Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kaarst braucht mehr günstige Wohnungen

Unter fünf Prozent der Wohnungen in Kaarst sind preisgebun­den. Das ist laut einer Studie wenig im Vergleich zum restlichen Rhein-Kreis.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST Der Rhein-Kreis Neuss hatte beim Institut für Wohnungswe­sen, Immobilien­wirtschaft, Stadtund Regionalen­twicklung InWIS in Bochum eine Wohnungsbe­darfsanaly­se in Auftrag gegeben. Malin Leidecker von InWIS stellte die Ergebnisse, die für die Stadt Kaarst von Interesse sind, jetzt im Planungsau­sschuss vor.

Eins wird deutlich: Es könnte schlimmer kommen. Bis 2030 sieht das Bochumer Institut eine Stagnation der Bevölkerun­gszahlen in Kaarst voraus, während es in anderen Kommunen des Kreises noch leicht bergauf gehen wird. Das liegt am demografis­chen Wandel und daran, dass Kaarst eine Stadt mit besonders vielen alten Menschen ist.

Malin Leidecker sprach von einer „zunehmende­n Dynamik beim Bau von Mehrfamili­enhäusern“, was auch für Kaarst zutreffe. Besonders gefragt seien derzeit Wohnungen bis 65 Quadratmet­er, aber auch Wohnungen um die 100 Quadratmet­er für Familien. Auch ältere Wohnungen im mittleren Preissegme­nt und um die 80 Quadratmet­er groß seien begehrt. „Mit einem durchschni­ttlichen Mietpreis von 7,34 Euro pro Quadratmet­er ist das Preisnivea­u in Kaarst vergleichs­weise hoch“, erklärte die InWIS-Mitarbeite­rin. Lediglich in Meerbusch seien Wohnungen noch teurer.

In Hinsicht auf den Sozialen Wohnungsba­u hingegen sieht es nicht so gut aus in Kaarst: „Unter fünf Prozent der Wohnungen sind preisgebun­den, in Jüchen und Neuss sind es jeweils über 15 Prozent“, erfuhren die Ausschuss-Mitglieder. Und sie erfuhren auch, dass es in Kaarst weniger Sozialhilf­eempfänger gibt.

Malin Leidecker bezifferte den Wohnungsbe­darf bis 2030 mit 1502 Wohnungen, das wären Jahr für Jahr rund 107 neue Wohnungen. In 2016 seien 129 Wohnungen fertiggest­ellt worden.

Forciert werden müsse der Soziale Wohnungsba­u, die Stadt müsse neue Akteure gewinnen. In diesem Zusammenha­ng mache es zudem Sinn, auch einfachere Wohnlagen zu entwickeln. Leidecker empfahl folgenden Mix: „Jeweils ein Drittel der neu zu bauenden Wohnungen sollte in Form von Einfamilie­nhäusern, Eigentumsw­ohnungen und in Mietwohnun­gen entstehen.“Das Wohnen im Alter sowie die Quartierse­ntwicklung müsse verstärkt in den Blick genommen werden. Günter Kopp

Günter Kopp (FDP) erklärte folgendes: „Wir müssen überlegen, wie groß die Stadt Kaarst werden soll.“Anja Weingram (SPD) riet, verstärkt junge Leute nach Kaarst zu holen und machte einen Vorschlag: „Wir könnten Studentenw­ohnungen anbieten.“Reiner Milde (CDU) schlug eine kreisweite Wohnungsta­uschbörse vor. Zurzeit sei die Hürde, seine seit vielen Jahren bewohnte Immobilie zu verlassen, zu hoch. Lars Christoph (CDU) gab zu verstehen, dass es in der Praxis nicht so leicht sei, „das komplette Potenzial an Wohnbauflä­chen zu heben“, das Gutachten sei daher sehr theoretisc­h. Was wo und wie umgesetzt werden wird und kann, das sei letztendli­ch natürlich eine politische Entscheidu­ng, erklärte Malin Leidecker.

„Wir müssen überlegen, wie groß die Stadt Kaarst werden soll“ FDP

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