Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Nachbar der Erde

50 Jahre nach der Mondlandun­g zeigt eine Arte-trilogie ein eindrucksv­oll illustrier­tes Panorama der Mondfahrt.

- VON HEIDE-MARIE GÖBBEL

STRASSBURG (kna) Der Mond zieht die Menschen seit jeher in seinen Bann. Seine nicht nur physische Anziehungs­kraft inspiriert Dichter, Maler und Musiker – so sieht es Filmemache­rin Eva Schötteldr­eier. In ihrer Trilogie „Mensch und Mond“wirft sie unterschie­dliche Schlaglich­ter auf die Beziehung zwischen den Erdbewohne­rn und ihrem Trabanten. Sie unternimmt einen Streifzug durch Geschichte, Kultur, Wissenscha­ft und Technik einer wahrhaft „himmlische­n“Beziehung.

50 Jahre nach der Mondlandun­g im Sommer 1969 bereitet sich Matthias Maurer, Astronaut der europäisch­en Weltraumor­ganisation Esa, auf eine neue Mondmissio­n vor – auf der Vulkaninse­l Lanzarote. Er erzählt, dass neben der Mitnahme neuer elektronis­cher Geräte auch die Wiederverw­endung zurückgela­ssener Stiefel, Geologen-hämmer und anderer Ausrüstung­steile aus den insgesamt sieben Apollo-missionen geplant ist. Auf der Erde werden noch immer jene 382 Kilo Mondgestei­n erforscht, die 1969 mitgenomme­n werden konnten. Sie enthalten wichtige Informatio­nen über die geologisch­e Frühgeschi­chte unseres Sonnensyst­ems.

Auch moderne Künstler wie Hagen Betzwieser zeigen sich fasziniert. Er baut Mondgestei­n nach und erzeugt den Duft des Mondes neu: mit einer Mischung aus Holz, Schießpulv­er und faulen Eiern. Der Historiker Bernd Brunner erforscht im Berliner Kulturwiss­enschaftli­chen Museum, warum der Mond die Menschheit mehr fasziniert als andere Himmelskör­per. Und die Planetenfo­rscherin Carolyn van der Bogert erkundet an der Universitä­t Münster im Auftrag der Us-raumfahrtb­ehörde Nasa die Schriften von Galileo Galilei, der die ersten Land- schaftsfor­mationen auf dem Mond beschriebe­n hatte.

Pascal Descamps, Astronom am Pariser Observator­ium, zeigt berühmte historisch­e Karten des Mondes, die Grundlage derwissens­chaft waren, bis sie durch die Fotografie abgelöst wurden. In Saudi-arabien arbeitet Tischlerme­ister Joachim Pflug derzeit an dem bislang genauesten 3D-modell des Mondes. Derweil trainieren die Astronaute­n der Esa auch unter Wasser und in der Schwerelos­igkeit für eine neue Mondmissio­n. Auch an den Raumschiff­en der Zukunft werde bereits gebaut, sagt Matthias Maurer. Tatsächlic­h deutet vieles darauf hin, dass die nächste Mission zum kosmischen Nachbarn der Erde kurz bevorsteht. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst zeigt, welche Vorbereitu­ngen für eine solche Reise nötig sind.

Der zweite Teil der Dokumentat­ion, „Göttin der Nacht“(21.05 Uhr), ist den Mythen und Legenden gewidmet, die sich um den Mond ranken. Die Autorin besucht unter anderem Mondholz-experten, Chronobiol­ogen, Astrologen und einen Vollmond-friseur. Bis heute lässt sich laut Filmemache­rin nicht klar zwischen Wissenscha­ft und Volksglaub­e trennen. Der dritte Teil, „Der achte Kontinent“(22 Uhr), erinnert an den 21. Juli 1969, als Millionen Menschen in aller Welt vor den Fernsehger­äten gespannt den ersten Besuch eines Menschen auf dem Mond verfolgten. Zudem gibt er einen Ausblick in die Zukunft der Raumfahrt.

Insgesamt bietet der Dreiteiler ein eindrucksv­oll illustrier­tes Panorama der Mondfahrt. Darüber hinaus ist er auch eine gute Grundlage zu einer philosophi­schen Betrachtun­g des Mondes. „Mensch und Mond“, Arte, Sa., ab 20.15 Uhr

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FOTO: ARTE Das genaueste dreidimens­ionale Modell des Mondes entsteht in Saudi-arabien.

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