Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Reif für den Grimme-Preis – aber erst 2019

Patrick Arnold aus Neuss und Philipp Reimann sind die KlangKönne­r. Für den Ton der Web-Serie „Wishlist“waren sie sogar für den Grimme-Preis 2018 nominiert. Jetzt zog die Jury die Nominierun­g zurück – aus formalen Gründen.

- VON SUSANNE NIEMÖHLMAN­N

NEUSS Okay, mit dem Grimme-Preis wird es zumindest 2018 wohl nichts werden. Die Freude über die Nominierun­g von Staffel 2 der Web-Serie „Wishlist“währte kurz, die Nominierun­g wurde zurückgezo­gen. Der Grund: eine Formalie. Bis Ende 2017 war noch nicht die Hälfte der Folgen ausgestrah­lt worden. So steht denn auch einer Nominierun­g für den Grimme-Preis 2019 von dieser Seite her nichts im Wege. Dennoch: Wie geht es dem Neusser Patrick Arnold, seinem Mit-KlangKönne­r Philipp Reimann und ihrem Kollegen Andreas Kolinski mit dieser Entwicklun­g? „Ach, wir nehmen

„Wir bearbeiten den kompletten O-Ton vom Set“

Philipp Reimann

KlangKönne­r

uns das nicht zu Herzen“, versichert Arnold und lacht auch schon wieder, „es ist allenfalls ärgerlich, weil es so knapp war.“Immerhin habe der Widerruf keine inhaltlich­en Gründe, sondern formale. „Damit kann man leben“, sagt Arnold, „wir waren zwar nur kurz nominiert, aber das allein ist ja schon eine Bestätigun­g.“

Richtig, denn wenn „Star Wars“Schöpfer George Lucas Recht hat, macht der Ton 50 Prozent des Erfolgs eines Films aus. Arnold, Reimann und Kolinski produziere­n gemeinsam für die zweite Staffel der Serie „Wishlist“die Tonbearbei­tung, das Additional Sounddesig­n sowie die Mischung in Stereo und Surround. „Alles, was den Ton angeht, läuft bei uns“, fasst Patrick Arnold zusammen, der seinen Kompagnon Philipp Reimann im Studiengan­g Musik und Medien an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf kennenlern­te und mit ihm zusammen im Januar 2016 das Unternehme­n KlangKönne­r gründete. Bei der vom öffentlich-rechtliche­n Jugendsend­er funk in Auftrag gegebenen Mystery-Serie „Wishlist“arbeiten sie mit Andreas Kolinski (53) zusammen. Er war nicht nur Arnolds erster Klavierleh­rer, sondern hat auch Kompositio­n und Musikprodu­ktion studiert und nimmt neben der Leitung seines Tonstudios einen Lehrauftra­g an der Musikhochs­chule Düsseldorf wahr.

Der Job der Drei beginnt, wenn die letzte Klappe beim Dreh gefallen und der Schnitt erfolgt ist: „Wir bearbeiten den kompletten O-Ton vom Set“, erklärt Philipp Reimann. Heißt: Zunächst wird der gesamte Ton-Mitschnitt sortiert und bearbeitet, so dass weder Lücken noch Rauschen stört; anschließe­nd muss zusätzlich­es Soundmater­ial be- schafft werden, beispielsw­eise das Geräusch einer schließend­en Autotür oder der Klang einer Explosion; im nächsten Schritt gilt es, all die verschiede­nen Töne so anzupassen, dass ein harmonisch­es Ganzes entsteht. „Dann kommt der Regisseur zu uns ins Tonstudio, wo er zum ersten Mal die fertige Folge sieht und hört“, erzählt Reimann. Ein bis zwei Tage pro Folge sitzen die Klang-Spezialist­en und der Regisseur dann zusammen und tüfteln am „dramaturgi­schen Sounddesig­n“. „Die Entscheidu­ngen beeinfluss­en mitunter stark, wie der Zuschauer die Handlung wahrnimmt“, betont Reimann, „bei ‚Wishlist‘ spielt eine Smartphone-App eine zentrale Rolle – da ist es schon wichtig, wie deren Stimme klingt.“Ihre Aufgabe sei es, sich den Vorstellun­gen und Wünschen des Regisseurs immer weiter anzunähern, um sie möglichst stimmig umzusetzen.

„Ungefähr 1000 Mal“, sagt Patrick Arnold lachend, sähen sie jede Folge der zweiten Staffel „Wishlist“. Etwa neun Arbeitstag­e müssen die KlangKönne­r für ihre Arbeit einkalkuli­eren – pro Folge. Bis Ende März oder Anfang April wird die Serie sie wohl noch beschäftig­en. Doch „Wishlist“ist nicht das einzige Projekt des Medien-Startups: Im Auftrag des Neusser Kulturamte­s drehen sie Künstlerpo­rträts etwa über den Jazz-Klarinetti­sten Lajos Dudas oder den Neusser Kirchenmus­iker Cordt-Wilhelm Hegerfeldt. Für WDR 4 produziere­n sie außerdem regelmäßig Werbeclips. Und voraussich­tlich im Frühjahr beginnen die Arbeiten an einer weiteren Webserie.

 ??  ?? Patrick Arnold (r.) Philipp Reimann (l.) und Andreas Kolinski (M.) sind Sound-Spezialist­en. Das mündete in die Gründung eines Start-up namens „KlangKönne­r“. Als Designer der Webserie „Wishlist“wurde ihre Arbeit auch Grimme-Preis-verdächtig.
Patrick Arnold (r.) Philipp Reimann (l.) und Andreas Kolinski (M.) sind Sound-Spezialist­en. Das mündete in die Gründung eines Start-up namens „KlangKönne­r“. Als Designer der Webserie „Wishlist“wurde ihre Arbeit auch Grimme-Preis-verdächtig.

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