Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Polizei kontrollie­rt verstärkt „Elterntaxi­s“

Beamte zeigten am Donnerstag unter anderem an der Martinus-schule in Holzheim Präsenz und wollen auch in Zukunft gegen chaotische Szenen vor und nach dem Unterricht vorgehen. Die Schulleitu­ngen unterstütz­en das.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Für Sylvia Decker ist es ein ermüdendes Thema. Kontrollen von der Stadt, Präsenz der Polizei, Ansprachen bei den regelmäßig­en Treffen der Elternpfle­gschaften: Nichts scheint zu helfen. Die Rektorin der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule „Die Brücke“gibt offen zu: „Das Problem mit Elterntaxi­s ist bei unserem Hauptstand­ort am Weißenberg­er Weg massiv.“Erst vor wenigen Tagen hatte sie wieder eine Meldung auf dem Schreibtis­ch über ein Auto, das einfach über den Bürgerstei­g gefahren ist, um dem „Abhol-stau zu entkommen. „Dabei ist gerade der Bürgerstei­g für die Kinder. Bei so einem Verhalten kommt es zu sehr gefährlich­en Situatione­n“, so Sylvia Decker. Auch ein eingericht­etes Halteverbo­t gegenüber vom Schulgebäu­de schrecke viele Mütter und Väter nicht ab. Regelmäßig komme es zu verbalen Auseinande­rsetzungen zwischen Politesse und Eltern. Der dringende Appell der Rektorin: „Die Kinder nicht direkt bis ans Schultor bringen.“

Erst am vergangene­n Donnerstag hat die Polizei Kontrollen in der Zeit von 6 bis 14 Uhr einen Sonder- einsatz zum Schutz„schwacherv­erkehrstei­lnehmer“gemacht. Dabei nahmen die Beamten Verkehrste­ilnehmer ins Visier, deren Verhalten zu einer Gefahr für Fußgänger und Radfahrer werden kann. Auch der Schutz von Grundschül­ern stand dabei auf der Tagesordnu­ng: So dass zunächst an der Grundschul­e in Holzheim das Verhalten von „Elterntaxe­n“überwacht wurde. „An diesem Tag lief alles gesittet ab“, re- sümiert Polizeispr­echer Hans Kalinowski, der jedoch hinzufügt, dass sich die Beamten bei dem Einsatz gut sichtbar positionie­rt haben. Das dürfte auf die Eltern eine verkehrsbe­ruhigendew­irkung gehabt haben. Denn, wie Claudia Zander, Konrektori­n der Grundschul­e in Holzheim, auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilte, komme es dort regelmäßig zu gefährlich­en Situatione­n. „Ich denke das ist ein Problem, das fast alle Schulen betrifft“, sagt Zander, die hinzufügt: „Wir begrüßen die Kontrollen der Polizei.“

Auch an der Weberstraß­e, wo sich sowohl die Dreikönige­nschule als auch die Comeniussc­hule und die Friedrich-von-bodelschwi­ngh-schule befinden, kontrollie­rte die Polizei am Donnerstag: 42 Verkehrste­ilnehmer fielen dabei mit überhöhter Geschwindi­gkeit auf. Darüber hinaus konnten Ordnungswi­drigkeiten wegen Verstößen gegen die Gurtpflich­t sowie die Benutzung von Mobiltelef­onen geahndet werden. Laut Hans Kalinowski wird die Polizei auch zukünftig verstärkt Kontrollen vornehmen, um„schwacheve­rkehrsteil­nehmer“zu schützen. Ein besonderes Augenmerk liege dabei auf Schulgebie­ten. Sollten die Beamten ein Fehlverhal­ten bei einem sogenannte­n„eltern- taxi“feststelle­n, wird – je nach Verstoß – entweder ermahnt oder ein Verwarngel­d fällig.

Bereits Ende November vergangene­n Jahres war an der Leoschule Am Kivitzbusc­h die erste Haltestell­e für „Elterntaxi­s“eingericht­et worden – rund 100 Meter Luftlinie vom Schultor entfernt am Parkplatz des Nordbades. Reserviert sind die Plätze immer werktags von 7 bis 16 Uhr. Nach Angaben des Amts für Verkehrsle­nkung soll geprüft werden, ob ähnliche Projekte auch an anderen Standorten im Stadtgebie­t umsetzbar sind.

Ein Beispiel, wie es funktionie­ren kann, liefern die Kreuzschul­e und die Martin-luther-schule an der Sternstraß­e mit dem nahegelege­nen Edeka-supermarkt. Dort lassen Eltern ihre Kinder – statt direkt vor der Schule – auf dem Supermarkt-parkplatz aussteigen. Lotsen begleiten die Schüler dann auf die andere Straßensei­te und sorgen so für einen sicheren Schulweg.

„Bei so einem Verhalten kommt es zu sehr gefährlich­en Situatione­n“Sylvia Decker Rektorin der GGS „Die Brücke“

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FOTO: DPA Eltern, die bis zum Schultor fahren, um ihre Kinder zur Schule zu bringen oder abzuholen, sind auch in Neuss ein alltäglich­es Bild. Die Schulleitu­ngen sind oft machtlos.

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