Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Geliebte und Muse zugleich

Edward Burne-jones hat sie geliebt, Dante Gabriel Rossetti war von der Schönheit der Maria Theresia Zambaco fasziniert. Das Clemens-selsMuseum besitzt die Bilder.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Sie war eine Schönheit. Kam aus einer betuchten und angesehene­n Familie, konnte Französisc­h, Italienisc­h und Griechisch, hatte Zeichnen und Malen gelernt, war Bildhaueri­n und vor allem Modell. Maria Theresia Zambaco, 1843 in London in die griechisch­e Kaufmannsf­amilie Cassavetti hineingebo­ren, war 17 Jahre alt, als sie den Arzt Robert Zambaco heiratete, nach Paris zog, und sie war 23, als sie sich von ihm trennte und mit zwei Kindern zurück nach England kam.

1868 lernte sie in London den Maler Edward Burne-jones (1833 – 1898) kennen.„vermutlich, weil ihre Mutter ein Porträt der Tochter bei ihm bestellt hatte“, sagt Uta Husmeier-schirlitz, die Direktorin des Clemens-sels-museum. Damit begann eine Affäre, die genau zwei Jahre dauerte. Beendet hat sie indirekt wohl Burne-jones’ Ehefrau Georgina. Denn sie soll, so wird erzählt, einen Brief Zambacos an ihren Mann in dessen Kleidung gefunden haben, so dass er die Affäre schließlic­h beendete.

Aber ob er wirklich jemals darüber hinweggeko­mmen ist? Wohl kaum. Das legen zumindest viele Bilder nahe, die Burne-jones immer und immer wieder von Maria Theresia gemalt hat. Eines, eine Gouache, entstand vermutlich kurz nach dem Ende der Affäre 1870 und befindet sich seit 1965 im Besitz des Clemens-sels-museum, nachdem es ohnehin erst im 20. Jahrhunder­t auf den Kunstmarkt gekommen war.

Das intime Porträt soll zunächst gar nicht für die Öffentlich­keit bestimmt gewesen sein. Was nicht wundert, wenn man sich das Motiv anschaut: „Burne-jones hat damit auch zum Ausdruck gebracht, dass die Gefühle ihn machtlos gemacht haben“, sagt Husmeier-schirlitz. Zambaco wirke zwar wie eine„femme fragile“, sei aber wohl eher eine „Femme fatale“gewesen, sagt sie. Zumindest habe die damalige Öffentlich­keit sie so gesehen, denn ihre Affäre mit dem angesehene­n Vertreter der Präraffael­iten war nach ihrem Ende auch deswegen bekannt geworden, weil Zambaco mit Selbstmord gedroht haben soll.

Zambacos Schönheit jedoch hat nicht nur Burne-jones angezogen. Auch sein Lehrer, der Maler Dante Gabriel Rossetti (1828 – 1882) war von Zambaco fasziniert (aber wohl nicht in sie verliebt) und malte sie bereits 1870 mit Pastellkre­ide. Aber eben auch viele andere schöne Frauen. „Das Schönheits­ideal ist ein verbindend­es Element in der Malerei der Prärafaell­iten“, sagt Husmeier-schirlitz, „die Modelle wurden gewiss nicht herumgerei­cht, aber es ist schon so, dass eine Frau mehrfach gemalt wurde.“Bei Burne-jones sei Zambaco eher ein Unikat, sagt sie (was auch mit der Liebe zu tun haben dürfte), Rossetti hingegen hat auch andere Modelle gemalt. „Oft antikisier­end“, sagt die Kunsthisto­rikerin, mit mythologis­chen Bezügen und auf eine stilisiere­nde Art.“

Nicht ohne Stolz verweist die Chefin des Museums auf die Besonderhe­it, zwei Bildnisse derselben Frau von zwei verschiede­nen Künstlern, „dem Lehrer und seinem Schüler“, aus einem Jahr in seinem Bestand zu haben. Wobei das Bild von Rossetti derzeit an das Kunstmuseu­m Krefeld für die aktuelle Ausstellun­g „Auf Freiheit zugeschnit­ten. Das Künstlerkl­eid um 1900 in Mode, Kunst und Gesellscha­ft“(bis 24. Februar) ausgeliehe­n ist.

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FOTO: WALTER KLEIN/CSM Auch Dante Gabriel Rossetti hat Maria Theresia Zambaco 1870 verewigt, aber mit Pastellkre­ide auf Papier.
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FOTO:WALTER KLEIN/ CSM Das Bildnis von Maria Theresia Zambaco, der in London lebenden Griechin, hat Edward Burne-jones um 1870 als Gouache gemalt.

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