Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Der tiefe Riss bei Fortuna
MARBELLA Es ist kurz vor 14 Uhr im Mannschaftshotel von Fortuna Düsseldorf in Marbella, als Friedhelm Funkel die Tränen in die Augen schießen. Der Trainer sitzt am letzten Tag des Trainingslagers neben Vorstandsboss Robert Schäfer und beschreibt seine Gefühlslage: „Ich wollte eigentlich nicht in Rente gehen, aber jetzt gehe ich eben im Sommer schon in Rente, weil ich nie mehr eine solch tolle Mannschaft und so einen tollen Mitarbeiterstab haben werde.“Funkel und Fortuna werden unterschiedliche Wege gehen, weil sich die Vereinsverantwortlichen umvorstandsboss Robert Schäfer und den Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhold Ernst nicht dazu durchringen konnten, den in etwas mehr als fünf Monaten auslaufenden Vertrag des 65-Jährigen bereits jetzt zu verlängern.
„Wir haben im Verein mit allen Gremien verabredet, konkrete Vertragsgespräche mit dem Trainer, aber auch mit den Spielern und dem Funktionsteam erst zu führen, wenn absehbar ist, wie sich die Spiele in der Rückrunde entwickeln“, erklärt Schäfer. Funkel fehlt deshalb – nachvollziehbarer Weise – die Wertschätzung seitens der Vereinsführung. „Ich bin sehr, sehr enttäuscht“, sagt der gebürtige Neusser. „Ich sehe das schon so, dass mir kein Vertrauen entgegen gebracht wird.“Schäfer widerspricht dieser Darstellung. Allein: Seinen Aussagen zu folgen, fällt schwer. Zumal Funkel dem Verein nach eigener Aussage – von Schäfer unwidersprochen – angeboten hat, auch einen nur für die erste Liga gültigen Vertrag zu unterschreiben.
Der Klub versucht die Situation zwar so darzustellen, dass der Trainer weitere Gespräche ablehnen 19. März 2016 würde und es keine Entscheidung gegen Funkel sei, doch diese These wirkt absurd. Denn Funkel hat keine andere Wahl, als dieses Zeitspiel als Misstrauensvotum gegen sich zu werten. Zumal der Arbeitsnachweis von Funkel seit seinem Amtsantritt im März 2016 eine deutliche Sprache spricht: Klassenerhalt in der zweiten Liga als Feuerwehrmann, Konsolidierungsjahr 2017, Aufstieg 2018 und nun der 14. Platz nach der Hinrunde mit sieben Punktenvorsprung auf die Abstiegsplätze
28. 2
April 2018: in der Bundesliga – punktgleich mit Schalke 04 und vor weitaus finanzstärkeren Klubs wie dem VFB Stuttgart oder Hannover 96. Ein Bewerbungsschreiben, an dem eigentlich niemand vorbeikommen kann. Eigentlich.
Fortunas Verantwortlichen reichen diese Argumente nicht aus. Sie wollen nach dieser Saison allem Anschein nach einen anderen Weg auf der Trainerposition einschlagen, ohne das aber zum jetzigen Zeitpunkt bereits offen zu
2:1 in
Dresden 14. Mai 2018 kommunizieren. Es ist ein durchsichtiges Possenspiel. Dazu passen auch die Informationen unserer Redaktion, nach denen es bereits ein internes Ultimatum an den Trainer vor dem Spiel gegen Freiburg gegeben hatte. Der 2:0-Sieg rettetete Funkel schließlich den Job. Gegen Dortmund und Hannover folgten schließlich weitere Siege.
Ohnehin hat Funkel intern nicht nur Verehrer. Dem Vernehmen nach passt es Teilen der obersten Heeresleitung nicht, dass der Trai- 24. November 2018: 3: 3 beim ner seinen ganz eigenen Kopf hat und auch öffentlich nicht mit seiner Meinung hinterm Berg hält. Zudem halten sich die Gerüchte hartnäckig, dass andere Personen gerne ebenso viel Lob und Scheinwerferlicht abbekommen möchten wie Funkel. Diese Haltung, gepaart mit dem Wunsch, im Zuge der Modernisierung der Vereinsstrukturen auch im sportlichen Bereich neuen Wind zu entfachen, dürfte der wahre Beweggrund sein, warum Funkels Wunsch nach einer vorzeitigen Ver-
FC Bayern
18. Dezember 2018: 2: 1 gegendortmund