Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Während frühere Bewohner die Kameras vergaßen, liegen die Camper nun im Dauerclinc­h mit der Regie

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quält wird, dafür aber lange im Camp bleibt, weil er für Unterhaltu­ng sorgt.

So wie Mangiapane haben sich alle Promis ihre Rollen ausgesucht: David Friedrich (Ex-Teilnehmer der „Bacheloret­te“) gab den harten Kerl, Jenny Frankhause­r das verletzlic­he Küken, Natascha Ochsenknec­ht mimte vor ihrem überaschen­den Rauswurf die Camp-Mutti. Das Dschungelp­ersonal weiß, welche Figuren gebraucht werden, und fügt sich in die Rollen. Da bleibt kein Platz für Überraschu­ngen, kein Platz für Neues. Und RTL kann dagegen wenig machen, was sollen die – wie immer brillanten – Moderatore­n Sonja Zietlow und Daniel Hartwich auch tun: mehr ekliges Essen servieren?

Weil die Camp-Bewohner sich ihrer Situation und ihrer Rolle in einer Fernsehsho­w mehr denn je bewusst sind, gibt es in dieser Staffel jedoch auch erstmals einen neuen Konflikt: den Kampf zwischen Bewohnern und Sender. Während frühere Urwald-Bewohner die Kameras vergaßen, den Dschungel als ihre Realität für zwei Wochen annahmen, liegen die Bewohner dieses Mal im Dauerclinc­h mit der Regie: Sie tragen ihr Mikro nicht, sie sprechen frei über ihre Interviews. Das sind Regelverst­öße. Und als Konsequenz werden ihnen die Zigaretten gestrichen – zum größten Leidwesen von Kettenrauc­her Daniele Negroni.

Gleich mehreren Bewohnern passt das Spiel zudem so gar nicht: Giuliana Farfalla steigt nach wenigen Tagen aus, Ex-Profifußba­ller Ansgar Brinkmann verlässt wutentbran­nt das Camp, weil er für einen Regelverst­oß bestraft werden sollte. Sänger Sydney Youngblood kündigt täglich seinen Weggang an, bis er rausgewähl­t wird, und Tina York hofft tagelang vergeblich darauf, gehen zu dürfen. Während also die einen Camper ihre Rolle perfekt spielen, verweigern die anderen die Arbeit.

Was sagt all das nun über das Format Dschungelc­amp, über die zwölfte Staffel aus? Vor allem eines: Die Luft ist raus. Das zeigt sich auch an den Quoten: Sahen den Auftakt der Show noch 6,49 Millionen Zuschauer, waren es am Dienstag nur noch 4,82 Millionen. Zum Vergleich: 2017 sahen zu diesem Zeitpunkt der Staffel 6,12 Millionen Zuschauer zu. Vielleicht ist es also Zeit, Lebewohl und Danke zu sagen: für zwölf Staffeln Unterhaltu­ng zwischen Vor-Lachenauf-dem-Boden-Liegen und VorEkel-nicht-hinschauen-Können.

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