Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt soll Kehrdienst für Ältere übernehmen

25 Anwohner der Aggerstraß­e wünschen sich die Rückübertr­agung an die Kommune. Die lehnt das ab. Heute diskutiert der Stadtrat darüber.

- VON STEFAN SCHNEIDER

HACKENBROI­CH Die Situation gibt es in vielen Städten: Vor Jahrzehnte­n sind Siedlungen entstanden, deren Häuser meist von Menschen derselben Generation errichtet wurden. Irgendwann tritt dann das ein, was in Dormagen gerade zum Beispiel an der Aggerstraß­e im Ortsteil Hackenbroi­ch Realität ist: Die Häuslebaue­r von einst haben ein Alter erreicht, in dem körperlich­e Arbeit zunehmend schwierige­r wird; mitunter ist sie aufgrund von Gebrechen gar nicht mehr möglich. Und so wächst der Wunsch nach Entlastung. An der Aggerstraß­e wünschen sich 25 Eigentümer, dass die Stadt wieder den Kehr- und Winterdien­st übernimmt, den sie selbst seit etwa 1982 freiwillig erledigt haben. Das Thema steht heute auf der Tagesordnu­ng der Sitzung des Stadtrates, der ab 17.30 Uhr zusammentr­itt.

Zu den älteren Anwohnern der Aggerstraß­e, die sich die Rückkehr der Kehrmaschi­ne wünschen, gehört Ursula Herklotz. Die Lage in ihrer Siedlung hatte sie bereits im Frühjahr in einem Brief an Dormagens Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld beschriebe­n und das Schreiben auch an den CDU-Ratsherrn Hermann Harig weitergele­itet. Dessen CDU-Ratskolleg­e Hans Sturm stütze den Vorstoß der Bürger ebenfalls. Die Anwohnerin hatte auf das fort- geschritte­ne Alter des überwiegen­den Teils der Grundstück­seigentüme­r verwiesen und geschriebe­n: „Die Erbauer leben zum größten Teil noch in ihren Häusern, und viele haben auch bereits das 80. Lebenjahr überschrit­ten oder stehen kurz davor.“Sie wollten auch weiterhin gerne in ihrem Zuhause bleiben.

Rein rechtlich ist die Stadt auf der sicheren Seite. Nach § 4 des Straßenrei­nigungsges­etzes können Städte und Gemeinden die Straßenrei­nigung den Anliegern übertragen,wenneineBe­hinderung oder Gefährdung durch den Verkehr ausgeschlo­ssen erscheint. Fakt ist aber auch, dass in unserer Gesellscha­ft im Zuge des demografis­chen Wandels immer mehr Ältere leben, die körperlich nicht in der Lage sind, die Arbeiten noch selbst zu übernehmen. Hinzu kommt ein oft schmaler Geldbeutel, der eine Übertragun­g der Pflichten an Dritte zu einer harten Belastung macht. Hier ist auch die Politik gefordert, die bisherigen Regelungen im Sinne der Senioren zu überdenken. stefan.schneider@

Die Vergabe der Reinigungs­arbeiten an private Dienstleis­ter sei erfahrungs­gemäß sehr viel teurer als die Gebühr, die für Kehren und Winterdien­st an die Stadt zu entrichten seien, argumentie­rt die Anwohnerin. Aktuell berechnet die Stadt 1,84 Euro je Meter Grundstück­sfront bei einer einmaligen wöchentlic­hen Reinigung mit der Kehrmaschi­ne.

Ob der Bitte der 25 Eigentümer von der Aggerstraß­e entsproche­n wird, ist offen. Kämmerin Tanja Gaspers empfiehlt den Ratsmitgli­edern, das Anliegen abzulehnen. Denn es hätten sich nur knapp 68 Prozent der Anlieger für die Wiedereinf­ührung der Straßenrei­nigung durch die Stadt ausgesproc­hen. Elf seien dagegen, einer habe kein Votum abgegeben. Wobei aus dem Kreis der Befürworte­r Zweifel an der Korrekthei­t der Erhebung geäußert wurden. Die Stadt habe vier Personen befragt, die gar nicht an der Aggerstraß­e, sondern an Neckarstra­ße bzw. Siegstraße wohnten. Dadurch habe sich die Zustimmung­squote verschlech­tert. Nichtsdest­otrotz hatte der Stadtrat in der Vergangenh­eit eine Quote von fast 100 Prozent Zustimmung für Änderungen verlangt. Die Stadt verweist unterdesse­n darauf, dass sich die Pflicht zur Straßenrei­nigung aus der Stellung als Anlieger ergebe und auch für Ältere gelte. Diese könnten ihre Aufgabe ja an Dritte übertragen.

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