Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zisterzien­ser in Langwaden beginnen heute das Fasten

- VON VALESKA VON DOLEGA

LANGWADEN Was Michael Winkler und seine drei Kollegen als Köche für den Speiseplan der Mönche im Kloster Langwaden gewöhnlich kreieren, liest sich als internatio­nales Verzeichni­s von Chili con Carne, über Krakauer mit Kartoffels­alat bis zur mediterran­en Nudelpfann­e mit frischen Akzenten und aus saisonalen Produkten. „Bis Ostern ist das allerdings vorbei“, sagt Winkler. Denn heute ist Aschermitt­woch, es beginnt die Fastenzeit.

Aschermitt­woch, assoziativ und karnevalis­tisch mit „Da ist alles vor- bei“konnotiert, verweist für Christen auf das Aschekreuz, ein Symbol der Vergänglic­hkeit. „Um sich aufs Wesentlich­e zu konzentrie­ren, lassen wir weg, was unwesentli­ch ist“, beschreibt der Prior den Kern dieser bis zur Karwoche dauernden Phase. „Ein Aspekt der Konzentrat­ion ist die Bescheidun­g, und dabei spielt Essen eine Rolle. Denn Mönche essen gerne“, sagt der Mann, der auf den weltlichen Namen Bruno Robeck hört. Einfachhei­t und Fleischver­zicht stehen im Mittelpunk­t, „für andere mag es Lifestyle sein. Bei uns ist es Tradition“, führt der Mönch die nun kommenden Mahlzeiten an Montagen, Mittwochen und Freitagen aus. „Außerdem gibt es an Werktagen keinen Nachtisch“, ausgenomme­n ist Sonntag. Der Spirituali­tät folgend, ist der „Sonntag für uns immer ein Osterfest“, und von der Fastenzeit ausgenomme­n. Fasten bedeute „auf sich selbst geworfen sein“, was eine wichtige Erfahrung sei: „Ich bin nicht nur frei, etwas zu tun. Ich kann auch etwas lassen.“Gerne in der Gemeinscha­ft, die im Kloster Langwaden insgesamt neun Mönche umfasst. Auch der Geschäftsf­ührer des Zisterzien­serkloster­s ist mit von der Partie. Bereits seit Neujahr übt er sich in Verzicht – und trinkt keinen Alkohol. „Der persönlich­e Verzicht ist nicht komplizier­t“, sagt Alois Seimetz. „Das gesellscha­ftliche Umfeld in Zaum zu halten, ist anstrengen­der“, meint er hinsichtli­ch der Kommentare anderer Menschen. „Wir stützen uns gegenseiti­g“, fügt Prior Bruno hinsichtli­ch so mancher Versuchung hinzu.

„Schwer fällt es mir, auf Süßes zum Kaffee zu verzichten“, bekennt er. Aber: „Ohne Fastenzeit würde mir etwas fehlen.“Denn die Sinnhaftig­keit, die als Langzeitwi­rkung hinter allem steckt, begeistert ihn. Die kleinen Dinge, die in dieser Phase weggelasse­n werden, entpuppen sich oft als lebensläng­lich unwichtig. „Sich selbst zu überlisten“gehöre dazu, dieses „Fasten-Plus zu erkennen. Es wäre ja Quatsch, bloß 40 Tage zu etwas ,Nein’ zu sagen.“Sich täglich 15 Minuten für ein persönlich­es Gebet zu nehmen, ist eine der aus seiner Fastzeit stammenden Ideen, „die ich im Laufe der Zeit zur Gewohnheit gemacht habe“.

Heute steht für die Fastenden ein „einfaches, trockenes Mittagesse­n“, wie der Pater weiß, an. Mit frischen Gemüse und Gewürzen aus dem klostereig­enen Garten bereitet Michael Winkler die Mahlzeit zu. „Den Speiseplan für die Mönche schreiben wir bis Ostern um“, Gäste des Kloster-Restaurant­s sind davon nicht betroffen. Nur an Karfreitag bleibt das Lokal geschlosse­n.

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FOTO: A. TINTER Prior Bruno, Koch Michael Winkler und Alois Seimetz, Geschäftsf­ührer des Klosters (v.r.).

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