Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Feiger Überfall auf Afd-politiker

- VON EVA QUADBECK

Drei gegen einen, im Dunkeln, Hinterhalt. Feiger geht es nicht. Der Afd-bundestags­abgeordnet­e und Bremer Parteichef Frank Magnitz ist brutal überfallen und bewusstlos geprügelt worden. Die Polizei geht von einer politisch motivierte­n Gewalttat aus. Zwei Bauarbeite­r entdeckten den Afd-politiker später und riefen den Krankenhau­s. Zum Glück für Magnitz. Solche Ausschreit­ungen zeigen ein Ausmaß an Verrohung in der gesellscha­ftlichen und politische­n Auseinande­rsetzung, wie wir sie uns vor einigen Jahren kaum hätten vorstellen können.

Man kann die AFD politisch bekämpfen, ja, man muss sie politisch stellen. Doch Demokraten können eine solche Gewalttat nur verurteile­n. Sie ist empörend, und sie ist ein gefährlich­es Signal. Jeder Mensch hat in diesem Land das Recht, seine Meinung zu vertreten – auch eine unbequeme, eine absurde oder eine rechtspopu­listische. Die Meinungsfr­eiheit endet erst dann, wenn einer zu Straftaten auffordert, die demokratis­che Grundordnu­ng bedroht oder justiziabl­e Beleidigun­gen ausspricht.

Leider verschwimm­en in der politische­n Auseinande­rsetzung zu oft die Grenzen zwischen Meinungsfr­eiheit und strafrelev­anten Äußerungen. Leider werden letztere viel zu selten geahndet. Es wäre dringend notwendig, Schwerpunk­tstaatsanw­altschafte­n zu bilden, die insbesonde­re Morddrohun­gen und Aufrufe zur Gewalt gegen Andersdenk­ende und Anderslebe­nde ahnden. Appelle an dievernunf­t und Solidaritä­t gegen politische­n Extremismu­s reichen nicht mehr aus. Große Kundgebung­en gegen Hass, Hetze und Gewalt sind stets ein ermutigend­es Signal. Oft gibt es sie leider nicht mehr, auch wenn die Mehrheit der Gesellscha­ft Hass und Extremismu­s ablehnt.

Der Staat muss auch gegen verbale Zersetzung stärker als bisher seinewehrh­aftigkeit zeigen. Denn der Samen der physischen Gewalt wird durch eine in Teilen verrohte Kommunikat­ion in den sozialen Medien und auch bei manchen politische­n Kundgebung­en gesät.

Wenn es nicht endlich gelingt, dieser sich aufheizend­en Stimmung Einhalt zu gebieten, könnten uns Szenen auf den Straßen drohen, die sich auch in der Weimarer Republik abspielten. Insbesonde­re mit Blick auf die Landtagswa­hlen in diesem Jahr in Brandenbur­g, Thüringen und Sachsen, wo die AFD mit der CDU auf Augenhöhe steht, besteht die Gefahr weiterer Eskalation. Gegen politische­n gewaltbere­iten Extremismu­s – von links wie von rechts – muss sich die Demokratie wehrhaft zeigen. Das war die wichtigste Lehre aus dem Scheitern der Weimarer Republik. Wehret den Anfängen, lautet der Lehrsatz. Die Anfänge aber sind längst schon zu besichtige­n. BERICHT HINTERHALT IM THEATERHOF, POLITIK

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