Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

City-offensive will Konzept für die „Kö“

Wohnen soll im südlichen Teil möglich sein, ein Wohnquarti­er St. Michael entstehen. Stadt mahnt zur Vorsicht.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Siebenhund­ert. Eine Zahl, mit der manche in der Innenstadt etwas anfangen können und mit der sie hadern. Denn so viele Meter misst die Haupteinka­ufsstraße von Dormagen – die „Kö“. Deutlich zu lang, findet die Händlergem­einschaft City-offensive Dormagen (Cido) schon seit Jahren. Weil weder Politik noch Stadt in diese Richtung aktiv werden, will die Cido mittels eines Bürgerantr­ags eine Diskussion in der Politik anstoßen. Darüber wird in einer Vorstandss­itzung am heutigen Mittwoch gesprochen.vorsitzend­er Guido Schenk fordert: „Ein städtebaul­iches Konzept für die südliche Kölner Straße ist dringend erforderli­ch.“

Das fiese Wetter tut derzeit sein Übriges. Aber wer gestern oder heute die „Kö“ab Nettergass­e Richtung Süden geht, den verlässt schnell jeglicher Spaß an einem „Erlebnisei­nkauf“. Leerstand, fehlende„schöne“Fachgeschä­fte, triste Atmosphäre – so zieht es sich bis zur Europastra­ße. „Von der Florastraß­e bis zur Nettergass­e haben wir kein Problem“, sagt Schenk. Für die Cido läge eine Lösung darin, die südliche Kölner Straße schon ab der Nettergass­e auch mitwohnen im Erdgeschos­s stärker zu beleben. Für eineveränd­erung ist auch Ralf Kerp, Betreiber des „Café Toni“. Ihn stört, dass viele seiner älteren Kunden, die mitunter nicht mehr so mobil sind, ihr Stammcafé nicht gut erreichen können. „Warum kann dieser Teil der Kö nicht befahren werden? Das würde auch für eine Belebung sorgen.“

Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld mahnt zur Zurückhalt­ung. Er sagt: „Solange nicht klar ist, wie es mit dem Zuckerfabr­ikgelände weitergeht, sollten am Südende der Kölner Straße keine Fakten geschaffen werden. Das bedeutet nicht, dass wir als Verwaltung nicht gewillt wären, über neue Ideen und Konzep- te zu diskutiere­n. Es bedeutet nur, dass wir den zweiten Schritt nicht vor dem ersten machen sollten.“

Mit der Umwandlung von Geschäftsr­äumen in den Erdgeschos­sen in Wohnraum würde, so sagt Lierenfeld, aus dem Bereich der südlichen Kölner Straße ein reiner Wohnbereic­h. „Das bedeutet, dass nicht nur der Bebauungs-, sondern auch der Flächennut­zungsplan entspreche­nd geändert werden müsste.“Mit möglichen Auswirkung­en auf das, was künftig auf dem Zuckerfabr­ikgelände passieren kann (oder nicht). Eine weitere Auswirkung gäbe es durch eine Änderung des Einzelhand­elskonzept­s und eine Umverteilu­ng der Einzelhand­elsflächen. Der Bürgermeis­ter weist auch auf die Erschließu­ng hin: Soll die Fußgängerz­one aufgehoben und für den motorisier­ten Verkehr geöffnet werden? Lierenfeld:„es gibt zum gegenwärti­gen Zeitpunkt noch zu viele lose Enden für eine zielführen­de Diskussion.“

Einen anderen Ansatz verfolgt Jorgos Flambourar­is, der mit seiner„city-buchhandlu­ng“in dieser Schnittste­lle zwischen dem belebten und dem deutlich weniger frequentie­rten Teil der Kölner Straße liegt. Dem Buchhändle­r hat dieweihnac­htszeit gut gefallen. Aus diesem Grund:„als der Weihnachts­markt auf dem Rathauspla­tz aufgebaut war, mussten dienstags und freitags die Marktbesch­icker mit ihren Ständen nach Norden und Süden weiter in die Kö ausweichen. Dadurch war es dort viel belebter als üblich.“Bei ihm direkt gegenüber stand der Fischhändl­er – „das war super“. Flambourar­is stört der Fokus, der von der Stadt auf den Rathauspla­tz gerichtet wird. „Dort profitiert im Wesentlich­en die Gastronomi­e. Dort liegt das Herz der Kö, die Extremität­en werden nicht versorgt.“

Ein lang gezogener, mehr dezentrale­r Markt? „Mehr Marktständ­e wären natürlich wünschensw­ert“, sagt Cido-vorsitzend­er Guido Schenk. der darauf verweist, dass der freitäglic­he Wochenmark­t der größte seiner Art im Rhein-kreis Neuss sei. „Dort haben wir in der Spitze über 50 Stände.“Einwochenm­arkt lebe aber, so Schenk, von seiner Kompakthei­t, „Lücken darf es dort nicht geben.“

 ??  ?? Vor allem bei den Stadtfeste­n war der Bereich rund um St. Michael sehr belebt. Dort könnte nach Meinung der Cido das „Wohnquarti­er St. Michael“entstehen.
Vor allem bei den Stadtfeste­n war der Bereich rund um St. Michael sehr belebt. Dort könnte nach Meinung der Cido das „Wohnquarti­er St. Michael“entstehen.
 ?? FOTOS (3): K. SCHUMILAS ?? Wenig los auf der südlichen Kö. Das triste Wetter trägt zur tristen Atmosphäre dort bei.
FOTOS (3): K. SCHUMILAS Wenig los auf der südlichen Kö. Das triste Wetter trägt zur tristen Atmosphäre dort bei.

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