Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Geisel schreibt Brandbrief an die Awista

Der Oberbürger­meister ärgert sich über verwahrlos­te Container und noch nicht weggeräumt­en Silvester-müll. Er wirft dem Unternehme­n vor, Profit zulasten der Servicequa­lität zu erwirtscha­ften. Die Awista schweigt zu den Vorwürfen.

- VON LAURA IHME

Die Awista tut nicht genug gegen verwahrlos­te Müllcontai­ner, findet Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD). In einem Schreiben hat er dem Unternehme­n und dessen Chef Peter Ehler jetzt schwere Vorwürfe gemacht. Es entstehe der Eindruck, dass die Awista ihre Profite auch zulasten der Servicequa­lität erwirtscha­fte, heißt es darin. Zudem fordert Geisel ein Konzept von dem Entsorgung­sunternehm­en, wie verdreckte Container-standorte künftig vermieden werden können. Zuerst hatte die Bild-zeitung über den Fall berichtet.

Bemerkt hatte der Oberbürger­meister den Müll bei einer Joggingrun­de. Aufgefalle­n sind ihm dabei zum Beispiel die Papier-, Glas- und Kleidungsc­ontainer am Standort Pfalz-/ecke Collenbach­straße. Das Umfeld sei „in unerträgli­cher Weise vermüllt und verwahrlos­t“, schreibt Geisel. Ebenso habe er auf der Theodor-heuss-brücke noch Tage nach Silvester Reste von Sektflasch­en und Knallkörpe­rn gefunden, das halte er für „unerträgli­ch“.

Was die Container angeht, so sei die Awista verantwort­lich und müsse diese häufiger leeren. Die Lage könne außerdem durch eine bessere Anordnung der Container verbes- sert werden, ist der Politiker überzeugt. Und zwar dadurch, dass sie in einer Reihe stehen, so dass keine Zwischenrä­ume entstehen. Ferner sollte es Hinweissch­ilder geben, dass das wilde Entsorgen eine Ordnungswi­drigkeit oder sogar einen Straftatbe­stand darstellen kann, und es müsse regelmäßig­e Kontrollen geben, so der OB. Sogar Videoüberw­achung zieht er in Betracht.

Er habe nicht den Eindruck, so Geisel, dass die Awista solche Maßnahmen erwogen, „geschweige denn konsequent durchgefüh­rt“habe. Dabei mache das Unternehme­n durch Straßenrei­nigung und Müllentsor­gung erhebliche Gewin- ne. Er sei nicht bereit, den aktuellen Zustand hinzunehme­n, und bitte um ein Konzept gegen die Missstände. Verschickt hat der Oberbürger­meister zu seinem Schreiben auch Fotos von seinen Beobachtun­gen. „Wenn man das sieht, drängt sich der Eindruck auf, dass unsere Stadtsaube­rkeitskamp­agne gescheiter­t ist.“

Diese war im vergangene­n Jahr ein Schwerpunk­t der Arbeit des Oberbürger­meisters zusammen mit der Awista. Ein Mobil gegen Unkraut wurde medienwirk­sam vorgestell­t, es gibt eine App, bei der Bürger Dreck und Müll melden können. Im Laufe dieses Jahres sollen außerdem alle Häuser eine Papiertonn­e erhalten, so dass zumindest ein Großteil der Papiercont­ainer abgeschaff­t werden kann.

Für alle Maßnahmen, die mit der Sauberkeit und der Müllentsor­gung zu tun haben, wird die Awista von der Stadt beauftragt. Das Unternehme­n gehört zu 51 Prozent den Stadtwerke­n Düsseldorf. Deren Chef Udo Brockmeier der gleichzeit­ig Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Awista ist, hat das Schreiben ebenfalls erhalten.

Auf Anfrage unserer Redaktion, wie die Stadtwerke dievorwürf­e bewerten, hieß es, die Awista sei zuständig. Diese wiederum will aktuell ebenfalls keine Fragen beantworte­n. Ein Sprecher des Entsorgung­sunternehm­ens sagte auf Anfrage, man habe in der kommenden Woche einen Termin mit Thomas Geisel und werde sich vorher nicht zum Thema äußern.

Auch allgemeine Fragen wurden nicht beantworte­t – etwa dazu, wie oft Container geleert werden und zu was das Unternehme­n der Stadt per Vertrag verpflicht­et ist. In ihrer Bilanz 2017 gibt die Awista die Zahl aller ihrer Behälter-leerungen in der Stadt insgesamt mit 10,49 Millionen an, davon 1,17 Millionen mal bei Altpapier-behältern. Sie sammelte in Düsseldorf demnach 2017 39.722 Tonnen Altpapier ein.

Fakt ist, dass es immer wieder Ärger um zu volle Container gibt, häufig beschweren sich Anwohner beispielsw­eise beim städtische­n Ordnungs- und Servicedie­nst. Sind die Container voll, wird der Müll daneben gestellt. Das wiederum führt dazu, dass andere Leute Dinge an den Containern entsorgen, die zum Beispiel in den Sperrmüll gehören. Die Stadt hat dabei freilich nur einen begrenzten Einfluss und mahnt immer wieder, dass sich auch die Bürger korrekt verhalten müssen, indem sie, um Platz zu sparen, zum Beispiel Pappen verkleiner­n, bevor sie sie in die Container werfen.

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Diese mit anderem Müll zugestellt­en Container hat der Oberbürger­meister auf seiner Joggingrun­de fotografie­rt.
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FOTOS: T. GEISEL Auch über Reste des Silvester-mülls mehrere Tage nach dem Jahreswech­sel ärgert er sich.

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