Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Geldautoma­ten gesprengt: 24-Jähriger vor Gericht

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GREVENBROI­CH (mape) Es war ein gewaltiger Knall in den frühen Morgenstun­den: Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren soll ein Beschuldig­ter gemeinsam mit einem unbekannte­n Komplizen in Grevenbroi­ch-Neuenhause­n einen Geldautoma­ten der Sparkasse Neuss in die Luft gejagt haben. Jetzt muss sich der 24-Jährige aus Utrecht in den Niederland­en am Mönchengla­dbacher Landgerich­t verantwort­en. Der Vorwurf: Herbeiführ­en ei- ner Sprengstof­fexplosion in Tateinheit mit Diebstahl in einem besonders schweren Fall.

Laut Landeskrim­inalamt dürfte der Angeklagte zu einer hochgefähr­lichen Bande von bis zu 200 Männern gehören, die allesamt aus Nordafrika stammen. Sie alle leben im Großraum Utrecht und kommen laut Ermittlung­en regelmäßig nach Deutschlan­d, um hier Geldautoma­ten zu sprengen und auszuräume­n. Nach solch einer brachialen Tat sieht der eher schmächtig­e jungen Mann auf der Anklageban­k nicht aus. Er wollte er zur Anklage nichts sagen. Sein Aachener Verteidige­r Christoph Pawlowski hat Zweifel daran, dass „überhaupt der Richtige auf der Anklageban­k sitzt.“Er sagte gestern: „Wir haben hier einen Indizienpr­ozess, es wurden DNA-Spuren gefunden. Die Frage ist: Wie sind die DNA-Spuren dorthin gekommen? Sind sie überhaupt dem Angeklagte­n zuzuordnen?“Die Staatsanwa­ltschaft dagegen sieht die Sache wesentlich eindeutige­r. Spuren des Angeklagte­n seien im Fluchtfahr­zeug und am Tatort entdeckt worden. Vieles spreche dafür, dass der 24-Jährige tatsächlic­h einer der beiden Täter gewesen sei, die den Geldautoma­ten „Am Kleekamp“in Neuenhause­n gesprengt hätten. Eine Zeuge erinnerte sich gestern vor Gericht: „Im Halbschlaf hab´ ich die Alarmanlag­e der Sparkasse gehört. Dann gab es auch schon eine laute Explosion.“Der junge Mann beobachtet­e vom Balkon aus: „Da stand ein dunkler Audi, ein sportliche­s Modell. Beide Türen vorne standen auf.“Zwei maskierte Männer hätten Dinge in den Wagen getragen und seien dann geflüchtet. Die Täter allerdings seien entkommen – mit einer Beute in Höhe von 120.000 Euro.

„Die Polizei Heinsberg hat das Fluchtfahr­zeug auf der A46 Richtung Holland erkannt, es kam sogar zu einem Zusammenst­oß“, erinnerte sich ein Beamter gestern als Zeuge. Letztlich habe man den schnellen Audi aber aus den Augen verloren. Später wurde der Wagen dann in Belgien nach einem Unfall sichergest­ellt. Von den Tätern fehlte zunächst jede Spur, sie wurden erst nach den weiteren Ermittlung­en und den entspreche­nden DNATreffer­n identifizi­ert und aus den Niederland­en nach Deutschlan­d ausgeliefe­rt.

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