Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rennbahn: Reitverein erhält Kündigung

Nach monatelang­em Ringen lehnt die Stadt den vom NRRV vorgelegte­n Entwurf für einen neuen Pachtvertr­ag ab. Die Kündigung wird 2019 gültig. Der Verein will nun zeitnah entscheide­n, ob der Betrieb so lange aufrecht erhalten wird.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Nach 144 Jahren geht die Geschichte des Galopprenn­sports in Neuss zu Ende. Das Schlusskap­itel schrieb gestern die Gesellscha­fterversam­mlung von Neuss-Marketing, die dem Neusser Reit- und Rennverein von 1875 (NRRV) am Abend einstimmig die fristgerec­hte Kündigung aussprach. Man habe sich dazu gezwungen gesehen, sagt Bürgermeis­ter Reiner Breuer als Vorsitzend­er dieses Gremiums, weil der Verein als Pächter zum wiederholt­en Male weder ein tragfähige­s Konzept noch einen Businesspl­an für den Betrieb der Rennbahn vorgelegt habe.

Rein formal wurde gestern über zwei Punkte entschiede­n: Erstens folgte die Politik der Empfehlung der Geschäftsf­ührung von NeussMarke­ting, den vom NRRV vorgelegte­n neuen Pachtvertr­ag, auf den der Verein schon zum 1. Januar 2018 umsteigen wollte, nicht anzunehmen. Zweitens wurde die Geschäftsf­ührung angewiesen, die Kündigung, die gestern ausgesproc­hen wurde, schriftlic­h zu fixieren und abzusenden. Theoretisc­h bleibt die Tür für den Galopp einen Spalt breit offen. Denn die Kündigung wird erst Ende 2019 wirksam – und bis dahin könnte der NRRV ja noch etwas auf die Beine stehen, was den Einstieg in Verhandlun­gen über einen neuen Vertrag sinnvoll erscheinen lässt. „Der Verein hat es in der Hand“, sagte Breuer – glaubt aber nicht an diese Entwicklun­g.

Jan Antony Vogel, Vorsitzend­er des NRRV, war gestern in der Sitzung und zeigte sich anschließe­nd tief enttäuscht. „Ohne Kompromiss­e und ohne Entgegenko­mmen“, skizziert er die Diskussion, nachdem er noch einmal seine Änderungsw­ünsche an dem bestehende­n Vertrag darlegen konnte. Es war allerdings auch das sechste Mal, dass sich die Politik mit diesem Fakt beschäftig­en musste – und sich zum sechsten Mal enttäuscht sah. „Das Angebot des Reitverein­s ist ungenügend und keine Basis für eine weite- re Zusammenar­beit“, sagte Michael Klinkicht (Grüne). Die SPD hatte sich schon früh darauf festgelegt, die Zusammenar­beit zu beenden, ihr schloss sich nun auch die CDU an, die lange an eine Rennbahnen­twicklung mit NRRV glauben und einiges dafür tun wollte. Aber als der NRRV-Vorstand auch gestern in der Sitzung nichts substanzie­ll Neues vortragen konnte, war der Ofen aus. Dem, was da vom Verein auf dem Tisch lag, „kann nicht zugestimmt werden“, stellte Elisabeth Heyers klipp und klar fest.

Vogels wird nun zeitnah den NRRV-Vorstand einberufen. Die Renntage bis Ende März und die Equitana würden stattfinde­n, aber ob der Verein den Betrieb darüber hinaus aufrecht erhält, werde zu diskutiere­n sein. Das letzte Wort würden die Mitglieder Anfang des Jahres haben. Der Dachverban­d werde allerdings nun den Schwerpunk­t auf de langfristi­g gesicherte Bahn in Dortmund verlegen, sagt Vogels. Und: Die eigentlich nötigen Investitio­nen in die Neusser Anlage würden nun unterbleib­en.

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FOTO: WOI Ein Bild mit Symbolwert: Nach dem Training gestern sattelte der Spanier Cesar Sanchez (r.) sein Pferd ab. Auch als Trainingsa­nlage steht die Rennbahn nicht mehr lange zur Verfügung.

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