Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In Driesch sind Schwalben willkommen

Schwalben stehen auf der Liste der bedrohten Arten. Nun wurde das erste Haus in Kaarst als besonders schwalbenf­reundlich ausgezeich­net.

- VON CAROLIN SKIBA

DRIESCH Stolz nehmen Claudia Butzi und Matthias Küppers ihre Plakette entgegen. „Hier sind Schwalben willkommen“, steht darauf geschriebe­n, darunter sind zwei Schwalben abgebildet. Das Haus des Ehepaars wurde vom örtlichen Naturschut­zbund als erstes Haus in Kaarst mit dem Prädikat „Schwalbenf­reundlich“ausgezeich­net. Eine Auszeichnu­ng, über die sich das Paar sehr freut, gerade weil es weiß, dass nicht jeder die Sommerbote­n willkommen heißt. „Das Problem ist, dass die Tiere viel Dreck machen“, sagt Küppers. Das weiß auch Ulrike Silberbach vom NABU. „Die Schwalben kommen von unten herangeflo­gen und koten dabei“, erklärt sie. „Dabei könnte man das mit einem Schutzbret­t verhindern.“Leider sei es aber so, dass viele Menschen die Natur scharf trennen in „gute Natur“, die man gern im Urlaub genießt, und „schlechte Natur“, die Arbeit und Dreck macht. Viele Hausbesitz­er entfernen die Nester. Der Lebensraum der Schwalben schrumpft dadurch so sehr, dass die Rauch- und Mehlschwal­ben in einer Liste der gefährdete­n Arten geführt werden. Die Eheleute Butzi/Küppers hingegen sehen es als Bereicheru­ng, dass sie jedes Jahr fliegenden Besuch bekommen. „Das ist doch etwas, das man für die Nachwelt erhalten muss“, sagt Butzi. „Wenn wir morgens frühstücke­n und die Schwalben über uns zwitschern hören, ist das schon sehr schön“, sagt ihr Mann. „Einen Wecker braucht man dann auch nicht mehr“, wirft er hinterher und schmunzelt. Silberbach vom NABU versteht die Freude über die Tiere: „Wenn die Schwalben kommen, kommt der Sommer. Diese Freude darüber hat eine große emotionale Bedeutung.“

Fakt ist aber, dass die Schwalben immer weniger werden. Auch bei den Eheleuten aus Driesch ist das der Fall. „Wir hatten mal sämtliche Dachsparre­n belegt, das ist jetzt leider nicht mehr so“, sagt Butzi. Das liege zum Teil daran, dass die Vögel zu wenig Nahrung finden, weiß die Expertin vom NABU. „Es gibt immer weniger Insekten, darunter leiden auch die Schwalben, denn sie brauchen fliegendes Futter“, erklärt Silberbach. Auf Bio-Äckern sei der Insektenbe­stand noch hoch, dort seien entspreche­nd auch Schwalben zu finden. Aber neben dem Futter brauchen die Tiere eben auch geeignete Plätze, um ihre Nester zu bauen – so wie bei Claudia Butzi und Matthias Küppers. Doch warum haben sich die Vögel eigentlich genau ihr Haus ausgesucht? Silberbach erklärt: „Das Haus hat eine optimale Höhe von etwa fünf Metern. Die brauchen die Tiere. Außerdem müssen die Nester überdacht sein, was hier der Fall ist. Auch die raue Struktur der Wand ist optimal, weil die Vögel ihre Nester quasi daran kleben.“Um ihr Nest zu bauen, nehmen Schwalben im Flug lehmiges Wasser aus Pfützen auf, formen es im Schnabel zu winzigen Kügelchen zusammen und bauen aus etwa 1000 Stück dieser kleinen Lehmkugeln ihr Nest.

Die Aktion schwalbenf­reundliche­s Haus soll die Menschen sensibilis­ieren, dass die Flugkünstl­er die Hilfe der Menschen brauchen, um weiter fortzubest­ehen. Claudia Butzi und Matthias Küppers wollen ihre Plakette gut sichtbar am Haus anbringen, damit jeder sehen kann, dass Schwalben bei ihnen willkommen sind. Sie hoffen, dass ihnen viele Nachbarn folgen werden.

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F.: SKIBA Ulrike Silberbach (l.) hat Matthias Küppers und Claudia Butzi die Plakette persönlich überreicht.

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