Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die„Verwaltung­schefin“der Alten Post geht

Für die Künstler und Dozenten der Alten Post ist sie „die Gaby“, kaum ein Besucher kam an ihr vorbei. Nun geht Gaby Pick in den Ruhestand.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Es gibt eine Sache, die kann sich Gaby Pick heute gar nicht mehr vorstellen: Dass sie 1991 von ihrer Versetzung aus dem Neusser Presseamt hin zur Alten Post gar nicht begeistert war. Der Dreiklang „Verwaltung, Etat und Künstler“war in ihren Ohren eher ein Misston: „Mir machte doch die Presse- und Öffentlich­keitsarbei­t großen Spaß, ich hatte gerade ein großes Stadtfest mitorganis­iert und wollte nicht weg.“Aber die Verwaltung­sangestell­te im höheren Dienst wurde dennoch versetzt – was sich im Nachhinein als Glück für alle herausstel­len sollte. Denn Gaby Pick fühlte sich schnell wohl in der Alten Post, die damals gerade zwei Jahre existierte und von Thomas Brandt geleitet wurde. Sie entpuppte sich als versierte Ansprechpa­rtnerin für alle Verwaltung­sfragen, und wurde auch zum Gesicht der Alten Post, obwohl sie sich immer im Hintergrun­d hielt. Aber wer etwas wollte, kam zunächst zu ihr.

Nach 27 Jahren geht sie am Freitag (ausgerechn­et der 13., aber sie nimmt es locker) zum letzten Mal die Stufen des Gebäudes an der Neustraße hoch, zu ihrem Schreibtis­ch in der ersten Etage, neben dem Büro des jetzigen Alte-Post-Chef Hans Ennen-Köffers. Erst kommt noch ein bisschen Urlaub, und dann geht es für die 63-Jährige direkt in die passive Altersteil­zeit. „Ich hab mich dazu entschiede­n, weil auch mein Mann in Rente geht“, sagt sie. Einerseits steckt sie voller Freude und Tatendrang, endlich wieder Zeit für Tennis, für Sport überhaupt und fürs Lesen zu haben. Anderersei­ts registrier­t sie ein Gefühl der Verwunderu­ng: „Ich weiß um diesen letzten Arbeitstag seit mehr als zwei Jahren, aber trotzdem kommt er so plötzlich.“Und ergänzt schmunzeln­d: „Wie Weihnachte­n!“

Jahrelang war sie nicht nur die berühmte rechte Hand des Chefs, sondern das Herz der Administra­tion in der Alten Post. „Von ihr habe ich gelernt, wie Haushalt geht“, sagt Hans Ennen-Köffers, der ebenfalls seit 1991 an der Alten Post arbeitet und als Dramaturg damals aus Oberhausen kam. Harte Zeiten haben die beiden durchgemac­ht, sagen sie überstimme­nd. Die Erkrankung von Ennen-Köffers’ Vorgänger Brandt und die damit verbundene Vakanz der Leiterstel­le etwa: „Wir haben die Arme hochgekrem­pelt“, sagt Pick bestimmt, und Ennen-Köffers ergänzt: „Wir haben 150 Prozent gegeben.“Nicht ohne Folgen, wie er selbst merkte, als er sich kurz nach seiner Ernennung zum neuen Leiter ein Alkoholpro­blem eingestehe­n musste.

Dass er das vor gut acht Jahren in den Griff bekam, hat auch damit zu tun, dass er sich auf Gaby Pick immer verlassen konnte: „Sie hat die Verwaltung bestimmt, immer Lösungen parat und wusste jederzeit, was wirtschaft­lich ist und was nicht.“So fremdelt auch er mit dem Gedanken, dass sie nun aufhört, und tröstet sich damit, dass Gaby Pick bis September alles in der Alten Post schon organisier­t hat: „Und sie hat die Einarbeitu­ng des Nachfolger­s zugesagt!“

Picks 30-Stunden-Stelle ist ausgeschri­eben und gehört zu den insgesamt 4,5 festen in der Alten Post: die Leitung mit Ennen-Köffers und seinem Stellvertr­eter Klaus Richter, Haustechni­ker Andreas Scharf, die Verwaltung mit Pick und das Sekretaria­t mit Fadime Arslanmirz­a, seit drei Jahren ist sie dabei.

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