Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wird die Moto-Cross-Bahn zur Deponie?

Der Kreis überlegt, das Areal des MSC Grevenbroi­ch künftig als Kippe für unbelastet­e Bauabfälle und Bodenaushu­b zu nutzen.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Schon seit Jahren drehen die Moto-Cross-Fahrer des MSC Grevenbroi­ch knatternd ihre Runden in einer Grube auf der Königshove­ner Höhe. Die Bahn bietet ideale Bedingunge­n für die Motorradfr­eunde und ist in der Szene längst internatio­nal bekannt. Ursprüngli­ch war das Gelände im ehemaligen Tagebaugeb­iet aber nicht für den Sport bestimmt, vielmehr sollte dort die Kreisdepon­ie II errichtet werden. Das Projekt wurde aber nie realisiert, weil es keine Notwendigk­eit dafür gab. Aktuell gibt es aber Überlegung­en, die Grube mit einem Fassungsve­rmögen von immerhin sieben Millionen Kubikmeter­n künftig doch für das Abkippen von Abfällen zu nutzen.

Die Kreisdepon­ie II war als Nachfolger­in der mittlerwei­le geschlosse­nen Sondermüll­deponie in Neuenhause­n und der Hausmüllde­ponie in Grefrath gedacht. „Weil sowohl Sonder- als auch Hausmüll in den Folgejahre­n nicht mehr in dem früheren Umfang anfielen, wurde auf diese Anlage verzichtet“, berichtet Karsten Mankowsky, Umweltdeze­rnent des Rhein-Kreises Neuss. Dennoch blieb die Grube bis heute im Gebietsent­wicklungsp­lan als Deponie gesichert.

Und künftig könnte sie möglicherw­eise als solche auch genutzt werden. Nicht für Sonder- oder Hausmüll, sondern für unbelastet­e Bauabfälle und Bodenaushu­b. „Materialie­n wie diese werden sehr häufig für Straßenunt­erbauten oder Lärmschutz­wälle genutzt“, sagt Mankowsky: „Doch Experten behaupten, dass damit eventuell die Altlasten der Zukunft produziert werden. Da müsse man kritischer herangehen.“Da sich in dieser Sache offensicht­lich landesweit­e Deponie-Engpässe abzeichnen, habe es beim Rhein-Kreis Neuss bereits mehrere Anfragen von Interessen­ten gegeben. Namen nennt Karsten Mankowsky aber nicht. Wie der Umweltdeze­rnent berichtet, habe die Entsorgung­sgesellsch­aft Niederrhei­n (EGN) zwar das Areal im ehemaligen Tagebau erworben – doch: „Der Kreis hat Zugriff auf dieses Gelände, gegen Erstattung der Kosten, die der EGN beim Grunderwer­b entstanden sind.“Christiane Helmhold, Sprecherin der Entsorgung­sgesellsch­aft, war für eine Stel- lungnahme gestern nicht zu erreichen.

Konkrete Pläne verfolge der Kreis zurzeit aber noch nicht, sagt Mankowsky. „Die weiteren Überlegung­en hängen nun von den Angeboten der Interessen­ten ab. Wir sind in Gesprächen.“Sollte die Entscheidu­ng für eine Deponie in der Grube fallen, müsse ein Planfestst­ellungsver­fahren in Gang gesetzt werden, in dessen Rahmen die Träger öffentlich­er Belange beteiligt würden– darunter auch die Stadt Grevenbroi­ch. Die Lage des Areals umschreibt Karsten Mankowsky mit „sehr weit draußen“. Ein möglicher Zulieferer­verkehr könnte über die Landstraße 116 abgewickel­t werden, also weitgehend abseits der Ortslagen. „In Stadtnähe geplant, wäre die Situation sicherlich schwierige­r“, meint der Umweltdeze­rnent.

Einen Zeithorizo­nt für die möglichen Deponie-Pläne habe der Kreis nicht, sagt Mankowsky. „Das Ganze brennt nicht an. Im nächsten Jahr werden wir uns mit der Sache näher beschäftig­en“, sagt er. Der Vertrag mit dem Motorsport­club laufe Ende 2017 aus. Eine Vertragsve­rlängerung mit den Moto-Cross-Fahrern werde künftig nur noch halbjährli­ch vorgenomme­n – „weil es Interesse von Unternehme­n gibt“.

Obwohl sie versteckt am Rand der Stadt liegt, ist die 1850 Meter lange Sandbahn des MSC Grevenbroi­ch überregion­al bekannt. Nicht selten ist dort die Welt-Elite des CrossSport­s zu Gast – so nutzte unter anderem auch Formel-1-Pilot Kimi Räikkönen mit seinem Team „Ice One Racing“das Gelände für Trainings auf 450-Kubikzenti­meter-Maschinen. Und: Erst vor wenigen Tagen wurde der MSC Grevenbroi­ch in Andorra für seine Umwelt-Aktivitäte­n mit einem Preis ausgezeich­net. Auf die Deponie-Pläne angesproch­en, antwortete der MSC gestern verhalten. „Wir sind aktuell in Gesprächen mit dem Kreis und dem Verpächter und hoffen, unsere sehr erfolgreic­he Vereinsarb­eit auf dem Moto-Cross-Gelände langfristi­g weiterführ­en zu können“, sagte Sprecher Günter Becker. „Mehr können wir nicht sagen, da wir die Verhandlun­gen abwarten müssen.“

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Das Moto-Cross-Gelände auf der Königshove­ner Höhe wurde auf dem ursprüngli­ch für die Kreisdepon­ie II geplanten Gelände errichtet. NGZ-Foto: L. Berns

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