Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fernsehsit­zung ohne Mottolied

3,7 Millionen Menschen schauten die TV-Sitzung im Ersten. Am meisten heizten ausgerechn­et fünf Kölner den Düsseldorf­ern ein.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Eines vorweg: Lautstarke­s Schimpfen auf die Düsseldorf­er Fernsehsit­zung, die am Mittwoch um 20.15 Uhr im ersten Programm ausgestrah­lt wurde, hat sich in der NRW-Landeshaup­tstadt zum Volkssport entwickelt. Zu laut, zu plump, zu provinziel­l ist jedes Jahr aufs Neue zu hören – besonders seit es Facebook gibt. Doch Moment mal! Es ist und bleibt eine Karnevalss­itzung. Und Karneval ist nun mal kein Kabarett. Karnevalss­itzungen leben von leichtem Humor, bunten Kostümen, Musik, Tanz, Alkohol und natürlich einer selbstverl­iebten Darstellun­g der eigenen Heimatstad­t. Hat man das im Kopf, kommt die diesjährig­e TV-Sitzung gar nicht so schlecht weg. Aber langsam. Hier die TV-Sitzung im Schnell-Check:

Was wurde rausgeschn­itten? Jede Menge: Dat Fimmänchen, Heinz Hülshoff, De Rhingschif­fer, Michael Hermes, Jolly und Hally Gally. Bitter für die Künstler, ist aber halt so. Die Begründung vom WDR aus Köln lautet dazu: „Wir haben uns die Entscheidu­ng natürlich nicht leicht gemacht. Da die Sendezeit am Mitt- woch deutlich kürzer ist als die eigentlich­e Sitzung (zwei statt fast fünf Stunden), können wir in der Tat leider nicht alle Künstlerin­nen und Künstler in der TV-Fassung zeigen.“Allerdings haben die Kölner Regis- seure auch ein bisschen Zensur betrieben. Während der Aufzeichnu­ng frotzelte Sitzungspr­äsident Stefan Kleinehr noch in Anspielung darauf, dass Venetia Yvonne die Tochter von CC-Präsident Michael Laumen ist: „Ist natürlich kein Klüngel!“Den TV-Zuschauern blieb die Spitze vorenthalt­en.

Was war kurios? Das Motto-Lied der Session 2018 „Jeck erst recht“von der Gruppe Kokolores hatte der Regisseur auch gleich rausgeschn­itten. Ist aber auch wenig verwunderl­ich, denn bei der TV-Übertragun­g wählt man jene Bilder, bei denen die Jecken am meisten schunkeln und mitsingen. Und das neue MottoLied kennt ja noch kaum einer.

Was war der größte Umschalt-Faktor? Im Saal vor wenigen Wochen war Zotenkönig Markus Krebs gefühlt am besten angekommen. Doch wer die Sitzung live und Krebs noch bei diversen anderen Sitzungen sah, konnte über die Flachwitze bei der zigsten Wiederholu­ng nicht mehr lachen. Zum Glück lief parallel auf 3Sat eine spannende Doku über den Lebensallt­ag in Nordkorea, der die Kalauer-Tirade überbrückt­e.

Wer war im Fernsehen zu sehen? Neben den Menschen auf der Bühne, versteht sich. Denn wer die Fernsehsit­zung schaut, will auch persönlich­e Bekannte auf dem Bildschirm sehen. Landtagsab­geordneter Ulrich Lehne hatte sich gut positionie­rt und kam ins Bild. Natürlich auch die CC-Spitze und OB Thomas Geisel, die in der ersten Reihe saßen. Außerdem natürlich diverse Vertreter der Karnevalsf­amilie Oxenfort und Klüh-Chef Frank Theobald.

Wer war brillant? Auf Platz eins sicher die Kölner Band Brings mit Polka, Polka, Polka. Sie brachte den Saal im TV zum Kochen und wurde verdient ausnahmswe­ise mit „Dreimal Kölle Alaaf“geehrt. Überzeugen­d war auch Sitzungspr­äsident Stefan Kleinehr, der es schaffte, ohne Klamauk dem Düsseldorf­er Karneval ein Gesicht zu geben. Erfrischen­d auch Martin Heyer als Sänger der KG Regenbogen mit „Chaka Waka“.

 ??  ?? Sitzungspr­äsident Stefan Kleinehr mit den Swinging Funfares vor dem Bühnenbild von Jacques Tilly bei der ARD-Fernsehsit­zung RP-Foto: Andreas Endermann
Sitzungspr­äsident Stefan Kleinehr mit den Swinging Funfares vor dem Bühnenbild von Jacques Tilly bei der ARD-Fernsehsit­zung RP-Foto: Andreas Endermann

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