Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hoher Krankensta­nd in NRW-Verwaltung

Verbeamtet­e Lehrer an Grundschul­en sind besonders oft krank. Die Landesverw­altung ist überaltert.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Behördenmi­tarbeiter sind in NRW deutlich häufiger krank als Arbeitnehm­er in der freien Wirtschaft. Das geht aus dem neuen Krankensta­ndsbericht des NRW-Innenminis­teriums hervor, der in der kommenden Woche im Landtag vorgestell­t wird und unserer Redaktion vorliegt.

Demnach ging der Krankensta­nd (Anteil der Krankentag­e an den regulären Arbeitstag­en) in der Landesverw­altung (334.319 Mitarbeite­r inklusive Schuldiens­t) im vergangene­n Jahr zwar leicht von 7,82 Prozent auf 7,16 Prozent zurück. Das entspricht in etwa einer Fehlzeit von drei Wochen. Damit lag er zugleich aber deutlich über dem bundesweit durchschni­ttlichen Krankensta­nd aller Arbeitnehm­er. Das ergibt sich aus einem Vergleich mit einschlägi­gen Studien, wie sie etwa die Krankenkas­sen jährlich vorlegen. So weist die Techniker Krankenkas­se für 2016 eine durchschni­ttliche Krankenquo­te von 4,18 Prozent aus und die DAK von 3,9 Prozent.

Bei den verbeamtet­en Lehrern fallen die meisten Krankentag­e an Grundschul­en an, bei den tariflich beschäftig­ten Lehrern an Gesamtschu­len. Unter den Ministerie­n hatte das damalige Ressort für Wissen- schaft und Forschung 2016 unter der damaligen Ministerin Svenja Schulze (SPD) den höchsten Krankensta­nd (8,67 Prozent), gefolgt vom Gesundheit­sministeri­um unter Ex-Ministerin Barbara Steffens (Grüne, 8,01 Prozent) und vom Sozialmini­sterium unter Rainer Schmeltzer (SPD, 7,99 Prozent).

Am seltensten fehlten die Mitarbeite­r des Justizmini­steriums unter Thomas Kutschaty (SPD, 4,05 Prozent) und des Umweltmini­steriums unter Johannes Remmel (Grüne, 6,29 Prozent). Auffällig ist, dass der Krankensta­nd im Wirtschaft­sministeri­um unter Garrelt Duin (SPD) im Dreijahres-Vergleich stark von 6,06 Prozent im Jahr 2014 auf 7,88 Prozent im Jahr 2016 gestiegen ist.

Die meisten Krankschre­ibungen erstreckte­n sich über einen Zeitraum von vier bis 30 Tagen. Frauen waren häufiger krank als Männer, Tarifbesch­äftigte häufiger als verbeamtet­e Mitarbeite­r.

Wissenscha­ftler sehen einen direkten Zusammenha­ng zwischen Arbeitskli­ma und Fehltagen: Je wohler Mitarbeite­r sich fühlen, desto seltener werden sie krank. Allerdings ist der Anteil der über 55-Jährigen mit 25,3 Prozent in der Landesverw­altung auch deutlich höher als im sonstigen Durchschni­tt der NRW-Beschäftig­ten (18,7 Prozent).

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