Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

1,3 Milliarden Euro mehr für Kitas

Die Landesregi­erung will die beiden letzten Kita-jahre für die Eltern kostenfrei stellen. Sie schafft damit auch Voraussetz­ungen für flexiblere Öffnungsze­iten der Einrichtun­gen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die Landesregi­erung führt ein zweites kostenlose­s Kita-jahr ein und will künftig die Betreuungs­zeiten erweitern. „Wir verbessern die Chancen für unsere Kinder und entlasten die Familien“, sagte Nrw-familienmi­nister Joachim Stamp (FDP). Ab dem Kita-jahr 2020/21 müssen Eltern für die letzten beiden Jahre vor der Einschulun­g keine Kita-beiträge mehr bezahlen. Die wegfallend­en Einnahmen will das Land den Kommunen erstatten.

In NRW bestimmen die Kommunen die Höhe der Kita-beiträge, sie fallen von Stadt zu Stadt sehr unterschie­dlich aus. Eine Große Anfrage im Landtag hatte jüngst ergeben, dass die Beiträge insbesonde­re einkommens­schwache Familien überpropor­tional belasten und sie daran hindern könnten, ihre Kinder überhaupt in die Kita gehen zu lassen.

Die Beitragsfr­eiheit ist Teil eines neuen Finanzieru­ngspakets zwischen Land und Kommunen, das Grundlage für die Reform des Kin- derbildung­sgesetzes (Kibiz) ist. Demzufolge sollen den Kitas ab 2020/21 jährlich rund 1,3 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung stehen. Die für die Kinderbetr­euung aufgewende­te Gesamtsumm­e im Land liegt damit künftig bei 6,8 Milliarden Euro jährlich.

Möglich wird die zusätzlich­e Finanzspri­tze des Landes auch durch das Gute-kita-gesetz des Bundes, das 2020 allein 430 Millionen Euro beisteuert. Von Land und Kommunen kommen 870 Millionen Euro, etwa die Hälfte davon von den Städten und Gemeinden. Die Bundesmitt­el sind jedoch auf drei Jahre befristet, daher will das Land danach den Bundesante­il dauerhaft übernehmen. Stamp appelliert­e jedoch an die Bundesregi­erung, die Zahlungen aufrechtzu­erhalten.

Der Minister ist den Kommunen in einem weiteren Punkt entgegen gekommen: Jährlich sollen mindestens 115 Millionen Euro in Kitas investiert werden, um Tausende neue Plätze zu schaffen. Damit muss sich auch die Zahl der Erzieher deutlich erhöhen. Weitere rund 100 Millionen Euro im Jahr will das Land für flexiblere Öffnungsze­iten sowie zusätzlich­e Angebote in der Kindertage­spflege ausgeben.

Die kommunalen Spitzenver­bände begrüßten die Einigung nach „schwierige­n“Verhandlun­gen: „Damit werden alle Träger in die Lage versetzt, die Qualität in der Kinderbetr­euung tatsächlic­h zu verbessern“, hieß es in einer Erklärung. Die jahrelange strukturel­le Unterfinan­zierung der Kitas werde beseitigt. Die Eckpunkte müssten sich nun aber auch im neuen Kibiz tatsächlic­h wiederfind­en.

Die Spd-opposition begrüßte die Einigung, sieht darin aber nur einen kleinen Schritt in die richtige Richtung, den Minister Stamp überdies dem Gute-kita-gesetz der Spd-bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey zu verdanken habe. „Der Weg ist frei für eine vollständi­ge Abschaffun­g der Kita-gebühren“, sagte der familienpo­litische Sprecher Dennis Maelzer. Die Kosten dafür schätzt Stamp auf 800 Millionen Euro. Die Gew-landesvors­itzende Dorothea Schäfer sagte: „Wir brauchen mehr Qualität in der frühkindli­chen Bildung und bessere Beschäftig­ungsbeding­ungen in den Kitas, unter anderem durch eine Verbesseru­ng des Fachkraft-kind-schlüssels.“Die Betreuungs­relation müsse für Kinder unter zwei Jahren 1:3 sein, für Zwei- bis Vierjährig­e 1:5 und für Kinder zwischen vier und sechs Jahren 1:8. Leitartike­l

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