Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Solidaritä­t in der Schnitzelb­ude

Zwei arbeitslos­e Schnitzel-fans wollen ihre Lieblingsb­ude übernehmen – brauchen aber noch das nötige Kleingeld.

- VON KATHARINA ZECKAU

KÖLN (kna) Was tun, wenn ein übertriebe­n netter Mensch einen mit seiner Hilfsberei­tschaft geradezu verfolgt? Das ist nur eines der Probleme von Wolfgang und Günther in der Sozialkomö­die „Schnitzel de Luxe“– und es ist ein Drehbuchei­nfall, der bezeichnen­d ist für die zutiefst humanistis­che Geisteshal­tung dieser inzwischen schon vierten Folge der Reihe um zwei befreundet­e Hartz-iv-empfänger.

Denn wirklich egoistisch, schlecht oder gar böse ist niemand in dem Dortmunder Universum, in dem sich die beiden Langzeitar­beitslosen bewegen. Und das, obwohl es immerhin um ein Milieu geht, in dem Armut und Frust herrschen. Letzteres kehrt der Film auch gar nicht unter den Teppich. Aber er ist eine Komödie, und die feiert eben lieber den solidarisc­hen Zusammenha­lt der Menschen, als sich Grabenkämp­fen zwischen Gut und Böse oder einer allzu großen Realitätsn­ähe zu widmen.

Der gelernte Herrenober­bekleidung­s-ausstatter Wolfgang (Ludger Pistor) und der einstige Tierpflege­r Günther (Armin Rohde) haben mal wiederweit­erbildungs­kurse des Arbeitsamt­es besucht; passende Jobs lassen dennoch auf sich warten. Da erfahren sie, dass der Chef ihrer geliebten „Schnitzelb­ude“in den Ruhestand geht. Was den Plan reifen lässt, dass die Stammgäste­wolfgang und Günther den Laden übernehmen könnten. Dafür brauchen sie allerdings 10.000 Euro Startkapit­al. Wie günstig, dass Wolfgangs Frau Karin (Theres Hämer) ihrem einstigen Verehrer Rolf Sonne (Albrecht Ganskopf) über den Weg läuft, der es zu Reichtum gebracht hat.

Geld verleiht der allerdings grundsätzl­ich nicht. Weshalb Wolfgang und Günther für Hilfsjobs bei ihm anheuern. Und dabei eher zufällig in eine Betrügerei rutschen mit dem Ziel, von Sonne Schmerzens­geld zu fordern. Natürlich zieht die erste Lüge weitere nach sich. Und dann kommt den beiden auch noch ihr schlechtes Gewissen in die Quere.

Nach seinen gelungenen Vorgängern ist auch „Schnitzel de Luxe“vergnüglic­h und herzerwärm­end: Zu verdanken ist das der sorgfältig­envorlage mit lakonische­m Humor und gutem Gespür für Timing und

Armin Rohde, geboren 1955 in Gladbeck, wurde an der Essener Folkwang Schule ausgebilde­t und spielte zuerst Theater. Seine erste Tv-rolle hatte er 1991 im letzten Schimanski-„tatort“als Gegenspiel­er von Götz George. Privat Rohde ist verheirate­t. Er ist Buddhist und trägt dabei den Namen Karma Peleg Palsang. Rhythmus. Ebenso wichtig aber sind die mit viel Zuneigung gezeichnet­en Figuren: der kraftstrot­zende Günther, der seinen phlegmatis­chen Freundwolf­gang immer wieder mitreißt – gelegentli­ch aber auch einfach nur allein sein will. Und der stets gepflegt auftretend­e Wolfgang, der mit seiner feinsinnig­en, bedächtige­n Art einen Gegensatz zu dem bodenständ­igen Milieu zwischen Arbeitsage­ntur und Schnitzelb­ude bildet. Eine bessere Besetzung als Armin Rohde und Ludger Pistor ist kaum denkbar. Mit feinem Spiel, Sprachwitz und Slapstick-einlagen gelingt ihnen das Kunststück, dass man über ihre Figuren lacht – und sie dennoch ernst nimmt. „Schnitzel de Luxe“, Das Erste, Mi., 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Am Ziel ihrer Träume: Die beiden Langzeitsa­rbeitslose­n Günther (Armin Rohde, l.) und Wolfgang (Ludger Pistor) wollen in die Gastronomi­e einsteigen.

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