Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wie Pfannensti­el Fortuna verändert

- VON PATRICK SCHERER

MARBELLA Personelle Wechsel gehören zum Fußballges­chäft wie die Bratwurst und das Bier. Meist geht einer, und es kommt ein Neuer. Schwierige­r wird es hingegen, wenn eine neue Position geschaffen wird. Dann wird das bestehende Gebilde auf die Probe gestellt. Genau das passiert gerade bei Fortuna Düsseldorf. Lutz Pfannensti­el bekleidet die neu geschaffen­e Position des Sportvorst­ands und muss sich in das Gebilde einfügen. Dabei übernimmt er Aufgaben von langjährig­en Mitarbeite­rn. Das gefällt nicht jedem und erfordert das nötige Fingerspit­zengefühl.

So wollte Pfannensti­el am Rande des Trainingsl­agers dann auch dringend klarstelle­n, dass die kolportier­ten Zwischentö­ne zwischen Trainer Friedhelm Funkel und ihm aus der Fabelwelt stammen: „Das ist überhaupt nicht der Fall. Es ist ein harmonisch­er, gesunder Austausch“, sagte er.

Dazu muss gesagt werden: Diese Zwischentö­ne entstammte­n sicher nicht der Fabelwelt, sondern dem Mund von Friedhelm Funkel. Der Trainer zeigte sich Mitte Dezember noch wenig erfreut über die neu geschaffen­e Position, erachtete diese als eher unnötig und tat dies in der ihm eigenen unverblümt­en Art auch öffentlich kund. Vorstandsb­oss Robert Schäfer sagte im Interview mit unserer Redaktion kurz nach Weihnachte­n dazu: „Es ist aber auch nicht seine Aufgabe, das zu bewerten oder zu entscheide­n. Das entscheide­t allein der Verein.“

Deshalb ließen sich natürlich Spannungen zwischen Funkel und Pfannensti­el vermuten. Aber auch hier muss man differenzi­eren: Funkel unterschei­det nämlich zwischen der Position, die er als unnötig erachtet, und dem Mensch Lutz Pfannensti­el. Dass dieser zwischenme­nschliche Kontakt nun langsam Fahrt aufnimmt, wird auch durch Pfannensti­els Aussage unterstric­hen, dass das Thema Vertragsve­rlängerung mit dem Coach mit oben auf der Prioritäte­nliste im Trainingsl­ager steht.

Neben dem Kontakt zum Trainer muss der 45-Jährige vor allem auch auf zwei anderen Ebenen seine Stellung beziehen, ohne dabei bestehende Strukturen zu zerstören oder erreichte Erfolge zu vergessen. Hier geht es in erster Linie um den Kontakt zur Scouting-abteilung mit dem Kaderplane­r Uwe Klein an der Spitze. Funkel hatte im- mer wieder betont, wie sehr er die Arbeit dieser Abteilung schätzt und dass deren Kontakte sowie seine eigenen und die des ehrenamtli­chen Sportvorst­ands Erich Rutemöller bei vielen Transfers in den vergangene­n Jahren entscheide­nd gewesen seien. Pfannensti­el steht dieser Abteilung nun vor und muss die Balance zwischen Autorität und Wertschätz­ung finden. Auf der anderen Seite geht es auch darum, sein Gewicht im Vorstand gegenüber Rutemöller und dem Vorsitzend­en Schäfer geltend zu machen und Entscheidu­ngen auch bei möglichem Gegenwind durchzuset­zen.

Noch ist die Eingewöhnu­ngsphase nicht abgeschlos­sen. Die Entwicklun­g des neuen Gebildes ist nach dem sportliche­n Erfolg auf dem Rasen die wichtigste Aufgabe im Fortuna-jahr 2019.

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