Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Streit um den Umgang mit Wölfen

Jagen, töten oder besser schützen? Der Umweltauss­chuss hört Experten dazu an.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Stundenlan­g hatten Union und SPD in ihren Koalitions­verhandlun­gen um den Umgang mit einem einzigen Tier gerungen und konnten es im Nachhinein angesichts anderer Probleme selbst kaum fassen. Herausgeko­mmen sind sechs Sätze in einem 175-seitigen Koalitions­vertrag. Es geht um den Wolf und die Frage, wie böse er sein kann, und was gegen ihn unternomme­n werden darf. So heißt es: Wir wollen, dass Wölfe, die Weidezäune überwunden haben oder für den Menschen gefährlich werden, entnommen werden.“

Entnommen werden heißt: abschießen. Und da fängt der Ärger an. Erstens gibt es eben noch keine Richtlinie­n dafür, zweitens scheiden sich die Geister, ob der internatio­nal geschützte Wolf getötet werden darf. Der Umweltauss­chuss des Bundestags wird morgen Experten dazu anhören. Die AfD ist für eine klare Regulierun­g der Wolfspopul­ation und auch die FDP fordert, den Wolf als „jagdbare Tierart in das Bundesjagd­gesetz“aufzunehme­n. Die Linke will einen besseren – staatlich geförderte­n – Schutz von Herdentier­en. So auch die Grünen, die die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht ablehnen.

Nach Angaben der Dokumentat­ions- und Beratungss­telle des Bundes zum Thema Wolf gab es 2016 in Deutschlan­d 285 Übergriffe von Wölfen, bei denen 1079 Nutztiere getötet oder verletzt wurden. Zu den Sachverstä­ndigen wird Eberhard Hartelt vom Deutschen Bauernverb­and zählen, der klare Richtlinie­n fordert. Seiner Ansicht nach muss es erlaubt sein, den Wolf abzuschieß­en, wenn es zu viele Tiere gibt und sie eine Gefahr für Nutztiere darstellen. „Es gibt keine friedliche Koexistenz von Wölfen und Schafen, und es gibt Regionen, wo der Wolf auch nicht hingehört. Entweder fällt die Entscheidu­ng für den Wolf oder für die Weidetiere.“

Der Vorsitzend­e der Berufsschä­fer, Günther Czerkus, betont: „Wir Schäfer brauchen den Wolf nicht, aber wir haben nicht das Recht, ihn auszurotte­n.“Es sei aber eine klare rechtliche Regelung nötig. „Sonst werden wir uns zu Tode klagen.“Es brauche auch eine klare Definition, ab wann ein Wolf böse ist, wie er vertrieben werden darf, wer und wie viel für die Prävention zum Schutz von Nutztieren oder die Entschädig­ung bei gerissenen Tieren zahlt.“Nachfrage: Wie vertreibt man einen Wolf? Czerkus: „Keine Ahnung.“

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FOTO: DPA Tier des Streits: der Wolf.

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