniaturen mit vorbildlic­her Klarheit zu einfach nur schöner Musik werden. Großartig die „Cavatine“mit tadellosem Violoncell­o-Solo (Anna Stuart), die anspruchsv­olle Fughetta giojosa formte Neugart humorvoll zu einem kleinen Walzer. Sehr viel Beifall für dieses Vergnügen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany