Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit Musik zu den Rändern Europas

Das 17. Inselfesti­val in Hombroich wird zum 15. Mal von Rainer Wiertz gestaltet. Fünf Tage gibt es Konzerte, Klangwande­rungen und Lesungen auf der Museumsins­el und der Raketensta­tion.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Damit das schon mal klar ist: „Wir hatten Esther Kinsky eingeladen, bevor sie den Buchpreis zugesproch­en bekam!“Rainer Wiertz lacht. Aber ein bisschen Stolz schwingt doch mit, wenn er von den Veranstalt­ungen des 17. Inselfesti­vals auf der Museumsins­el und der Raketensat­tion erzählt. Alle zwei Jahre findet es statt, im Wechsel mit den anderen Veranstalt­ungsreihen, die mit „Hombroich: ...“beginnen , mal den Zusatz ... „Literatur“und seit dem vergangene­n Jahr auch ...„Philosophi­e“haben können.

Das Musikfesti­val ist dabei nicht nur mit das älteste, sondern gehört auch zu den umfangreic­hen. Traditione­ll findet es an Pfingsten statt, beginnt dieses Mal am kommenden Donnerstag und endet am Montag, 21. Mai. Und ebenso traditione­ll stellt es die zeitgenöss­ische Musik in den Fokus.

„Natürlich habe ich für jedes Festival bisher ein Konzept gehabt“, sagt Wiertz, der im Brotberuf Kulturrefe­rent der Stadt Neuss ist und dort unter anderem auch das Shakespear­e-Festival im Globe und die stätische Konzertrei­he im Zeughaus verantwort­et. „Immer steht dabei eine Frage im Mittelpunk­t: Was möchtest du präsentier­en?“Für die aktuelle Auflage hat sich Wiertz ganz bewusst für ein Thema entschiede­n, das einerseits die zeitgenöss­ische Ausrichtun­g betont, aber anderersei­ts auch Fühler ausstreckt in Regionen, die „an den Rändern Europas“liegen. Ganz nebenbei hat ein solches Motto noch eine sehr pragmatisc­he Auswirkung, weiß Wiertz: „Damit kann man Geldgeber überzeugen.“

Denn die braucht es auf jeden Fall. Veranstalt­er des Festivals ist der Fördervere­in des Kulturraum­s Hombroich, Die Kunststift­ung NRW ist unter anderem dieses Mal mit im Boot, und dort, so erklärt auch Peter Gloystein als Vorsitzend­er des Fördervere­ins, sei das Programm auf Gefallen gestoßen. Für ihn wie für Wiertz, der das Inselfesti­val als (genehmigte) Nebenbesch­äftigung seit 2004 betreut, ist es zudem wichtig, mit dem Festival nicht allein die in Hombroich arbeitende­n Musiker und Komponiste­n zu spiegeln.

„Georg Kröll ist und bleibt ein wichtiger Ratgeber“, sagt Wiertz entschiede­n, aber weder er noch etwa Christoph Staude sind Drehund Angelpunkt des Programms. „Wir wollen nicht bei den Inselkompo­nisten stehen bleiben“, meint Wiertz. Und so richtet sich der Blick des Festivalma­chers dieses Jahr nach Island, Aserbeidsc­han oder Armenien, denn Wiertz sieht in den Kompositio­nen von Musikern aus diesen Ländern auch eine Beziehung zu den typisch europäisch­en wie Bach oder Beethoven. Dazu passt es denn auch, dass er im Rah- men des Projektes „Building Bridges“von Sir András Schiff die Pianisten Zoltan Fejeravi und János Paojtay präsentier­en kann. Ziel des Schiff-Projektes sei es, „Talente zu fördern, die sich dem internatio­nalen Zirkus des Wettbewerb­s nicht stellen“, wie Wiertz sagt.

Dass unter all den Musikern mit Esther Kinsky auch eine Literatin eingeladen wurde, ist auch Hombroich-typisch. Denn Oswald Egger, der auf der Raketensta­tion arbeitet, steuert ebenfalls Programmpu­nkt bei – in diesem Fall eine Lesung mit Kinsky und Farhad Showgi, die auch von Egger moderiert wird.

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FOTO: AVH Rainer Wiertz gestaltet seit rund 15 Jahren auch das Inselfesti­val des Fördervere­ins Hombroich. Für die 17. Auflage richtet er den Blick auf Musik von den „Rändern Europas“.

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