Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Chef der NRW-FDP: Seehofer sollte auch als Minister gehen

Vor der Europawahl positionie­ren sich die Liberalen als Kämpfer gegen die Populisten. Joachim Stamp verspricht Härte gegen Gefährder – wie gegen Sami A.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Fdp-landeschef Joachim Stamp hat sich für einenwechs­el an der Spitze des Bundesinne­nministeri­ums ausgesproc­hen. „Ich wünsche mir vom neuen Jahr auch einen neuen Bundesinne­nminister“, sagte Stamp beim Neujahrsem­pfang der Landes-fdp. Horst Seehofer (CSU) sperre sich gegen einen gemeinsame­n Migrations­gipfel von Bund und Ländern und blockiere damit dasvorhabe­n, mehr Ordnung in die Frage der Zuwanderun­g zu bringen. „Wir Länder warten aber nicht darauf, sondern organisier­en einen solchen Migrations­gipfel jetzt selbst“, sagte Stamp, zugleich Vize-ministerpr­äsident von Nordrhein-westfalen und Minister für Familie und Flüchtling­e.

Stamp bekräftigt­e, er werde auch nach dem Fall des Tunesiers Sami A. „mit aller Härte“Gefährder abschieben. Es könne nicht sein, dass gut Integriert­e das Land verlassen müssten und Gefährder bleiben dürften. Der mutmaßlich­e Bin-laden-leibwächte­r war aus NRW abgeschobe­n worden, obwohl die rechtliche­n Voraussetz­ungen zu dem Zeitpunkt nicht vorlagen. Erst durch eine diplomatis­che Note Tunesiens konnte erreicht werden, dass Sami A. nicht nach Deutschlan­d zurückgeho­lt werden musste. Stamp sagte dazu rückblicke­nd, er habe in der Sache „Haut und Haar riskiert“.

Der Fdp-landesvors­itzende bekräftigt­e zugleich seine Forderung nach einem Einwanderu­ngsgesetz, das die Liberalen auch zum Thema im bevorstehe­nden Europawahl­kampf machen wollen. NRW-GEneralsek­retär Johannes Vogel appelliert­e an die Wahlkampfm­oral seiner Parteifreu­nde. Es gebe bei dieser Wahl erstmals die Chance, den europäisch­en Christ- und den Sozialdemo­kraten ihre strukturel­le Mehrheit streitig zu machen:„wenn man das will, muss man die Liberalen wählen“, so Stamp. Die FDP spreche sich dafür aus, dass Europa sich künftig auf die großen The- men Außen-, Sicherheit­s-, Umweltund Digitalpol­itik konzentrie­re. Für Agrar- und Sozialpoli­tik hingegen sollten besser die einzelnen Länder zuständig sein.

Als Gastredner­in anlässlich der Europawahl sprach Beate Meinl-reisinger, Vorsitzend­e der neuen liberalen Partei Neos in Österreich. Sie grenzte ihre Partei klar nach Rechts ab: „Die Liberalen sind die Gegenspiel­er der Populisten.“Deren Ziel sei es, gewisse Positionen salonfähig zu machen, die absolut nicht salon- fähig sein sollten. „Die Freiheit steht 2019 auf dem Spiel in allen Facetten – und Freiheit fängt in Europa an“, schloss die Politikeri­n ihre mit viel Beifall bedachte Rede.

Fdp-fraktionsc­hef Christof Rasche hatte sich zuvor schwerpunk­tmäßig der Landespoli­tik gewidmet. Er kritisiert­e insbesonde­re die Grünen wegen ihrer Haltung gegenüber den Aktivisten im Hambacher Forst: Mit Menschen, die andere mit Molotowcoc­ktails bewürfen, dürfe man sich nicht gemein machen.

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