Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Experten fordern mehr Bauflächen
Die Nachfrage nach Immobilien übersteigt das Angebot deutlich. Politik, Verwaltung und Wirtschaft stehen
Wohnen wird immer mehr zum Luxus. Das hat der vierte Roundtable „Neusser Wohnprojekte“deutlich gemacht, zu dem die Neuß-Grevenbroicher Zeitung Experten aus der Immobilienbranche eingeladen hatte. Zumindest für diejenigen, die ein Haus oder eine Wohnung in einer ansprechenden Stadtlage suchen. Die Mietpreise explodieren schon jetzt und ein Ende scheint nicht in Sicht. Besonders in den Rhein-Metropolen Düsseldorf und Köln können sich viele Menschen das Wohnen nicht mehr leisten. Laut dem Wohnimmobilien-Marktbericht für Düsseldorf, den die Hypovereinsbank kürzlich vorlegte, stiegen die Mieten seit 2010 in guter Lage um rund 35 Prozent. Die Marktbeobachter erwarten, dass sich der Trend fortsetzt. Bernd Meier (Hüttig und Rompf) wohnt selbst in Dormagen, die Nachfrage nach Wohnraum sei dort riesengroß, hat er beobachtet. Vor allem die Lage biete einen immensen Vorteil. „Allerdings werden einfach zu wenige Flächen ausgewiesen, die auf den Markt kommen. Außerdem haben wir mit großer Verzögerung zu kämpfen, bis Projekte realisiert werden.“Das sah auch Architekt Rudolf Welzel so: „Bauprojekte ziehen sich teils über Jahre hinweg unnötig in die Länge.“Dabei gehe es oft nur um Kleinigkeiten, wie etwa die Lage der Stellplätze. Verbindliche planungsrechtliche Aussagen seien oft schwer zu bekommen. „Am Ende gibt es eine Lösung, die schon Jahre früher auf dem Tisch lag. Das könnte man besser und schneller lösen“, ist er überzeugt.
Für Arndt Elsemann (Sparkasse Neuss) ist die Stadt Neuss durchaus bemüht, etwas für ihre Bürger zu tun. Es fehle jedoch vor allem ein Angebot für junge Familien. „Gerade für Reihenhäuser oder Doppelhaushälften merken wir eine vermehrte Nachfrage. Die wiederum kosten schnell bis 500.000 Euro, wofür man vor zehn Jahren noch ein freistehendes Einfamilienhaus oder eine Doppelhaushälfte bekommen hat.“Hinzu komme, dass sich die Ansprüche geändert hätten. „Wir sehen heute einen Trend zur Lebensabschnitts-Immobilie für verschiedene Altersphasen. Immer mehr Kunden stellen sich heute die Frage: Was sind meine Ansprüche und was kann ich mir leisten“, so Elsemann, der das Immobiliencenter Neuss leitet. Sein Kollege Andreas Heinrichs, zuständig für Grevenbroich, ergänzt: „Wir sehen in meinem Verantwortungsbereich (Dormagen/Rommerskirchen/Jüchen Grevenbroich) eine deutliche Ost-West-Wan- derung aus Düsseldorf und Köln. Es gibt einen riesigen Run auf Neubaugebiete im ländlichen Raum.“Es müsse hier eindeutig mehr erschlossen werden. „Dabei sind gute Infrastruktur-Konzepte wichtig, denn Trabantenstädte, die die Anbindung an die gewachsenen Strukturen verlieren, dürfen nicht entstehen.“
Darauf macht auch Arndt Elsemann aufmerksam: „Man muss bei der Schaffung von neuem Wohnraum aber auch aufpassen: Neubaugebiete erdrücken die Dörfer. Wie man zum Beispiel in Allerheiligen beobachten kann. Viele Hinzugezogene wollen eher für sich leben und beteiligen sich nicht am Brauchtum und am Dorfleben.“Dabei werde die Lage bei der Wahl der Immobilien für Patrick Kuhlmann Käufer immer wichtiger, betonte Patrick Kuhlmann (Laufenberg-Immobilien). „Vor allem in Bezug auf die vorhandene Infrastruktur und Anbindung an die Arbeit. Vielfach spielt der genaue Ort nicht mehr so die bestimmende Rolle“, so Kuhlmann. „Das liegt natürlich auch daran, dass sich die sozialen und beruflichen Netzwerke über die Jahre weiter ausgedehnt haben. Und gerade in Bezug auf Infrastruktur und Anbindung gibt es für unsere Kunden in Neuss eine Vielzahl perfekter Lösungen, vor allem auch was die Anbindung an die umliegenden Städte wie Düsseldorf und Köln angeht.“
Jörg Weitzel (kueppersliving Immobilienentwicklung) sieht hier im ländlich geprägten Neuss klare Vorteile gegenüber Düsseldorf oder Köln: „Gerade ältere Menschen ziehen heutzutage vermehrt in die Stadt als früher. Neuss ist hier sehr
„Die Lage der Immobilie wird für Käufer immer wichtiger“ Laufenberg-Immobilien
attraktiv, man hat eine gute Infrastruktur und wird schnell heimisch. Auch Zugezogene fühlen sich schnell als Neusser.“Wichtig sei die städtische Verdichtung, Baulücken müssten geschlossen werden, auch größere Baulücken wie sie zum Beispiel durch den Wegzug des städtischen Bauhofs in Meer-