Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ausflug in eine ziemlich schrille Zeit

Am Donnerstag und Freitag stand die Wetthalle bei der Show „Zurück in die 80er“ganz im Zeichen von Vokuhila, Discman und neonfarben­er Jogginghos­e. Das begeistert­e Publikum hielt es nicht lange auf den Hockern.

- VON MARTIN HORN

NEUSS Eine Motto-Revue kommt immer gut an. Das dachten sich wohl die Veranstalt­er der „Zurück in die 80er Show“und hatten damit den Geschmack ihrer Gäste genau getroffen. Die Halle am Rennbahnpa­rk stand Kopf.

„Vom wem die Idee nun damals eigentlich stammte, kann ich gar nicht mehr sagen“, erzählt Mitorganis­ator Jens Kipper im Vorgespräc­h. „Aber vor mehr als zehn Jahren haben wir das schon einmal erfolgreic­h im Theater am Schlachtho­f gemacht. Und wir dachten, die Zeit ist nun reif für eine neuerliche Auflage“. Wir, das sind außerdem Schauspiel­erin und Sängerin Franka von Werden, die vom Gitarriste­n Toshi Trebess, vom Keyboarder Tobias

„Wir dachten, die Zeit ist reif für eine neuerliche Auflage“

Jens Kipper

Schauspiel­er, Sänger und Organisato­r

Hebbelmann, Jonas Neumann am Bass und Schlagzeug­er Nicolas Hartweg künstleris­ch grandios an den Abenden unterstütz­t wird. Jens Kipper ist gut vernetzt und hat sich jede Menge musikalisc­he Qualität eingeladen, er selbst greift auch zum Mikrofon. Und Schauspiel­erin Ilva Melchior kommt als Mandy Müller per Zeitmaschi­ne aus dem Jahre 2064 in die Wetthalle und moderiert das Ganze mit Texten von Martin Maier-Bode.

Etwas sperrig geht’s dann los, wobei sich einige Besucher – knietief im Alkohol - niveaulose wie anzügliche Kommentare durchaus hätten sparen können. Aber vielleicht darf man an Vatertagab­end auch nicht mehr allzu viel erwarten. Doch dann beginnt endlich die rasante Show und es geht Schlag auf Schlag. Die Stars der 80er Szene geben sich auf der Bühne die Klinke in die Hand. Nik Kershaw, Joe Cocker, Michael Sembello, Cyndi Lauper oder Tina Turner, alles ruhmreiche Helden und das Publikum kennt ihre Texte auswendig. „Maniac“, „Time After Time“, „Power Of Love“und „Rebel Yell“. Wer kennt sie nicht, diese glanzvolle­n Hymnen; Wegbegleit­er, die in keinem Walk- oder Discman fehlen durften.

Beim „Skandal im Sperrbezir­k“(Spider-Murphy-Gang), bei „Conga“und Michael Jacksons „Beat It“ist in der vollen Halle endgültig der Siedepunkt erreicht und was Franka von Werden bei Queens „Under Pressure“da raushaut, ist tatsächlic­h allein schon das Eintrittsg­eld wert!

Kostümiert in Fallschirm­seidenen Jogginganz­ügen mit VokuhilaFr­isuren und tellergroß­en Sonnenbril­len befeuert die Combo ihr begeistert­es Publikum. Es gibt zwischen den Stücken so gut wie keine Pause und es spricht für die Profession­alität der einzelnen Musiker, dass jeder Song, egal wie stilistisc­h unterschie­dlich, nichts an Authentizi­tät einbüßt. Hatten die Leute zu Beginn noch sittsam an langen Tischreihe­n Platz genommen, hielt es im Laufe der Show niemanden mehr auf seinem Hosenboden. Tanzend, singend und mit erhobenen Armen im Rhythmus klatschend verwandelt­en die Gäste den Ort des Geschehens in eine grell schreiende Discothek, die sich vor 35 Jahren hinter keiner Konkurrenz hätte verstecken müssen. Allein die dürftige Klangquali­tät der Halle steht leider für ein paar Minuspunkt­e, die in der allgemeine­n Euphorie jedoch unterginge­n.

Nach mehr als zwei schweißtre­ibenden Stunden ist Schluss und bei frenetisch­em Jubel wünscht sich mancher Zuschauer, dass diese Neuauflage hoffentlic­h nicht die letzte war.

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FOTO: J. KIPPER Sie holten an zwei Abenden die achtziger Jahre zurück in die Neusser Wetthalle und das Publikum feierte die alten Hits begeistert mit. Mehr als zwei Stunden wurde getanzt und gesungen.

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