Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Eliten der SED warnen ihre Partner als Erste vor der „Konterrevolution“
Es waren dann die Eliten der DDR-Einheitspartei SED, die ihre Ostblock-Partner als Erste vor einer „Konterrevolution“in der benachbarten Tschechoslowakei warnten und die Staatssicherheit sogleich Dossiers über die Prager Reformer anlegen ließen. Am Einmarsch aber beteiligte sich die Nationale Volksarmee der DDR nicht. Das sowjetische Militärbündnis wollte keine Erinnerungen an die NS-Zeit wecken. Lieber keine deutschen Truppen mehr in Prag, entschied man.
Eine halbe Million Soldaten aus der Sowjetunion, Polen, Ungarn und Bulgarien rückten schließlich in die Tschechoslowakei ein. Sie wurden empfangen von einer Bevölkerung, die das gerade erst Errungene nicht gewesen: „Er war ein guter, sensibler Fotograf.“Zurück in Düsseldorf, entwickelten Krämer und Horn die Bilder, die schließlich in der Zeitung erscheinen sollten. Bloß zwei Filme hatte Krämer dabei, gedacht für Urlaubsfotos. Er hatte sie in den Socken versteckt aus der Tschechoslowakei geschmuggelt. So gerieten diese Bilder in die Welt.
Ein Jahr später ging Volker Krämer zum„Stern“nach Hamburg, für das Magazin fotografierte er in den nächsten 30 Jahren Reportagen in Teheran, auf Kuba, aber auch beim evangelischen Kirchentag in Hannover. Helmut Kohl begleitete er 1983 auf dessen Japan-Reise und machte offenbar so viele Bilder, dass ihn der Kanzler mahnte: „Hören Sie doch auf zu fotografieren, ich bin doch kein Gorilla.“Krämer sei ein „Spezialist für die Wirklichkeit“gewesen, schrieb einmal sein Kollege Cornelius Meffert. „Was ihn interessiert hat, war das Leben“, sagt Felix Krämer. Aus Japan brachteVolker Krämer schließlich eine Aufnahme mit, die berühmt werden sollte. Sie zeigte den großen Kaiser Hirohito und den mächtigeren Kanzler Kohl nebst Gattin.
Im Juni 1999 brachVolker Krämer noch einmal in ein Krisengebiet auf. Mit„Stern“-Reporter Gabriel Grüner sollte er über den Friedensprozess im Kosovo berichten. 40 Kilometer südlich von Pristina, nahe der Ortschaft Dulje, wurden Krämer, Grüner und ihr Dolmetscher Senol Alit am 13. Juni erschossen. Volker Krämer wurde 56 Jahre alt.