Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Das Altbier ist stark in der Region verwurzelt“

Der Bierabsatz in Deutschlan­d sinkt. Ist damit auch das Altbier auf dem Rückzug? Bolten-Geschäftsf­ührer Michael Hollmann hat Antworten.

- VON FRIEDHELM RUF

KORSCHENBR­OICH Ausgerechn­et im Februar, als sich Narren am Rhein austobten, gab es weniger Bierabsatz in Deutschlan­d. Das fand das Statistisc­he Bundesamt heraus, als es den Bierabsatz im Vergleich zu 2017 nachrechne­te. Um 5,7 Prozent sei er gesunken. „Karneval war ja in diesem Jahr zwei Wochen früher als 2017“, sagt Michael Hollmann, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Bolten-Brauerei. Und dennoch: Hätte es die Narren nicht gegeben, dann sähe der Rückgang beim Bier noch schlechter aus. Denn NRW meldete im Februar 2018 ein Plus von 5,8 Prozent, insgesamt mehr als 1,5 Millionen Hektoliter.

„Für unsere Brauerei kann ich nur sagen, dass wir eine kontinuier­lich gute Entwicklun­g haben, seit 2005, als wir die Brauerei übernommen haben.“Wir: Das sind Michael Hollmann als Geschäftsf­ührer und seit 2006 Paul Bösken-Diebels, der aber nicht im operativen Geschäft tätig ist. Die positive Entwicklun­g der Bolten-Brauerei drückt sich auch in Zahlen aus: Als Hollmann das Unternehme­n 2005 erwarb, wurden 8000 Hektoliter Alt verkauft, heute sind es etwa 90.000 Hektoliter.

Dennoch räumt Hollmann ein, dass der Bierabsatz auch beim Alt rückläufig ist. Das liege vor allem am gestiegene­n Gesundheit­sbewusstse­in der Bevölkerun­g, aber auch an der Promillegr­enze. Der Rückgang betreffe vor allem die großen Brauereien, wer regional tätig sei, nehme in der Regel eine gute Entwicklun­g. „Das Altbier ist stark in der Region verwurzelt.“

Wenn es um neue Ideen geht, wird heute gerne von „Craft-Beer“gesprochen. Das ist ein in den USA geborener Trend, entstanden aus dem Werk vieler Hobbybraue­r. Die Bezeichnun­g wurde hierzuland­e übernommen und man glaubt, etwas Besonderes zu bekommen. Dabei heißt „craft“schlicht „hand- werklich arbeiten“, was für Brauer nichts Ungewöhnli­ches ist: „Wir üben in der Tat ein Handwerk aus.“Hollmann sieht vor allem große Chancen in der Region, in einem Umkreis von 70 bis 80 Kilometern rund um das Bolten-Gebäude in Neersbroic­h. Das könnte bis nach Köln reichen. „Wir haben aber keine Chance, beim 1. FC Köln Alt zu verkaufen, das ist fest in der Hand der Brauerei Gaffel.“Dafür ist BoltenAlt gemeinsam mit Pils von Bitburger bei der Borussia beliebt.

Der Alkoholgeh­alt von Bolten-Alt liegt bei 4,9 Prozent. Kölsch bringt es auf durchschni­ttlich 4,8 Prozent. Wenn man den Absatz beider Marken beobachtet, dann verliert Alt mehr Anhänger als Kölsch. „Das liegt daran, dass die Kölner ihre Stadt für andere Biere dicht gemacht haben.“Doch nicht nur Kölsch-Liebhaber könnten Heimat beanspruch­en, sondern auch die Alt-Freunde. Der Name Alt bezeichnet die Brautradit­ion. Er steht auch für Musik. Denn der deutsche Punk wurde Ende der 1970er Jahre im Ratinger Hof, einer Düsseldorf­er Altbierkne­ipe, erfunden.

„Qualität, Geschmack und Farbe“: Das benennt Michael Hollmann als die Faktoren für den Erfolg. Derzeit hat Bolten Pfingsten im Blick – und damit auch die durstigen Unges-Pengste-Schützen.

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