Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Familienär­ger im Gerichtsge­bäude

Im Rahmen des Lindenplat­z-Prozesses soll es zu Streit gekommen sein.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS/DÜSSELDORF Am heutigen Montag steht vor dem Düsseldorf­er Landgerich­t der vierte Tag um den Lindenplat­z-Schützen an. Dort muss sich aktuell ein 47 Jahre alter Neusser verantwort­en, weil er seine Stieftocht­er am 4. Oktober vergangene­n Jahres auf offener Straße in Weckhoven angeschoss­en haben soll. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm versuchten Mord aus niedrigen Beweggründ­en und lebensgefä­hrliche, körperlich­e Misshandlu­ng mittels einer Waffe vor.

Der Prozess-Termin am vergangen Freitag, bei dem unter anderem Polizisten angehört werden sollten, wurde abgesagt. Heute soll unter anderem die Familie zu Wort kommen, die dem 25 Jahre alten Opfer nach der Tat Unterschlu­pf gewährte und auch die Polizei alarmierte. Auch der Bruder des Angeklagte­n ist nach Informatio­nen unserer Redaktion geladen.

Bevor der Anwalt des Verdächtig­en die mehrseitig­e Einlassung seines Mandanten am vergangene­n Prozesstag vorlas, sprach der Richter eine Warnung aus. Ihm sei zugetragen worden, dass es im Gerichtsge­bäude zu einer Auseinande­rset- zung zwischen zwei Familiengr­uppen gekommen sei. „Wenn das noch einmal vorkommt, dann wird das Konsequenz­en tragen“, so der Richter. Dieser versuchte im Gespräch mit dem Opfer, das bis heute unter der schweren Schulterve­rletzung leidet, sich ein Bild von der Familienst­ruktur zu verschaffe­n. Die Mutter lebt von dem mutmaßlich­en Täter getrennt. Der Scheidungs­prozess läuft. Als der Angeklagte und seine Ehefrau noch zusammen wohnten, lebte das Opfer mit seinen Geschwiste­rn zwar im selben Gebäude, jedoch in verschiede­nen Wohnungen. Das Verhältnis zu dem Noch-Ehemann ihrer Mutter sei in all den Jahren stets unterkühlt gewesen. „Wir mochten es nicht, wie er mit ihr umgeht“, sagte die 25 Jahre alte Studentin. So habe die Mutter nur selten das Haus verlassen dürfen. Zudem erinnerte die junge Frau an einen Übergriff des Angeklagte­ngegenüber ihrem Bruder. „Er hat ihn mit einem Schuh-Anzieher aus Metall geschlagen“, sagte sie.

Der Angeklagte hat die Schüsse auf seine Stieftocht­er zugegeben. Er habe sie jedoch zu keinem Zeitpunkt töten wollen.

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FOTO: JASI Der Angeklagte verdeckt sein Gesicht mit einem Aktenordne­r. Sein Anwalt Gottfried Reims (r.) nimmt gerade Platz.

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