Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wie Pfannenstiel Fortuna verändert
MARBELLA Personelle Wechsel gehören zum Fußballgeschäft wie die Bratwurst und das Bier. Meist geht einer, und es kommt ein Neuer. Schwieriger wird es hingegen, wenn eine neue Position geschaffen wird. Dann wird das bestehende Gebilde auf die Probe gestellt. Genau das passiert gerade bei Fortuna Düsseldorf. Lutz Pfannenstiel bekleidet die neu geschaffene Position des Sportvorstands und muss sich in das Gebilde einfügen. Dabei übernimmt er Aufgaben von langjährigen Mitarbeitern. Das gefällt nicht jedem und erfordert das nötige Fingerspitzengefühl.
So wollte Pfannenstiel am Rande des Trainingslagers dann auch dringend klarstellen, dass die kolportierten Zwischentöne zwischen Trainer Friedhelm Funkel und ihm aus der Fabelwelt stammen: „Das ist überhaupt nicht der Fall. Es ist ein harmonischer, gesunder Austausch“, sagte er.
Dazu muss gesagt werden: Diese Zwischentöne entstammten sicher nicht der Fabelwelt, sondern dem Mund von Friedhelm Funkel. Der Trainer zeigte sich Mitte Dezember noch wenig erfreut über die neu geschaffene Position, erachtete diese als eher unnötig und tat dies in der ihm eigenen unverblümten Art auch öffentlich kund. Vorstandsboss Robert Schäfer sagte im Interview mit unserer Redaktion kurz nach Weihnachten dazu: „Es ist aber auch nicht seine Aufgabe, das zu bewerten oder zu entscheiden. Das entscheidet allein der Verein.“
Deshalb ließen sich natürlich Spannungen zwischen Funkel und Pfannenstiel vermuten. Aber auch hier muss man differenzieren: Funkel unterscheidet nämlich zwischen der Position, die er als unnötig erachtet, und dem Mensch Lutz Pfannenstiel. Dass dieser zwischenmenschliche Kontakt nun langsam Fahrt aufnimmt, wird auch durch Pfannenstiels Aussage unterstrichen, dass das Thema Vertragsverlängerung mit dem Coach mit oben auf der Prioritätenliste im Trainingslager steht.
Neben dem Kontakt zum Trainer muss der 45-Jährige vor allem auch auf zwei anderen Ebenen seine Stellung beziehen, ohne dabei bestehende Strukturen zu zerstören oder erreichte Erfolge zu vergessen. Hier geht es in erster Linie um den Kontakt zur Scouting-abteilung mit dem Kaderplaner Uwe Klein an der Spitze. Funkel hatte im- mer wieder betont, wie sehr er die Arbeit dieser Abteilung schätzt und dass deren Kontakte sowie seine eigenen und die des ehrenamtlichen Sportvorstands Erich Rutemöller bei vielen Transfers in den vergangenen Jahren entscheidend gewesen seien. Pfannenstiel steht dieser Abteilung nun vor und muss die Balance zwischen Autorität und Wertschätzung finden. Auf der anderen Seite geht es auch darum, sein Gewicht im Vorstand gegenüber Rutemöller und dem Vorsitzenden Schäfer geltend zu machen und Entscheidungen auch bei möglichem Gegenwind durchzusetzen.
Noch ist die Eingewöhnungsphase nicht abgeschlossen. Die Entwicklung des neuen Gebildes ist nach dem sportlichen Erfolg auf dem Rasen die wichtigste Aufgabe im Fortuna-jahr 2019.