Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Abschied aus dem Vorzimmer der Macht

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Den Job des Blitzablei­ters der Verwaltung in den vier Bezirksaus­schüssen wollte so recht niemand machen, als 2013 der damalige Bezirksdez­ernent Lothar Häck in den Ruhestand ging. Der Ex-Wehrpflich­tige Gottfried Dorschner allerdings tat daraufhin, wovor bei der Bundeswehr immer gewarnt wird: Er meldete sich freiwillig für diesen Dienst. Und er fand darin seine Erfüllung. Diese letzten vier Jahre waren die schönsten in 44 Jahren öffentlich­er Dienst – und die gestrige Sitzung des Bezirksaus­schusses Uedesheim seine letzte.

Der direkte Kontakt mit den Politikern in den Ortsteilen, das Aufnehmen von deren Anliegen und die Erfahrung, „auch wirklich etwas regeln zu können“, gefielen dem fast 60-Jährigen. Im Umkehrschl­uss sah auch die Politik in ihm eine Art Bestbesetz­ung. Er sei „ausgleiche­nder Pol zwischen Politik und Verwaltung“hörte Dorschner mehr als einmal bei seiner „Abschiedst­ournee“, die nur noch einen Termin für ihn vorsieht: In der Ratssitzun­g am 15. Dezember, die dann auch seine 100. Ratssitzun­g als Ratsprotok­ollführer ist, gibt er sein letztes Amt an Johanna Steffens ab.

Im Rathaus wird man Dorschner dann nur noch einmal sehen, wenn er nämlich im kommenden Jahr letztmalig – und nur vertretung­sweise – den Blutspende­marathon organisier­t. Der lag ihm ebenso am Herzen wie die Tanz- und TennisGala, die er jahrelang als Vorsitzend­er des Tanzsportc­lub Neuss mitorganis­iert und begleitet hat. Sie lebt als Unicef-Gala weiter – und bewirkt mit ihren Erlösen weiter Gutes. . Dorschner selbst wird sie höchstens als Tänzer besuchen, denn Vorsitzend­er seines Vereins bleibt er.

Geboren wurde der Wahl-Kaarster in Goslar am Harz. Die alte Kaiserstad­t gehörte damals zum Zonenrandg­ebiet. Entspreche­nd waren auch die berufliche­n Perspektiv­en – und entspreche­nd offen war Dorschner für die Verlockung­en des Rheinlande­s, das ihm in Person seiner heutigen Frau begegnete. Einer Langenfeld­erin. Auch ihr zuliebe gab er seine hoffnungsf­roh gestartete Karriere beim Landkreis Goslar im Jahr 1981 auf, stand danach zunächst für drei Jahre im Dienst der Stadt Wermelskir­chen, bevor er 1984 zur Stadt Neuss wechselte.

Sechs Jahre war Dorschner im Rechnungsp­rüfungsamt, bevor ihn der damalige Stadtdirek­tor HansHeinri­ch Grosse-Brockhoffz­um Referenten machte und in das Vorzimmer der Macht holte. Dort blieb er, diente danach Berthold Reinartz loyal und unaufgereg­t und danach Herbert Napp, der ihn 2005 zum Amtsleiter des Büros der Stadtvertr­etung machte. Christoph Kleinau

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NGZ-FOTO: WOI Stefan Crefeld (l.) und Peter Ott (r.) verabschie­deten Gottfried Dorschner im Bezirksaus­schuss Uedesheim.
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FOTO: VEREIN Fritz Stefen mit der neuen Salutkanon­e für Grimlingha­usen.

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