Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Für höhere Firmensteu­ern müssen Angestellt­e bluten

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BERLIN (mar) Erhöht eine Gemeinde die Gewerbeste­uer, belastet sie damit überwiegen­d die Arbeitnehm­er der ansässigen Unternehme­n, deren Gehälter weniger stark steigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine unveröffen­tlichte Studie des Münchner Ifo-Instituts. „Eine Erhöhung der Gewerbeste­uereinnahm­en um beispielsw­eise 100 Euro führt zu Lohneinbuß­en in Höhe von 65 Euro“, schreiben die Autoren Clemens Fuest, Andreas Peichl und Sebastian Siegloch. Die Ökonomen können anhand einer umfassende­n Datenanaly­se nachweisen, dass es Unternehme­n gelingt, die Kostenerhö­hungen größtentei­ls auf Mitarbeite­r zu überwälzen. Die verbreitet­e Auffassung, höhere Firmensteu­ern würden von den Firmeneige­ntümern getragen, sei nicht haltbar.

Ifo-Chef Clemens Fuest nannte das Ergebnis „bahnbreche­nd“. Denn was für die Gewerbeste­uer gelte, stimme auch für die Körperscha­ftsteuer. Sollte etwa eine neue große Koalition daran denken, die Unternehme­nssteuern anzuheben, würde sie damit überwiegen­d Arbeitnehm­er treffen. Auch Kommunen in struktursc­hwachen Gebieten wie in vielen NRW-Regionen belasten vor allem die Arbeitnehm­er und nicht die Firmen, indem sie ihre Gewerbeste­uer-Hebesätze anheben.

Tatsächlic­h sieht die Lage bei den Firmensteu­ern derzeit anders aus. Die USA haben eine drastische Senkung angekündig­t, Großbritan­nien und Frankreich planen Vergleichb­ares. Auch Deutschlan­d werde sich dem Steuerwett­bewerb nach unten nicht entziehen können, so Fuest.

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