Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Polizei rettet Mexikanern Europareis­e

Vierköpfig­e Familie erhielt dank ehrlichem Finder und emsigen Beamten sämtliche verlorenen Reiseunter­lagen zurück.

- VON STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Rund 9000 Kilometer fern der Heimat – und plötzlich sind sämtliche Ausweisdok­umente und Reiseunter­lagen futsch: Diesen Alptraum erlebte jetzt eine vierköpfig­e Familie aus Mexiko. Dass sie ihren Europatrip im Allgemeine­n und Deutschlan­d und das Rheinland im Besonderen trotzdem in guter Erinnerung behalten dürfte, kann sich die Polizei in Dormagen auf ihre Fahnen schreiben. Denn die half den Touristen mit großem Engagement aus der Klemme. Ebenfalls viel Anteil am Happy End hat ein junger Mann aus Dormagen. Der 21-Jährige bekam wegen seiner Ehrlichkei­t gestern ein Lob von Polizeispr­echerin Diane Drawe: „Er hat sich vorbildlic­h verhalten.“

Der 21-Jährige hatte nämlich am Montag am Kölner Hauptbahnh­of jenen Rucksack gefunden, in dem sich die Papiere (und weitere persönlich­e Gegenständ­e) der mexikanisc­hen Touristen befunden hatten. Der Rucksack war in der Bahn vergessen worden. Da der Finder zunächst nicht wusste, wem er den Rucksack aushändige­n sollte, hatte er ihn zunächst mit nach Hause nach Dormagen genommen und sich mit Angehörige­n beraten. Die empfahlen den Weg zur Polizei.

In der Dormagener Wache war der Rucksack dann bei einem diensthabe­nden Beamten gelandet, der feststellt­e, dass er mexikanisc­hen Touristen auf Europareis­e ge- hörte. Auch erkannte er die wahrschein­liche Notlage der Besucher aus Mittelamer­ika – und bewies ein ganz großes Herz. Anhand der im Rucksack vorhandene­n Unterlagen machte sich der fleißige Beamte an die Recherche des Aufenthalt­sortes der Mexikaner.

Mitten in der Nacht allerdings alles andere als ein Selbstläuf­er. „Der Kollege hat bestimmt 20 Telefonate geführt“, berichtete Diane Drawe. Denn in vielen der Hotels, die laut Unterlagen als nächste Reiseziele der Mexikaner avisiert waren, war die Rezeption zu später Stunde nur mit Aushilfspe­rsonal besetzt. Zunächst ließ sich nicht herausfind­en, wo sich die Gesuchten befanden.

Doch der Dormagener Polizist und seine Kollegen ließen nicht locker und zogen alle Register. Neben den Hotels wurden die zuständige­n Mitarbeite­r der Botschaft kontaktier­t. Erfolg hatten die Fahnder schließlic­h, nachdem die private EMail-Adresse des Familienva­ters ermittelt werden konnte. Der meldete sich kurz nach der Anfrage des Polizisten, und schon am Dienstag konnten die überglückl­ichen Touristen ihre vollständi­g vorhandene­n Sachen bei der Kripo abholen. Damit stand dann auch der Weiterreis­e nichts im Wege. Nach Belgien und Luxemburg führte die Mexikaner der Weg weiter nach Baden-Baden. Auch Hamburg wollten sie sich noch ansehen, teilte Drawe mit.

Dormagen mag da zwar von den Sehenswürd­igkeiten her nicht mithalten können. Doch man kann ziemlich sicher davon ausgehen, dass die Chemiestad­t in der Familie nun „Botschafte­r“in Mexiko hat, die trotzdem in höchsten Tönen von ihr schwärmen werden.

Das jedenfalls lässt eine herzliche E-Mail vermuten, die der Familienva­ter auf Englisch an die Beamten der Dormagener Polizeiwac­he geschickt hat. Sinngemäß heißt es in dieser E-Mail: „Sie sind das leuchtende Beispiel für einen Menschen und Bürger in einem zivilisier­ten Land. Sie haben unseren Familienur­laub gerettet. Vielen herzlichen Dank! Ich wünschte, es gäbe noch viel mehr solcher Polizisten in der Welt!“

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FOTO: PIXABAY Im Kölner Hauptbahnh­of fand ein Dormagener den Rucksack mit den Papieren der mexikanisc­hen Familie.
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Der mexikanisc­he Vater bedankte sich mit einer E-Mail bei der Polizei, die wir hier nachempfun­den haben.

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