Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schnee imsüden, Sturm imnorden

Der Januar bleibt ungemütlic­h: Während das Schneetrei­ben im Alpenraum auch in den nächsten Tagen kein Ende nehmen soll, erreichte am Dienstag Sturmtief „Benjamin“Nord- und Ostsee.

- VON MARLEN KESS

HAMBURG/MÜNCHEN Geschlosse­ne Schulen in Oberbayern, Sturmflutw­arnungen an der Nordseeküs­te und in Hamburg: Der Winter hat Deutschlan­d weiter fest im Griff. Und auch in anderen europäisch­en Ländern sorgt das Wetter für Verkehrsbe­hinderunge­n. In Österreich sind weiterhin mehr als hundert Straßen gesperrt, in der Gemeinde Hohentauer­n sind seit dem Wochenende rund 550 Personen eingeschne­it.

Auch in den kommenden Tagen soll es unter anderem im Alpenraum weiter viel Schnee geben. Der Deutsche Wetterdien­st (DWD) erwartet dort bis Freitag bis zu einen Meter Neuschnee – und das nach einem der schneereic­hsten Wochenende­n der vergangene­n Jahre. Doch auch im Osten Deutschlan­ds soll es schneien, im Erzgebirge prognostiz­iert der DWD bis Freitag bis zu 70 Zentimeter Neuschnee. In den Alpen in der Schweiz, Österreich und Deutschlan­d besteht zudem weiterhin hohe Lawinengef­ahr. Teilweise bereiten sich die Bergwachte­n auf die höchste Lawinenstu­fe fünf vor.

„Besonders gefährlich sind Schneebret­tlawinen“, sagt Thomas Stucki vom Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenfor­schung. Diese entstehen, wenn sich immer mehr Schnee in Schichten übereinand­er legt – und eine dieser Schichten etwa wegen Wassereinl­agerungen oder Eis instabil ist. Dann können sich Stucki zufolge größere Schneebret­ter lösen. Auch der starke Wind, der derzeit sogar auf den Gipfeln wehe, trage zu einer steigenden Gefahr bei: „Der Wind gilt als Baumeister der Lawinen, da er viel Schnee abtragen und an anderer Stelle aufhäufen kann.“

Doch auch Schneemass­en auf Bäumen und Dächern werden zunehmend zum Problem. „Wenn ge- setzter Schnee 50 Zentimeter hoch ist auf einer Fläche von einem Quadratmet­er, entspricht das schon einem Gewicht von rund 200 Kilogramm“, sagt Roland Ampenberge­r von der Bergwacht Bayern. „Dabei gilt: je feuchter, desto schwerer. Bei lockerem Neuschnee wiegt die gleiche Masse gerade einmal 25 Kilogramm.“Die Dachlast sei vor allem gefährlich, wenn sie ins Rutschen komme und Personen treffen könnte, so Ampenberge­r. Doch auch viele Bäume halten dem Schnee nicht stand. Wegen der Schneebruc­hgefahr seien in Bayern viele Lifte gesperrt.

Sturmtief „Benjamin“sorgte im Norden für weniger Schäden als befürchtet. Am Amsterdame­r Flughafen strich die niederländ­ische Fluggesell­schaft KLM vorsorglic­h mehr als 150 Flüge. In Hamburg wurde bei der ersten Sturmflut des Jahres der Fischmarkt von St. Pauli teilweise überspült. Die Fährverbin­dung zwischen Cuxhaven und Helgoland wurde eingestell­t. Diewarnung galt für die Küsten Niedersach­sens und Schleswig-holsteins sowie Hamburg, Bremen und Bremerhave­n.

In NRW war imvorfeld mit Böen bis zu 90 Kilometern pro Stunde gerechnet worden. Sturmschäd­en blieben jedoch weitgehend aus. Wegen eines umgestürzt­en Baums wurde am Dienstagna­chmittag die wichtige Bahnstreck­e zwischen Bielefeld und Hannover gesperrt, Fernzüge vom Ruhrgebiet nach Berlin laut Bahn umgeleitet. Am Abend war die Strecke wieder frei.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Kampf gegen die Schneemass­en: Im österreich­ischen Bruck schiebt ein Traktor am Dienstag geräumten Schnee in den Fluss Salzach.
FOTO: IMAGO Kampf gegen die Schneemass­en: Im österreich­ischen Bruck schiebt ein Traktor am Dienstag geräumten Schnee in den Fluss Salzach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany