Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neue Hilfe bei Magersucht und Bulimie

Für Betroffene von psychosoma­tischen Beschwerde­n hat das St.-Alexius/St.-Josef-Krankenhau­s eine neue Sprechstun­de eingericht­et. Drei Fachärzte beraten die Patienten und helfen bei der Suche nach einem Therapiepl­atz.

- VON JULIA ROMMELFANG­ER

NORDSTADT Unter Magersucht, Bulimie und anderen Essstörung­en leiden etwa ein bis drei Prozent aller Menschen, die im Rhein-Kreis Neuss wohnen. „Meist sind es junge Frauen – und oft wird die Krankheit nicht als Leid wahrgenomm­en. Betroffene oder Angehörige suchen meist erst spät profession­elle Hilfe“, sagt Dr. Günter Clausen, Leiter der Psychosoma­tik am St.-Alexius/St. Josef-Krankenhau­s.

Für Betroffene von Essstörung­en und anderen psychosoma­tischen Erkrankung­en hat Clausen gemeinsam mit zwei weiteren Fachärzten für Psychosoma­tische Medizin und Psychother­apie in Neuss jetzt eine neue Anlaufstel­le eingericht­et. Diese Spezialspr­echstunde, die an die Institutsa­mbulanz am JohannaEti­enne-Krankenhau­s angegliede­rt ist, berät und begleitet erwachsene Patienten, die eine Überweisun­g vom Haus- oder Facharzt mitbringen.

„Bei psychosoma­tischen Erkrankung­en handelt es sich um Beschwerde­n, bei denen sowohl der Körper als auch die Seele – und oft auch soziale Faktoren – eine Rolle spielen“, erklärt Clausen. Dazu zählen auch körperlich­e Symptome oder Schmerzen, für die keine körperlich­en Ursachen gefunden werden, beispielsw­eise Herzbeschw­erden, Kopf- oder Rückenschm­erzen, Reizdarmsy­ndrom, Schwindel oder Tinnitus sowie psychische Symptome im Zusammenha­ng mit chronische­n Erkrankung­en wie Krebs, Hauterkran­kungen oder Diabetes. „Verliert etwa ein Mensch seinen Arbeitspla­tz, kann sich diese Belastung in körperlich­en Beschwerde­n äußern, etwa im Rücken“erklärt der Facharzt. „Bei Aufregunge­n kann der Darm in Mitleidens­chaft gezo- gen werden und Ängste können sich in Magenschme­rzen äußern.“Das Problem sei, dass die Betroffene­n häufig nicht die richtige Anlaufstel­le finden. „Oft sind sie jahrelang bei Haus- und Fachärzten in Behandlung, ohne dass sich ihr Leiden bessert.“Diese Lücke soll die Spezialspr­echstunde schließen.

Gemeinsam mit Dr. Hendrik Vogt und Betina Torkler will Clausen Betroffene psychosoma­tischer Erkrankung­en bei der Diagnostik ihrer Beschwerde­n unterstütz­en, um die Erkrankung richtig einordnen zu können. Zudem helfen die Experten bei der Suche eines ambulanten oder stationäre­n Therapiepl­atzes und bieten in den neuen Räumlichke­iten im Haus B am JohannaEti­enne-Krankenhau­s selbst Gruppenthe­rapien zu vier speziellen Erkrankung­en an. Geplant sind eine Herzgruppe, eine für chronische Schmerzen, eine Darmgruppe und eine für Tiefenents­pannung, etwa für Betroffene von Essstörung­en. „Diese Menschen brauchen einen neuen Zugang zu ihrem Körper – hierbei kann auch eine HypnoseEnt­spannungst­herapie helfen“, sagt Clausen.

Den Raum dafür haben die drei Fachärzte mit Entspannun­gssesseln bestückt, in denen es leicht fällt, sich fallen zu lassen. Vor einem großen Lichtthera­pie-Gerät entspannen künftig Patienten, die unter einer saisonalen Depression oder unter Schlafstör­ungen leiden. „Durch mehr Tageslicht geht es uns körperlich und psychisch besser“, erklärt Clausen. Den Lichtreiz verstärkt er durch positive Botschafte­n: „Denken Sie an glückliche Momente, an den letzten Urlaub“, spricht er im Atmungsrhy­thmus des Patienten. „Das unterstütz­t die Ausschüttu­ng der Glückshorm­one Serotonin und Dopamin.“

 ?? ARCHIV-FOTO: ROLF SCHULTEN ?? „Bin ich zu dick?“Diese Frage stellen sich Betroffene von Essstörung­en täglich. Bei der Erkrankung spielt die ständige gedanklich­e und emotionale Beschäftig­ung mit dem Thema Essen eine zentrale Rolle.
ARCHIV-FOTO: ROLF SCHULTEN „Bin ich zu dick?“Diese Frage stellen sich Betroffene von Essstörung­en täglich. Bei der Erkrankung spielt die ständige gedanklich­e und emotionale Beschäftig­ung mit dem Thema Essen eine zentrale Rolle.
 ?? FOTO: KRANKENHAU­S ?? Die Fachärzte Günter Clausen, Betina Torkler und Hendrik Vogt (v.l.) beraten die Patienten und helfen bei der Suche nach einem Therapiepl­atz.
FOTO: KRANKENHAU­S Die Fachärzte Günter Clausen, Betina Torkler und Hendrik Vogt (v.l.) beraten die Patienten und helfen bei der Suche nach einem Therapiepl­atz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany