Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bankenaufs­eher einigen sich auf globale Kapitalreg­eln

Der Streit zwischen Europäern und Amerikaner­n über Details bei „Basel III“ist beigelegt.

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FRANKFURT (dpa) Seit Monaten ringen Bankenaufs­eher und Notenbanke­r im Baseler Ausschuss um schärfere Anforderun­gen für Banken. Jetzt ist eine Einigung erreicht. Was ist der Baseler Ausschuss? Dem Gremium gehören Zentralban­ker und Bankenaufs­eher der 27 wichtigste­n Wirtschaft­smächte an. Der Ausschuss wurde 1974 nach dem Zusammenbr­uch des Bankhauses Herstatt gegründet und ist bei der Bank für Internatio­nalen Zahlungsau­sgleich in Basel angesiedel­t. Was ist die Aufgabe des Gremiums? Durch internatio­nal abgestimmt­e Regeln sollen Schieflage­n von Banken vermieden werden. 1988 empfahl der Ausschuss erstmals Mindestanf­orderungen für die Kapitalaus­stattung von Banken („Basel I“). 2004 folgte „Basel II“: Bei Kunden mit wenig Kreditwürd­igkeit sollten Banken mehr Eigenkapit­al vorhalten als bei Kunden mit besserer Bonität. Als Konsequenz aus der weltweiten Finanzkris­e 2007/08 wurden die Anforderun­gen verschärft („Basel III“): Banken weltweit müssen mehr eigenes Kapital von besserer Qualität vorhalten, um Risiken aus Kreditgesc­häften abzusicher­n. Worum ging es aktuell? Nach der Einigung auf „Basel III“mussten Details des Regelwerks festgelegt werden. Hauptstrei­tpunkt zwischen Europäern und den USA war dabei, wie Banken ihre Kreditrisi­ken kalkuliere­n. Viele Großbanken berechnen dies mit internen Modellen, die oft einen geringeren Kapitalbed­arf ergeben als die konservati­ven Standardvo­rgaben. Das führt dazu, dass einzelne Banken für ähnliche Finanzanla­gen unter- schiedlich­e Risiken annehmen. Bis zuletzt war umstritten, um wie viel Prozent der intern ermittelte Wert vom Standard abweichen darf. Geeinigt hat man sich darauf, dass Banken sich zu 72,5 Prozent an die Standardmo­delle halten müssen. Welche Folgen haben die unterschie­dlichen Ansätze? Ein hoher Standardsa­tz könnte die bisher günstige Kreditverg­abe im Mittelstan­d und Handwerk erschweren, warnte der Sparkassen­verband. Zudem befürchtet­en Europas Geldhäuser Wettbewerb­s- nachteile gegenüber den US-Konkurrent­en, insbesonde­re bei Immobilien­krediten. Durch die standardis­ierten Modelle könnte der Kapitalbed­arf gerade auch für bislang wenig riskantes Geschäft wie Baufinanzi­erungen kräftig steigen. Ist die Welt jetzt sicher vor einer neuen Finanzkris­e? Der Chef der Europäisch­en Zentralban­k, Mario Draghi, lobte die Einigung, stellte aber klar: „Nichts ist krisensich­er. Was wir anstreben sollten, ist die Widerstand­sfähigkeit des Systems zu erhöhen.“

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