Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Der jüngste Schütze im Regiment heißt Clemens
7705 Schützen marschieren in den nächsten Tagen durch die Neusser Straßen. Zum ersten Mal dabei: Edelknabe Clemens Ulrich.
NEUSS Der schwarze Anzug ist längst fertig genäht, drei weiße Hemden hängen gebügelt im Schrank, die frisch polierten schwarzen Schuhe warten auf ihren Einsatz, ebenso die schwarze Kappe mit dem rot-weißen BaumwollPompom sowie die rot-weiße Seidenschärpe. Und von den weißen Kniestrümpfen gibt es direkt drei Paar. Und das Wichtigste, der Säbel, ist auch blitzblank. Dass er den – mit abgerundeter Spitze versteht sich – bald tragen darf, darauf freut sich Clemens am meisten. Der Neusser, der mit seinen Eltern und mit seiner vier Jahre alten Schwester Florentine in Grefrath wohnt, kann es kaum erwarten. Das erste Neusser Schützenfest, bei dem der Siebenjährige aktiv dabei ist, steht bevor. Und Clemens Ulrich ist Mitglied des Edelknaben-Korps.
Beim Korps mit den jüngsten Mitgliedern des Vereins ist er der jüngste. Erst im Juli ist er sieben Jahre alt geworden und hat damit das Mindestalter erreicht, um teilnehmen zu dürfen. Damit erfüllt sich auch ein Wunsch von Vater Bernhard. Denn obwohl der Neusser immer Mitglied des Edelknaben-Korps werden wollte, hat es bei ihm nicht geklappt. Seit über 20 Jahren aber läuft er in den Reihen des Schützen- lustzuges „Früh dabei“über den „Maat“. Ein Name, der nun für Söhnchen Clemens Programm ist, denn noch „früher dabei“geht nicht. Angemeldet hatte Bernhard Ulrich seinen Sohn bereits kurz nach der Geburt.
Ein Procedere, das für den Betreuer der Edelknaben, Dario Schmitz, ganz normal ist. An die 40 Anmeldungen hat er regelmäßig in seinem Ordner. Nachwuchssorgen bei den Edelknaben? „Das war noch nie ein Thema“, sagt er. 39 Jungen im Alter von sieben bis 13 Jahren gehören zum Korps. Und eins läuft dort ganz prima: Die Großen zeigen den Kleinen, wie es funktioniert, wie und wo sie sich bei der Königsparade hinzustellen haben oder wie die Uniform perfekt sitzt.
Aufgeregt ist Clemens, der gerade sein erstes Schuljahr hinter sich hat, nicht. Im Juni hat er schon den sogenannten Ausmarsch erlebt. Da wurde vor dem Rathaus das Aufstellen geübt und natürlich die Schwenkungen. Und ein Marsch zum Scheibendamm gehörte ebenfalls dazu. Denn auch die Jüngsten sind – abgesehen von den Abendumzügen – dabei, legen während der Schützenfesttage, schätzt Dario Schmitz, sicher zehn bis zwölf Kilometer zurück. Für Clemens überhaupt kein Problem, schließlich spielt er Feldhockey und Sport gehört sowieso zu seinen Lieblingsfächern. Schützenfest-Umzüge hat Clemens schon etliche gesehen. „Wir sind schon zu so vielen Festen im Rhein-Kreis gefahren“, sagt Mutter Petra, für die das bevorstehende Fest nun auch alles andere als entspannend abläuft. Schließlich muss sie den Sohnemann an den Tagen immer an Ort und Stelle „abliefern“und wieder abholen.
Einen Pokal hat der Siebenjährige auch schon. Der geht jedes Jahr an den jüngsten der Edelknaben. Und Edelknaben-König, ja, das möchte der Borussia-MönchengladbachFan natürlich auch einmal werden. Cool fand er den Besuch mit dem Neusser Schützenkönig Georg Martin bei der Feuerwehr. „Da durften wir mit einem Wasserschlauch auf Dosen zielen“, erzählt er. Am Schützenfest-Samstag hat das Korps ein besonderes Programm. „Dann treffen wir uns in der Neusser Sparkasse und können uns mit den Familien den Fackelzug ansehen“, sagt Schmitz.
Natürlich wird Mutter Petra ihrem Sohn ein paar Blümchen überreichen. „Florentine, gibst du dem Clemens auch Blumen?“, fragt sie ihre Tochter. Die Antwort bleibt aus, die Vierjährige möchte nämlich lieber selber mitgehen, als „Edelknabin“, sagt sie. Doch das ist eine andere Geschichte…