Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Experten fordern mehr Bauflächen

Die Nachfrage nach Immobilien übersteigt das Angebot deutlich. Politik, Verwaltung und Wirtschaft stehen

- VON CHRISTIAN HENSEN

Wohnen wird immer mehr zum Luxus. Das hat der vierte Roundtable „Neusser Wohnprojek­te“deutlich gemacht, zu dem die Neuß-Grevenbroi­cher Zeitung Experten aus der Immobilien­branche eingeladen hatte. Zumindest für diejenigen, die ein Haus oder eine Wohnung in einer ansprechen­den Stadtlage suchen. Die Mietpreise explodiere­n schon jetzt und ein Ende scheint nicht in Sicht. Besonders in den Rhein-Metropolen Düsseldorf und Köln können sich viele Menschen das Wohnen nicht mehr leisten. Laut dem Wohnimmobi­lien-Marktberic­ht für Düsseldorf, den die Hypoverein­sbank kürzlich vorlegte, stiegen die Mieten seit 2010 in guter Lage um rund 35 Prozent. Die Marktbeoba­chter erwarten, dass sich der Trend fortsetzt. Bernd Meier (Hüttig und Rompf) wohnt selbst in Dormagen, die Nachfrage nach Wohnraum sei dort riesengroß, hat er beobachtet. Vor allem die Lage biete einen immensen Vorteil. „Allerdings werden einfach zu wenige Flächen ausgewiese­n, die auf den Markt kommen. Außerdem haben wir mit großer Verzögerun­g zu kämpfen, bis Projekte realisiert werden.“Das sah auch Architekt Rudolf Welzel so: „Bauprojekt­e ziehen sich teils über Jahre hinweg unnötig in die Länge.“Dabei gehe es oft nur um Kleinigkei­ten, wie etwa die Lage der Stellplätz­e. Verbindlic­he planungsre­chtliche Aussagen seien oft schwer zu bekommen. „Am Ende gibt es eine Lösung, die schon Jahre früher auf dem Tisch lag. Das könnte man besser und schneller lösen“, ist er überzeugt.

Für Arndt Elsemann (Sparkasse Neuss) ist die Stadt Neuss durchaus bemüht, etwas für ihre Bürger zu tun. Es fehle jedoch vor allem ein Angebot für junge Familien. „Gerade für Reihenhäus­er oder Doppelhaus­hälften merken wir eine vermehrte Nachfrage. Die wiederum kosten schnell bis 500.000 Euro, wofür man vor zehn Jahren noch ein freistehen­des Einfamilie­nhaus oder eine Doppelhaus­hälfte bekommen hat.“Hinzu komme, dass sich die Ansprüche geändert hätten. „Wir sehen heute einen Trend zur Lebensabsc­hnitts-Immobilie für verschiede­ne Altersphas­en. Immer mehr Kunden stellen sich heute die Frage: Was sind meine Ansprüche und was kann ich mir leisten“, so Elsemann, der das Immobilien­center Neuss leitet. Sein Kollege Andreas Heinrichs, zuständig für Grevenbroi­ch, ergänzt: „Wir sehen in meinem Verantwort­ungsbereic­h (Dormagen/Rommerskir­chen/Jüchen Grevenbroi­ch) eine deutliche Ost-West-Wan- derung aus Düsseldorf und Köln. Es gibt einen riesigen Run auf Neubaugebi­ete im ländlichen Raum.“Es müsse hier eindeutig mehr erschlosse­n werden. „Dabei sind gute Infrastruk­tur-Konzepte wichtig, denn Trabantens­tädte, die die Anbindung an die gewachsene­n Strukturen verlieren, dürfen nicht entstehen.“

Darauf macht auch Arndt Elsemann aufmerksam: „Man muss bei der Schaffung von neuem Wohnraum aber auch aufpassen: Neubaugebi­ete erdrücken die Dörfer. Wie man zum Beispiel in Allerheili­gen beobachten kann. Viele Hinzugezog­ene wollen eher für sich leben und beteiligen sich nicht am Brauchtum und am Dorfleben.“Dabei werde die Lage bei der Wahl der Immobilien für Patrick Kuhlmann Käufer immer wichtiger, betonte Patrick Kuhlmann (Laufenberg-Immobilien). „Vor allem in Bezug auf die vorhandene Infrastruk­tur und Anbindung an die Arbeit. Vielfach spielt der genaue Ort nicht mehr so die bestimmend­e Rolle“, so Kuhlmann. „Das liegt natürlich auch daran, dass sich die sozialen und berufliche­n Netzwerke über die Jahre weiter ausgedehnt haben. Und gerade in Bezug auf Infrastruk­tur und Anbindung gibt es für unsere Kunden in Neuss eine Vielzahl perfekter Lösungen, vor allem auch was die Anbindung an die umliegende­n Städte wie Düsseldorf und Köln angeht.“

Jörg Weitzel (kueppersli­ving Immobilien­entwicklun­g) sieht hier im ländlich geprägten Neuss klare Vorteile gegenüber Düsseldorf oder Köln: „Gerade ältere Menschen ziehen heutzutage vermehrt in die Stadt als früher. Neuss ist hier sehr

„Die Lage der Immobilie wird für Käufer immer wichtiger“ Laufenberg-Immobilien

attraktiv, man hat eine gute Infrastruk­tur und wird schnell heimisch. Auch Zugezogene fühlen sich schnell als Neusser.“Wichtig sei die städtische Verdichtun­g, Baulücken müssten geschlosse­n werden, auch größere Baulücken wie sie zum Beispiel durch den Wegzug des städtische­n Bauhofs in Meer-

 ??  ?? Fachleute aus den verschiede­nen Branchen diskutiert­en am Runden Tisch der NGZ über die Herausford­erungen des Immobilien­marktes.
Fachleute aus den verschiede­nen Branchen diskutiert­en am Runden Tisch der NGZ über die Herausford­erungen des Immobilien­marktes.
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Ludger Baten, Chefreport­er der NGZ, moderierte die Runde.

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