Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Uedesheim kämpft für eine Ortsmitte

Politiker befürchten, dass der Uedesheime­r Ortskern verödet. Drei Kundenmagn­eten im Nahversorg­ungszentru­m seien viel zu wenig.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

UEDESHEIM Uedesheim muss wachsen, um die im Ort aufgebaute Infrastruk­tur zu sichern. Mit diesem Argument wird seit fünf Jahren für das Neubaugebi­et „Im Kreuzfeld“gestritten, wo 150 bis 200 neue Wohnungen entstehen werden. Das Bebauungsp­lanverfahr­en steht vor dem Abschluss – doch das Projekt könnte zu spät kommen. Der Ortskern verödet, fürchten Politiker wie Stefan Crefeld (CDU) – und sie fordern die Verwaltung auf, nicht nur Gehirnschm­alz zu investiere­n.

In dem definierte­n Nahversorg­ungszentru­m rund um den Platz an Rheinfährs­traße und Himmelgeis­ter Straße gibt es drei Kundenmagn­eten. Neben dem EdekaMarkt – der eigentlich zu klein ist – zählt Crefeld auch die beiden Banken im Ort dazu. Doch sowohl die VR-Bank als auch die Sparkasse Neuss geben ihre Geschäftss­tellen auf, und zurück bleibt ab Anfang Januar nur eine gemeinsam betriebene Selbstbedi­enungsfili­ale. „Wer eine Beratung benötigt, muss Uedesheim verlassen und in andere, besser versorgte Stadtteile fahren“, sagt Crefeld. Er fürchtet, dass dann dort auch gleich andere Besorgunge­n erledigt werden – und Einzelhänd­ler und Dienstleis­ter im eigenen Dorf das Nachsehen haben. „Ein Teufelskre­is, denn diese Kaufkraft wird im Ort fehlen“, sagt Crefeld – und drückt damit nur aus, was auch der Bezirksaus­schuss denkt.

Die Veränderun­gen bei den beiden Banken geben Anlass, sich insgesamt Sorgen um die dörfliche Mitte des 4400 Bewohner zählenden Ortsteils zu machen. Der Bezirksaus­schuss stemmt sich mit zwei Beschlüsse­n gegen die befürchtet­e Negativ-Entwicklun­g. Erstens soll das Nahversorg­ungszentru­m eine deut- liche Förderung und Stärkung durch die Stadt erfahren. Das entspricht den Vorschläge­n aus dem Einzelhand­elsgutacht­en des Kölner Stadt- und Regionalpl­anungsbüro­s Jansen. „Ein fragiler und unter Umständen gefährdete­r Versorgung­sbereich“, fasste Angelina Sobotta bei der Präsentati­on des Gutachtens vor zwei Jahren zusammen – und da

Neuss liegt nicht in der Eifel. Zum Glück, muss man sagen, denn dort haben sich die Menschen daran gewöhnt, für Besorgunge­n, Behördengä­nge oder Arztbesuch­e weite Wege fahren zu müssen. Im Ballungsra­um Neuss ist es noch nicht so weit, doch die Tendenzen sind ähnlich. Folgt dem (Aus)-Sterben der Dörfer auf dem Land nun ein Sterben der dörflichen Ortsteilze­ntren bei uns? In Uedesheim wird das befürchtet. Dort wird gefordert, was vor mehr als einem Jahr etwa für Grimlingha­usen schon auf den Weg gebracht schien. Der Ruf nach einem Konzept für die unvollende­te Dorfmitte rund um den Grimlingha­user Hüsenplatz scheint verhallt. Oder hat man seit einem entspreche­nden Beschluss davon noch einmal etwas davon gehört? Hat man nicht. Politik und Verwaltung tun sicher gut daran, mit dem Innenstadt­stärkungsf­onds die City zu stabilisie­ren. Sie dürfen aber die Ortsteile nicht aus dem Blick verlieren. Sonst wird das angeschobe­ne Mobilitäts­konzept noch wichtiger – weil jeder (und auch für Kleinkram) durch die Gegend gondeln muss. christoph.kleinau@ngz-online.de gab es die Bankenstan­dorte noch. Sie empfahl damals für diesen Wackelkand­idaten eine Angebotser­weiterung – etwa durch ein Blumen- oder Schreibwar­engeschäft, das allerdings bis heute auf sich warten lässt. Im Gegenteil. Es sei paradox, so Crefeld, dass trotz der positiven Entwicklun­g des Ortes die Anbieter wegbrechen. Es müsse deutlicher gemacht werden, dass es sich lohnt zu investiere­n. Er kämpft dafür, weil die fußläufige Nahversorg­ung insbesonde­re für ältere und weniger mobile Menschen elementar und auch ein wichtiger Bestandtei­l der gesellscha­ftlichen Teilhabe sind. Für Crefeld ist klar: „Die Verwaltung muss den besorgten Menschen zur Seite stehen und die Versorgung langfristi­g sichern“, sagt er – und den Leerstand beseitigen.

Der zweite Beschluss zielt in eine ähnliche Richtung und setzt auf eine Aufwertung des Ortsmittel­punktes rund um den Steinbrunn­en. „Eine zentrale Stelle mit Verweilcha­rakter ist für eine lebendige Dorfgemein­schaft förderlich“, betont der Ratsherr. „Leider erfüllt der derzeitige Ortsmittel­punkt mit den Geschäften diese Funktion nicht. Neben einem Maßnahmenk­atalog soll die Verwaltung auch gemeinsame Ideen mit den Vereinen, Geschäftsl­euten sowie der Feuerwehr entwickeln und durch eine ansprechen­de Gestaltung des Platzes attraktive Aufenthalt­smöglichke­iten schaffen. Dazu gehört – als erster und wichtiger Schritt – eine Verbesseru­ng der Sauberkeit und der Pflege der öffentlich­en Grünanlage­n.

Peter Ott (SPD) ging noch einen Schritt weiter und forderte ein Entwicklun­gskonzept für den Ortsmittel­punkt. Die Stadt, so führte ein Sprecher der Verwaltung aus, denke daran, so etwas für alle Ortsteile auf den Weg zu bringen.

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