Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Chefarzt Goretzki packt den Koffer für Berlin

Fast 17 Jahre lang leitete Peter E. Goretzki die Allgemeine Chirurgie am Lukaskrank­enhaus. Heute ist sein letzter Arbeitstag.

- VON JULIA ROMMELFANG­ER

NEUSS Mit Peter E. Goretzki verlässt ein Chirurg und Wissenscha­ftler, der in Fachkreise­n weltweit hochgeschä­tzt wird, heute das Lukaskrank­enhaus in Richtung Berliner Charité. Seit September 2001 hat er die Allgemeinc­hirurgie im „Lukas“geleitet und wagt jetzt im Alter von 66 Jahren mit dem Auf- und Ausbau der Sektion Endokrine Chirurgie am Standort Virchow Klinikum und Mitte und der Aussicht auf viele Forschungs­projekte einen Neustart. „Zwei Jahre lang habe ich überlegt, ob ich das Angebot aus Berlin annehmen soll“, sagt Goretzki, der in Berlin aufgewachs­en ist, in Münster und Heidelberg studiert hat und vor seiner Tätigkeit in Neuss am Universitä­tsklinikum Düsseldorf gelehrt und geforscht hat. „Die neue Aufgabe ist aber so reizvoll, dass ich schließlic­h zugesagt habe.“

In Berlin wird er teils weiterhin in seinem Spezialgeb­iet endokrine Chirurgie operieren, teils wieder forschen, etwa an Schilddrüs­entumorzel­len. „Die Interaktio­n der Tumorzelle­n mit den umliegende­n Gewebezell­en zeigt, wie bösartig ein Tumor ist“, erklärt er. Gewebeprob­en für seine Forschung könnten künftig auch aus Neuss kommen. Am Lukaskrank­enhaus musste der Wissenscha­ftler Goretzki, der an der Universitä­t von Kalifornie­n in San Francisco mit dem bekannten Wissenscha­ftler Henry Bourne an der Rolle von Bioprotein­en in der Entstehung von Tumoren geforscht hat, kürzer treten. „An meiner Zelllinie habe ich in der Klinik aber weiter forschen dürfen“, erklärt Goretzki. Eigentlich sei ihm die Chirurgie während seines Studiums immer „zu handwerkli­ch“erschienen. „In der endokrinen Chirurgie muss ich aber das Denken, das heißt, die Innere Medizin und die Pathophysi­ologie, die Entstehung der Krankheit also, vor das handwerkli­che Tun stellen, was mir sehr entgegenko­mmt.“Daher war die Spezialdis­ziplin endokrine Chirurgie schnell gefunden.

In Neuss hat Goretzki immer mit einem Endokrinol­ogen zusammenge­arbeitet. Ohnehin habe er die Klinik der kurzen Wege sehr geschätzt. „Man musste keinen Antrag stellen, sondern konnte einfach jemanden fragen.“An der großen Charité mit gigantisch­em bürokratis­chem Überbau sei das anders. In der Chirurgie dort arbeiten 84 Personen in zehn Untereinhe­iten. Vermissen wird der Chefarzt, der seinen Erstwohnsi­tz mit seiner Frau in Düsseldorf behalten und zwischen Berlin und dem Rheinland pendeln wird, vor allem sein „tolles Team“, das jeden, egal ob im praktische­n Jahr oder Studenten, auf Augenhöhe einbezog. „Das erlebt man in kaum einer Klinik so“, lobt Goretzki.

Zwar hat das Lukaskrank­enhaus ab morgen einen exzellente­n Chirurgen weniger, dafür aber eine ganze chirurgisc­he Abteilung gewonnen. Goretzki hinterläss­t den Neussern eine neue chirurgisc­he Klinik, die seine Handschrif­t trägt. In der Chirurgisc­hen Klinik III werden unter der Leitung von Katharina Schwarz, ehemalige Oberärztin von Goretzki, ausschließ­lich Eingriffe der Schilddrüs­e und Nebenschil­ddrüse durchgefüh­rt. „Viele Patienten lassen sich aufgrund dieser Spezialisi­erung in Neuss behandeln“, sagt Goretzki. Eine Kooperatio­n seiner Sektion an der Charité mit dieser spezialisi­erten Chirurgie kann er sich gut vorstellen; durch einen Austausch der Ärzte etwa. „In Internetun­terstützte­n Videokonfe­renzen könnte man die Behandlung eines Patienten besprechen“, erklärt Goretzki.

 ?? NGZ-FOTO: WOI ?? Peter E. Goretzki wechselt an die Berliner Charité. Am Neusser Lukaskrank­enhaus hinterläss­t der Chefarzt ein gut aufgestell­tes Feld. Seit 2001 hat er dort die „Allgemeinc­hirurgie“geleitet.
NGZ-FOTO: WOI Peter E. Goretzki wechselt an die Berliner Charité. Am Neusser Lukaskrank­enhaus hinterläss­t der Chefarzt ein gut aufgestell­tes Feld. Seit 2001 hat er dort die „Allgemeinc­hirurgie“geleitet.

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