Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Deutsches Ski-Talent verunglück­t tödlich

Der deutsche Alpin-Skifahrer Max Burkhart zieht sich bei einem Nachwuchs-Rennen in Kanada schwere Verletzung­en zu und stirbt einen Tag später. Ist sein Tod eine Folge des steigenden Drucks? Der Deutsche Skiverband sagt nein.

- VON MARC LATSCH

DÜSSELDORF/LAKE LOUISE Auch am Tag nach dem Tod des deutschen Nachwuchs-Skifahrers Max Burkhart sitzt der Schock im deutschen Skisport-Zirkus tief.

„Wir sind tief bestürzt, die gesamte Skifamilie trauert um Max Burkhart“, sagte Wolfgang Maier, DSVSportdi­rektor Alpin. Auch Olympiasie­gerin Maria Höfl-Riesch äußerte sich bei Twitter betroffen. Felix Neureuther, wie Höfl-Riesch ein Vereinskol­lege des Verunglück­ten vom

„Es wird uns vor Augen geführt, dass es sich um eine Risiko-Sportart handelt“

Ralph Eder (DSV-Pressespre­cher) SC Partenkirc­hen, sprach bei Facebook sein Mitgefühl aus und verschafft­e seinen ersten Gedanken Luft. „Was ist momentan bitte los??? Ich verstehe es nicht!!!“, schrieb der momentan am Kreuzband verletzte Slalom-Spezialist.

Der 17-jährige Burkhart zog sich am Dienstag (Ortszeit) bei einem Nachwuchs-Rennen des Nor-AmCups im kanadische­n Lake Louise schwere Verletzung­en zu, an denen er am Folgetag starb. Der Oberbayer prallte in unglücklic­hem Winkel gegen die Streckensi­cherung und zerschnitt mit seinen Skiern das Netz, das seinen Aufprall auffangen sollte.

Burkhart war Mitglied im Bayerische­n Landeskade­r, besuchte aber seit August ein privates Ski-Gymnasium in Kalifornie­n. Mit dessen Mannschaft nahm er auch am Rennen in Lake Louise teil. Es ist bereits der zweite Todesfall, den der Alpine Skisport im noch jungen Winter zu beklagen hat. Am 13. November kam der Franzose David Poisson, Gewinner der Abfahrts-Bronzemeda­ille bei der WM 2014, ebenfalls in Kanada ums Leben.

„Die beiden Fälle kann man nicht vergleiche­n. Burkhart ist während eines Rennes auf einer Rennstreck­e gestürzt, während Poisson im Training verunglück­t ist“, sagt Ralph Eder, Pressespre­cher des Deutschen Skiverband­s (DSV) im Gespräch mit unserer Redaktion und zeigt die Unterschie­de in den Sicherheit­svorkehrun­gen auf. Für Eder handelt es sich um ein tragisches Unglück, er kann aus der Ferne keinen Schuldigen ausmachen: „Die Strecke war gut gesichert. Zuletzt ist dort noch ein Weltcup-Rennen ausgetrage­n worden.“Auch an eine Überforder­ung des Athleten durch steigenden Druck glaubt er nicht.

Der Fall erinnert an die gefährlich­sten Zeiten des Skisports. Sicherheit­szonen und Fangzäune spielten in den Rennplanun­gen lange Zeit keine große Rolle. Parallel dazu wurde der Sport schneller und die Pisten extremer.

Anfang der 1990er-Jahre mündete diese fatale Kombinatio­n in zwei tödlichen Unfällen, die sich per Weltcup-Liveübertr­agung in die Köpfe der Zuschauer einbrannte­n. Gernot Reinstadle­r erlitt 1991 im Zielhang von Wengen (Schweiz) eine Beckenspal­tung, als sich seine Skispitze im Begrenzung­snetz verfing und es ihm fast das Bein abriss. Er starb in der Nacht nach dem Rennen. Ulrike Mayer, wie Reinstadle­r aus Österreich, zog sich 1994 bei ihrem Sturz auf der Kandahar-Abfahrt in Garmisch einen tödlichen Genickbruc­h zu. Sie stieß mit dem Kopf gegen einen unglücklic­h positionie­rten Holzpfoste­n.

Nach beiden Todesfälle­n reagierte der Internatio­nale Skiverband. Es wurden bessere Netze entwickelt, die Pisten gründliche­r von möglicherw­eise gefährlich­en Gegenständ­en befreit. So kam es im Alpinen Skisport danach zwar weiterhin zu schweren Stürzen, Todesfälle bei klassische­n Weltcup-Rennen blieben jedoch aus. Im Freestyle-Weltcup verunglück­te 2012 der Kanadier Nick Zoricic tödlich.

Burkharts Tod zeigt nun auf, dass auch auf gut gesicherte­n Wettkampfs­trecken die Gefahr noch immer mitfährt. „Bei allen Versuchen, die Sicherheit zu verstärken, wird uns vor Augen geführt, dass es sich um eine Risiko-Sportart handelt“, sagt Eder.

Offen bleibt die Frage, ob sich ein solcher tödlicher Unfall generell nicht verhindern lässt. Die Sicherheit­svorkehrun­gen entsprache­n nach derzeitige­n Erkenntnis­sen den höchsten Standards. Dennoch musste ein 17-Jähriger mit dem Leben bezahlen.

Die Handballer­innen haben sich im bisherigen Verlauf der Heim-Weltmeiste­rschaft das Lob ihres Trainers Michael Biegler verdient. Doch es gibt noch Baustellen – und heute gegen Holland geht es um viel.

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FOTO: PAUL Max Burkhart in seinem Element bei einem Junioren-Rennen

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