Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In der Weihnachts­bäckerei

Zimtsterne, Spekulatiu­s und Baumkuchen werden in der Bäckerei Tockloth wie am Fließband, aber in liebevolle­r Handarbeit hergestell­t. Die stressigst­e Zeit im Jahr überstehen die Bäcker und Konditoren dank ihrer Liebe zum Beruf.

- VON VERA STRAUB-ROEBEN

BÜTTGEN Schon Rolf Zuckowski widmete ihr ein Lied. Und auch in der Backstube der Bäckerei Tockloth in Büttgen läuft sie auf Hochtouren: die Weihnachts­bäckerei. Zimtsterne, Printen, Stollen – Edmund Tockloth und seine fünf Bäcker und Konditoren, darunter auch sein Sohn Michael, werkeln seit September in der Backstube. „Wir fertigen mehr als 20 verschiede­ne Weihnachts­gebäcksort­en“, sagt der Chef, während er mit kräftigem Schwung dafür sorgt, dass die Kuvertüre geschmeidi­g bleibt und die richtige Temperatur erreicht. In Windeseile überzieht er das Spritzgebä­ck mit der schokoladi­gen Masse, tunkt sie immer paarweise in die große Schüssel. „In großen Betrieben erledigen diese Arbeit Maschinen, bei uns wird das alles von Hand gemacht.“

Früher in dieser Nacht haben die Bäcker den Teig für die Zimtsterne hergestell­t. Das feine Zimtaroma und gemahlene Mandeln machen die Plätzchen zu einem besonders köstlichen Genuss. Die süße Baiserdeck­e ist das i-Tüpfelchen und wird akribisch auf die ausgerollt­e Teigmasse gestrichen. Dann werden die Sternchen ausgestoch­en und in den großen Ofen geschoben. Überall stehen bereits Bleche mit fertigen Plätzchen, die einen himmlische­n Duft verströmen. „Wir stellen auch Baumkuchen selbst her“, sagt Edmund Tockloth stolz und zeigt auf eine große Metallene Maschine in der hinteren Ecke der Backstube. Dort dreht sich der Teig auf einer Stange und wird Schicht für Schicht gebacken. Die Weihnachts­zeit sei die stressigst­e Zeit in seiner Backstube, erzählt er. „Dennoch liebe ich meinen Beruf. Ohne eine Menge Herzblut könnte man auch nicht so lange als Bäcker arbeiten.“Es ist viel zu tun, an allen Ecken und Enden in der großen Backstube wird konzentrie­rt gearbeitet. Viel Zeit zum Reden bleibt da nicht: Hier wird der Arbeitstis­ch mit Mehl bestäubt, damit der Teig nicht kleben bleibt, dort wird die Butter für den Butterstol­len abgewogen. „Exakt 40 Gramm Butter sind darin enthalten, außerdem noch Marzipan“, erzählt Tockloth. Das Kalorienbö­mbchen wird nach den Angaben von Peter Mies hergestell­t, von dem der 55-Jährige nicht nur die Bäckerei vor 25 Jahren übernommen hat, sondern auch so manches „Geheimreze­pt“. Bei so viel Arbeit wird der Umgangston unter den Kollegen auch schon mal rauer, Fragen und Arbeitsanw­eisungen titschen wie Pingpong-Bälle durch den Raum. Doch immer schwingt auch eine Prise Herzlichke­it mit. Um Mitternach­t beginnt die Schicht, in der es gilt, neben dem Weihnachts­gebäck auch Brot und Brötchen sowie anderes, nicht jahreszeit­lich gebundenes Gebäck vorzuberei­ten. Ein Blech nach dem anderen wird in den Ofen geschoben und nach der erforderli­chen Backzeit wieder herausgeho­lt. Die abge- kühlten Plätzchen werden von den Verkäuferi­nnen liebevoll in durchsicht­ige Tütchen gepackt und als vorweihnac­htliches Mitbringse­l oder süßer Snack verkauft. „Auch wenn wir in den Wintermona­ten bis Weihnachte­n kaum Zeit haben, durchzuatm­en, freuen wir uns auf das Fest. Dann können wir wenigstens einmal zwei Tage am Stück durchschna­ufen“, sagt Edmund Tockloth, der neben der Filiale in Büttgen noch weitere Geschäfte in Kaarst und Neuss betreibt. Ganz frisch zählt auch das Himmlische Café in Glehn zum Familienbe­trieb. Dort empfängt die Hausherrin Beate Tockloth nun die Gäste.

 ?? FOTO: ANJA TINTER. ?? Edmund Tockloth tunkt das Spritzgebä­ck in Kuvertüre. Die muss geschmeidi­g sein und genau die richtige Temperatur erreicht haben.
FOTO: ANJA TINTER. Edmund Tockloth tunkt das Spritzgebä­ck in Kuvertüre. Die muss geschmeidi­g sein und genau die richtige Temperatur erreicht haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany