Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sorge um denkmalges­chützten Pavillon

Lukaskrank­enhaus will Grundstück hinter der Rheintorkl­inik an Investor verkaufen. Stadt sähe dort offenbar gerne eine Kita.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Das Lukaskrank­enhaus hat im Jahr 2004 mit dem Paracelsus­Zentrum an der Hafenstraß­e, der heutigen Rheintor-Klinik, auch das große Grundstück zwischen Hafenund Königsstra­ße erworben. Dafür hat das städtische Krankenhau­s nun keine Verwendung mehr. Ein Verkauf sei so gut wie sicher, sagt „Lukas“-Sprecherin Ulla Dahmen. Ein Investor außerhalb des Konzerns Stadt will auf dem innerstädt­ischen Areal Wohnungen bauen. Mit ihm wird konkret verhandelt. Aber auch die Stadt hat angeblich ein Auge auf die Fläche geworfen, wo potenziell ein Kindergart­en entstehen könnte. Oder kommt beides zustande?

Die Rodungs- und Planierarb­eiten der jüngsten Zeit sind aber noch keine Vorboten eines raschen Baubeginns, stellt Dahmen klar. Vielmehr wurde nur die Basis für archäologi­sche Untersuchu­ngen geschaffen, die von den Archäologe­n der Stadt begleitet werden sollen. Solche Grabungen sind bei Neubauvorh­aben im historisch­en Stadtkern vorgeschri­eben, werden in diesem Fall allerdings einem Kaufvertra­gsAbschlus­s vorangeste­llt.

„Es gibt keine Pläne, dass die Lukita dort tätig wird“, kommentier­t Dahmen die Gerüchte, dass die Stadt gerne auf der Fläche eine Kindertage­sstätte sehen würde. Solche Ideen hatte das Lukaskrank­enhaus im Jahr 2014 zwar selbst erwogen, offenbar aber verworfen.

Doch der Bedarf an Kita-Plätzen ist groß. Auch das Lukaskrank­en- haus, unter dessen Dach die ehemals städtische­n Kitas von dem Träger Lukita weitergefü­hrt werden, hatte zuletzt deshalb Post vom Sozialdeze­rnenten bekommen. Ein Brandbrief, so Dahmen. Inhalt: Die Stadt sucht dringend Kita-Flächen und bittet um Hilfe bei dieser Stand- ortsuche. Diese Botschaft sei auch beim „Lukas“vernommen und mit Verständni­s aufgenomme­n worden. Konsequenz­en: noch keine.

Wie konkret das Interesse der Stadt an der Fläche wirklich ist, will Stadt-Pressespre­cher Peter Fischer nicht kommentier­en. Möglicher- weise gebe es in der Ratssitzun­g am Freitag, 20. April, einen Zwischenbe­richt zur Kita-Situation in Neuss, sagt er. Aber auch dann würden keine Einzelfläc­hen benannt werden. Offenbar, um sie nicht der Gefahr auszusetze­n, als Standort zerredet zu werden.

Wie die Nachnutzun­g auch immer aussieht: Der Pavillon, der einsam und einsturzge­fährdet auf der nun geschaffen­en Brache steht, stellt ein Sonderprob­lem dar. Denn das Gebäude, das Anfang des 20. Jahrhunder­ts von der Familie Werhahn errichtet wurde, steht seit April 2014 unter Denkmalsch­utz. „Wir wissen um die Bedeutung des Pavillons“, sagt Dahmen. Möglicherw­eise bleibe der ja auch auf dem Gelände der Rheintorkl­inik.

Verbürgt ist, dass das Gelände und damit auch der Pavillon einst im Besitz der Neusser Unternehme­rfamilie Werhahn war. Peter Werhahn hatte um 1870/1880 an der Schnittste­lle der von der großen Familie Werhahn bewohnten Häuser eine grüne Oase anlegen lassen, in der sich Hühner tummelten, Gemüse angebaut wurde und exotische Bäume wuchsen. Und wo besagter Pavillon entstand. Bis in die sechziger Jahre sollen Garten und Pavillon mehr oder weniger intensiv als Idyll mitten in der Stadt genutzt worden sein. Danach geriet das Gelände fast in Vergessenh­eit – und mit ihm die heute trostlos anzuschaue­nde Gartenlaub­e.

INTERVIEWD­ANIELA DÄSSEL

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FOTO: -NAU/STADTARCHI­V Der Pavillon, einst Gartenidyl­l der Familie Werhahn (kleines Bild) ist einsturzge­fährdet. Die Fläche, auf der er steht, soll verkauft werden.

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