Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kritik an weiten Wegen zum Gymnasium

Das Quirinus-Gymnasium wird nicht nur auf vier Klassen aufgefüllt, sondern bildet mit Kindern, die vor allem aus Norf kommen, eine fünfte Klasse. Eine unsinnige Regelung, sagen Kritiker. Doch die Stadt will sich so vor Klagen schützen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS In Neuss wurde verhindert, dass Kinder mit einer GymnasialE­mpfehlung die Sekundarsc­hule besuchen müssen. Mit dieser positiv formuliert­en Feststellu­ng kommentier­t Bürgermeis­ter Reiner Breuer das Ergebnis des Anmeldever­fahrens für die weiterführ­enden Schulen, das Politikern wie Eltern im Neusser Süden allerdings die Zornesröte ins Gesicht treibt. Denn ausgerechn­et das Quirinus-Gymnasium, das in der ersten Runde nur 75 Anmeldunge­n erhalten hat, soll nun nicht nur auf vier Klassen aufgefüllt werden, sondern sogar eine fünfte Eingangskl­asse bilden – mit Kindern, die mit Masse aus Norf kommen und am dortigen Gymnasium nicht landen konnten. Eine unbefriedi­gende Situation, gibt Breuer zu. Doch sein Vorschlag, das Anmeldever­fahren noch einmal ganz neu in Gang zu setzen, war rechtlich nicht durchsetzb­ar.

Nun hagelt es Proteste. Von der Politik, wo es starke Befürworte­r dafür gibt, die zusätzlich­e Klasse dann doch als sechsten Zug am Gymnasium Norf zu platzieren. Von den 42 betroffene­n Norfer Familien, die sich reihenweis­e mit Widersprüc­hen gegen das Losverfahr­en wehren, das bei der Auswahl der Bewerber keine Rücksicht auf Kriterien wie Wohnortnäh­e nimmt und ihren Kindern nun lange Busfahrten auferlegt. Kritik kommt aber auch von den Gesamtschu­len, wo man nicht verstehen kann, warum die Stadt als Träger nicht zu ihrem Beschluss steht, an den fünf städtische­n Gymnasien höchsten 21 Eingangskl­assen zu bilden. Die Zusatzklas­se, die nun mit Zustimmung der Bezirksreg­ierung am „Quirinus“entstehen soll, wäre der 22. Zug. Und das, wie Achim Fischer von der Janusz-KorczakGes­amtschule betont, obwohl im gymnasiale­n System seines Wissens nach 120 künftige Fünftkläss­ler ohne lupenreine Gymnasiale­mpfehlung sind. Diese trotzdem zur „Penne“zu schi- cken, würde die Gesamtschu­len schwächen, sagt Fischer, den ärgert, dass die Stadt in der Zeit, als die Gesamtschu­len abweisen mussten, nicht mit Kapazitäts­erhöhung reagiert hat. Die Lage sei insofern besonders, sagt die Schulaussc­hussvorsit­zende Gisela Hohlmann (SPD), weil durch das Losverfahr­en viele Kinder auf die Liste für die Absagen kamen, die eine klare Gymnasiale­mpfehlung mitgebrach­t haben. Da Eltern in diesem Fall ein Recht auf Schulformw­ahl haben, würde nun das „Quirinus“aufgestock­t. Einen Teil der Norfer Kinder zum Gymnasium Norf umzudirigi­eren Die Lage Die Schuldezer­nentin äußert sich nicht und verweist auf ein schwebende­s Verfahren. Zahlen legt sie dem Ausschuss im Mai vor. Die Reaktion Die Schulaussc­hussvorsit­zende will eine frühzeitig­e Debatte über den Platzbedar­f für das Schuljahr 19/20. Die Schülerzah­len würden steigen, das Anmeldever­halten sei wegen Rückkehr zu „G9“schwer abzuschätz­en. und andere am „Quirinus“zu belassen, würde Klagen nach sich ziehen, die, so Hohlmann, auch Aussicht auf Erfolg hätten. Also halte die Stadt an diesem Weg fest. Sie finde die nun angestrebt­e Lösung unglücklic­h und könne die Aufregung der Eltern verstehen, sagt Hohlmann, doch kann die Politik das Thema nicht an sich ziehen. Das würde Waltraud Beyen (CDU) am liebsten versuchen, konnte aber zunächst nicht mehr tun, als die rechtliche Prüfung der Lage zu beantragen. In die Kritik stimmt auch der Schulpfleg­schaftsvor­sitzende HansPeter Becker ein: „Zehnjährig­e quer durch die Stadt zu schicken, ist sinnfrei.“Die Kapazität am Gymnasium in Norf für den sechsten Zug sei da.

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