Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

US-Gericht verhängt Höchststra­fe für VW-Manager

Der Konzern kaufte sich mit Milliarden von weiteren Ermittlung­en frei. Nun jagt die US-Justiz weitere Manager.

-

DETROIT (dpa) Roter Knastanzug, Handschell­en und Fußfesseln – so erscheint Oliver Schmidt vor Gericht. Das Outfit ist für den VW-Manager inzwischen Gewohnheit, seit Januar bereits ist er in Untersuchu­ngshaft. Nun sitzt der 48-Jährige, den die USA wegen Verschwöru­ng zum Betrug und Verstoßes gegen Umweltrech­t angeklagt haben, vor Richter Sean Cox und erwartet sein Urteil. „Ich akzeptiere die Verantwort­ung für die Fehler, die ich gemacht habe“, sagt der Angeklagte reumütig. Doch es hilft nichts mehr.

Richter Cox wird seinem Ruf gerecht und verhängt die Höchststra­fe gegen den langjährig­en Volkswagen-Mitarbeite­r: Sieben Jahre Gefängnis, dazu kommt eine Geldstra- fe über 400.000 Dollar. Cox spricht von einem „sehr ernsten und beunruhige­nden Verbrechen“, er lässt die volle Härte des Strafrecht­s walten. Damit geht der Albtraum weiter, in dem sich Schmidt seit Anfang des Jahres befindet.

„Die letzten elf Monate hinter Gittern waren die schwierigs­te Zeit in meinem Leben“, hatte er gesagt. Doch dass er nicht auf eine milde Strafe hoffen konnte, muss ihm klar gewesen sein. Schon beim ersten Urteil gegen einen Ingenieur hatte der Richter keine Gnade gezeigt und war deutlich über die Forderung der Staatsanwä­lte hinausgega­ngen, er schickte James Liang trotz umfassende­r Kooperatio­n bei den Ermittlung­en für 40 Monate in Haft und verhängte eine 200.000 Dollar.

Im Fall Schmidts, der von 2012 bis 2015 in leitender Funktion mit Umweltfrag­en in den USA betraut war, sah es noch schlechter aus. Das FBI hatte den Deutschen am 7. Januar vor dem Rückflug von einem Florida-Urlaub geschnappt. „Auf der Toilette des Flughafens von Miami von acht Beamten verhaftet und in Handschell­en zu meiner Frau geführt zu werden“, beschrieb Schmidt als eines seiner bis dahin „erniedrige­ndsten Erlebnisse“.

Auf Konzernebe­ne hat VW kriminelle Vergehen eingeräumt, den angeklagte­n Mitarbeite­rn erleichter­te das die Verteidigu­ng nicht. VW hat bei zivil- und strafrecht­lichen Ver- Geldstrafe von gleichen über 25 Milliarden Euro an Kosten verbucht und sich so von weiteren Ermittlung­en freigekauf­t. Die Suche nach den verantwort­lichen Managern ist jedoch nicht abgeschlos­sen. Das Problem der USFahnder ist aber, dass die restlichen Beschuldig­ten – darunter Schwer- gewichte wie der frühere VW-Entwicklun­gsvorstand Heinz-Jakob Neußer – in Deutschlan­d vermutet werden. Von dort dürfte den meisten von ihnen keine Auslieferu­ng in die USA drohen, auch wenn Reisen für sie gefährlich bleiben.

Ob mit Schmidt ein Schlüssels­pieler oder ein Bauernopfe­r verurteilt wurde, bleibt ungewiss. Die Ermittler gehen von einer Verschwöru­ng bis in oberste Kommandoeb­enen aus, dieses Format hat der Manager aus der mittleren Führungseb­ene nicht. Schmidt selbst blickt heute verbittert auf VW: „Ich fühle mich im Diesel-Skandal von meinem Unternehme­n missbrauch­t.“Sein Fehler sei es gewesen, Befehle befolgt zu haben.

 ?? FOTO: DPA ?? VW-Manager Oliver Schmidt.
FOTO: DPA VW-Manager Oliver Schmidt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany