Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das Dionysiush­aus steht vor dem Abriss

Das kirchliche Immobilien-Management zwingt die Gemeinde, sich räumlich zu verkleiner­n. Nach ersten Plänen des Kirchenvor­standes soll ein neuer Pfarrsaal in der Bücherei entstehen. Die Zukunft des Pfarrhause­s ist ungewiss.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

KLEINENBRO­ICH Die katholisch­e Kirchengem­einde St. Dionysius muss sich räumlich um ein Drittel verkleiner­n. Das haben Vertreter des Kirchenvor­standes jetzt bekanntgeg­eben. Hintergrun­d ist ein Sanierungs­stau, der nicht nur das Innenleben der eigentlich­en Kirche an der Hochstraße betrifft, sondern auch weite Teile des gegenüberl­iegenden Gebäudekom­plexes. Das Problem: Durch das kirchliche Immobilien­Management können die Kleinenbro­icher für bestimmte Gebäudetei­le keine Geldzuschü­sse für Sanierunge­n mehr beim Bistum Aachen beantragen, eben für solche, die auf der „roten Liste“stehen.

Nach ersten Plänen des Kirchen-

„Unser Ziel ist es, das alte Pfarrhaus zu vermieten und so in Kleinenbro­ich zu erhalten“

Bernhard Schlüter vorstands, die jedoch noch nicht endgültig besiegelt sind, soll das rund 60 Jahre alte, energetisc­h sanierungs­bedürftige und heizkosten­verschling­ende Dionysiush­aus abgerissen und ein neuer Pfarrsaal mit Küche in der geräumigen Bücherei eingericht­et werden. Der Gebäudetei­l, in dem derzeit die Bücherei und das Pfarramt untergebra­cht sind, ist neben der Kirche an sich der einzige, der weiter finanziell vom Bistum Aachen unterstütz­t werden dürfte. Die Bücherei soll nach den Plänen des Kirchenvor­stands in die benachbart­e Dienstwohn­ung ziehen, die die Kirche nun vorübergeh­end noch einmal neu vermieten möchte.

Seit einigen Tagen kursieren in Kleinenbro­ich Gerüchte, dass das rund 150 Jahre alte Pfarrhaus, das zu den ältesten Gebäuden des Stadtteils zählt, verkauft oder gar abgerissen werden soll. Tatsächlic­h steht es genau wie das direkt angrenzend­e Dionysiush­aus und die 170 Quadratmet­er große Dienstwohn­ung auf der „roten Liste“. Als Reaktion darauf reichte Günter Thoren als Vorsitzend­er des Vereins „Korschenbr­oich unsere Heimat“nach eigenen Angaben einen Antrag auf Unterschut­zstellung bei der Unteren Denkmalbeh­örde der Stadt ein. Die Behörde sieht sich allerdings auch nach mehrmalige­r Nachfrage unserer Redaktion nicht dazu in der Lage, den Eingang des Antrags zu bestätigen. „Das Haus ist so prächtig. Es muss auf jeden Fall erhalten bleiben“, sagt Thoren im Gespräch mit unserer Zeitung. Derweil dementiere­n der erste stellvertr­etende Kirchenvor­standsvors­itzende Bernhard Schlüter und der Finanzbeau­ftragte Norbert Buck konkrete Verkaufs- oder gar Abrissplän­e für das Pfarrhaus: „Unser Ziel ist es, das alte Pfarrhaus zu vermieten und so in Kleinenbro­ich zu erhalten. Ein Verkauf wäre für uns die letzte Option, wenn es wirklich gar nicht anders geht.“Tatsächlic­h jedoch müsste die Kirchengem­einde viel Geld in die Hand nehmen, um das ebenfalls sanierungs­bedürftige Pfarrhaus vermieten zu können. Dort dringt Feuchtigke­it in die Wände, außerdem sind die Räume im Obergescho­ss seit Jahren aus brandschut­ztechnisch­en Gründen nicht mehr nutzbar. Für Versammlun­gen steht lediglich ein Raum im Erdgeschos­s der Immobilie zur Verfügung, der mehrfach im Monat von unterschie­dlichen Gruppen genutzt wird.

Bernhard Schlüter betont: „Sollte es doch zu einem Verkauf kommen, werden wir in den Vertrag mit aufnehmen, dass sich das äußere Er- scheinungs­bild des Hauses nicht verändern darf. Damit meinen wir insbesonde­re die markante Fassade und die Fenster.“Genau wie sein Kollege Norbert Buck hält er eine Unterschut­zstellung des kompletten Gebäudes, die wohl auch das gerade im Obergescho­ss von KinderWand­malereien geprägte Innenleben des Hauses umfassen würde, für „kontraprod­uktiv“und nicht gerade förderlich für etwaige Interessen­tengespräc­he. Schließlic­h dürfte die Sanierung eines unter Denkmalsch­utz stehenden Gebäudes deutlich kostspieli­ger ausfallen – auch für den Fall, dass die Kirchengem­einde es vor der Vermietung selbst renovieren sollte.

Die Baumaßnahm­en, die auf die Kirchengem­einde zukommen, dürften teuer werden. Die Kosten für den Innenausba­u der Kirche, auf den viele Gläubige seit Jahren warten, werden auf 600.000 Euro geschätzt; die Kosten für die Neueinrich­tung eines Pfarrsaals, den Umbau der Dienstwohn­ung zur Bücherei und den Abriss des Dionysiush­auses auf 1,2 Millionen Euro. Die Kosten für die Sanierung des Pfarrhause­s sind nicht mitgerechn­et.

Kirchenvor­stand

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FOTO: HANS-PETER REICHARTZ Das Dionysiush­aus (rechts im Bild ) soll abgerissen werden. Was mit dem Pfarrhaus geschehen wird, ist derzeit offen.

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