Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Viele NRW-Gefängnisse sind überfüllt – Personal fehlt
DÜSSELDORF Im nordrhein-westfälischen Justizvollzug wird händeringend Personal gesucht. „Wir brauchen 1000 neue Leute. Wir suchen dringend im ganzen Land“, sagte Peter Brock, Landesvorsitzender des Bundes der Strafvollzugsbediensteten (BSBD). Aktuell seien nur 5710 der 6200 Stellen besetzt. „Hinzu kommt die Lücke, die durch das Personal gerissen wird, das bald altersbedingt aufhören muss“, betont Brock. So müssten in den kommenden fünf Jahren 3000 Bedienstete ersetzt werden, die in den Ruhestand gehen.
Woher so viel neues Personal kommen soll, weiß niemand genau. „Wir wissen aber auf jeden Fall, dass wir die Kräfte brauchen, um den Gefängnisbetrieb aufrechterhalten zu können“, so Brock, der einräumt, dass es eine harte und anstrengende Aufgabe ist, in den Justizvollzugsanstalten zu arbeiten. „Jeden Tag gibt es Übergriffe auf Personal. Irgendwas passiert immer. Beleidigungen gehören schon zum Alltag dazu.“ Die psychische Belastung in dem Job sei hoch.
Anders als die Jugendgefängnisse, die etwa zur Hälfte leer stehen, sind die Justizvollzugsanstalten für Erwachsene in NRW voll – zum Teil sogar überbelegt, wie aus aktuellen Statistiken (Stand 16. Januar 2018) aus dem Justizinformationssystem hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegen. Demnach sitzen in der JVA Dortmund derzeit 426 Insassen ein, obwohl die Haftanstalt nur 405 Plätze hat. In der JVA BielefeldBrackwede sind es 556 Gefangene bei 542 Plätzen. Die JVA DuisburgHamborn ist ebenfalls überbelegt mit 322 Insassen bei nur 311 regulären Plätzen. Überfüllt sind auch die JVAs in Gelsenkirchen, Hagen, Hamm und Kleve. Ein Gefängnis gilt schon bei einer Belegungsquote ab 90 Prozent als voll. Das trifft auf die Gefängnisse in Aachen, Bochum, Castrop-Rauxel, Detmold, Düsseldorf, Essen, Euskirchen, Geldern und Köln zu.
Insgesamt befinden sich in NRWGefängnissen derzeit 16.336 Insassen, davon 11.314 in Einzelhaft.