Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neuer Plan für den Verkehr in der Stadt
Der im Jahr 2003 beschlossene Verkehrsentwicklungsplan (VEP) ist längst überholt, die Verwaltung hält eine Neuauflage für erforderlich. Kostenpunkt: 250.000 Euro. Die Politik steigt nächste Woche in den „Meinungsbildungsprozess“ein.
GREVENBROICH Es war 2003, als der Rat zuletzt einen Verkehrsentwicklungsplan (VEP) für Grevenbroich verabschiedete. Jetzt wird es Zeit für einen neuen. Die damals für die nächsten zwölf bis 15 Jahre prognostizierten Verkehrsbelastungen seien „in einigen Ortsteilen schon längst überschritten“, argumentiert Beigeordneter Florian Herpel. „Eine Überarbeitung des Netzes ist sinnvoll.“Ganz preiswert wird das nicht sein: Herpel rechnet mit Kosten von 250.000 Euro. Die Stadt will aber versuchen, einen Teil des Betrages über Fördergelder zu decken.
In einem Verkehrsentwicklungsplan sollen alle Verkehrsarten im Stadtgebiet – vom Fußgänger und Radfahrer über den Autoverkehr bis zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) – betrachtet werden. „Mit dem Ziel, einen umwelt-, stadtund sozialverträglichen Verkehr zu realisieren“, wie Herpel erläutert. Ein VEP macht Bestandsaufnahmen, gibt Prognosen über die künftige Verkehrsentwicklung und nennt auch Maßnahmen. Verbindlich sei der VEP aber nicht, betont Stadtsprecher Robert Jordan. Der Plan „beschreibt einen Rahmen“, für die Maßnahmen seien dann konkrete Beschlüsse erforderlich.
Der bislang vorliegende Plan ist in mehrfacher Hinsicht überholt. So ging die Planung 2003 optimistisch davon aus, dass der Lückenschluss der Landstraße 361n bis 2018 zwi- schen Wevelinghoven und Kapellen realisiert ist. Dementsprechend wurden die Verkehrsströme prognostiziert. Doch das Projekt wurde auf Landesebene auf Eis gelegt. Eine Folge: Statt, wie erwartet, 3500 Au- Florian Herpel tos am Tag rollten auf der Neusser Straße in Kapellen 2015 mehr als Doppelte – 7193 Kraftfahrzeuge täglich. Ähnliches gilt für die Talstraße. Viele Kapellener klagen über den Verkehr und Lärm. Auch auf ande- ren Straßen ist die Verkehrsbelastung stärker als 2003 prognostiziert. So wurde für den Wevelinghovener Hauptstraßenzug (Poststraße/ Oberstraße) mit 6500 Kraftfahrzeugen am Tag gerechnet, laut Bundesverkehrszählung 2015 rollten dort aber rund 8700 Autos täglich. Zudem ging der VEP davon aus, dass das Neubaugebiet „An Mevissen“heute fertig ist – tatsächlich hat der Bau nicht einmal begonnen.
Auch andere Entwicklungen sollen in den Verkehrsentwicklungsplan eingearbeitet werden. Insgesamt hat der Lkw-Verkehr zugenommen, ebenso der Verkehr, der auf der A 46 aus den Niederlanden sowie auf der Bundesstraße 59 rollt.
Ein wichtiges Thema im Plan dürfte auch der ÖPNV sein. Für die künftigen Jahre ist eine S-Bahn-Linie 6 nach Köln geplant, bereits im alten Plan wurde ein zusätzlicher SBahn-Halt in der Südstadt aufgeführt. Ein Problem ist die unzureichende Busanbindung von Neukirchen und anderer Orte im Norden, ein Bürgerbus als Lösung wird geprüft. Besonderen Stellenwert dürfte im VEP auch der nicht motorisierte Verkehr einnehmen, schließlich hat die Stadt einen Antrag zur Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher kommunen gestellt.
Am kommenden Dienstag – so Florian Herpel – soll der Planungsausschuss zunächst „in den Meinungsbildungsprozess“einsteigen, ein Beschluss zu einem neuen VEP soll erst später erfolgen.
„Die prognostizierten Belastungen sind in einigen Orten schon längst überschritten“ Beigeordneter