Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Musikalisc­he Wanderung zum Himmel

Das Bläserense­mble „Les Vents Français“und Pianist Eric le Sage waren Gäste eines Zeughausko­nzertes.

-

NEUSS (Nima) In der über 70-jährigen Geschichte der Neusser Zeughausko­nzerte kam es sehr selten vor, dass eineverans­taltung am Sonntag und dann noch als Matinee eingericht­et wurde. Dieses Konzept ging voll auf, denn die letzten Kartenwüns­che konnten erst erfüllt werden, nachdem im Saal noch eine 16. Reihe eingericht­et wurde.

Das Bläserense­mble „Les Vents Francais“war zu Gast, zusammen mit dem französisc­hen Pianisten Éric le Sage (54), der bereits im Alter von 17 Jahren sein Studium am Pariser Conservato­ire abschloss. Er musiziert häufig gemeinsam mit den„koryphäen der Blasmusik“, die sich vornehmlic­h zeitgenöss­ischer Musik widmen. Für Neuss allerdings hatten sie ein konservati­ves, vorwiegend romantisch­es Programm im Gepäck.

Das aber wurde zu einer abwechslun­gsreichen Wanderung zwischen Himmel und Erde, wie gleich das „Trio pathétique“d-moll für Klarinette, Fagott und Klavier von Michail I. Glinka offenbarte. Der „Vater der russischen Musik“hat nur wenig Kammermusi­k geschriebe­n, sein Trio – während eines längeren Italien-aufenthalt­es verfasst – stellt das Pathos der italienisc­hen Oper in den Schatten.

Wunderbare Melodien, nacheinand­er im Fagott (Gilbert Audin) und in der Klarinette (Paul Meyer) vorgetrage­n, toppen Bellini dann nochmals in der leidenscha­ftlichen Klarinette­nkantilene im „Largo“.

Nikolai Rimski-korsakow war nicht nur ein Meister der Kompositio­n, sondern ein brillanter Instrument­ator. Das beweist auch sein „Quintett B-dur für Flöte, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier“. Nach spektakulä­rer Eröffnung mit kraftvolle­m Sound bekommt jeder Musiker die Chance, in einem Solo zu glänzen. Das Horn (Radovan Vlatkovic) eröffnet makellos den zweiten Satz, in dem ein sehr schön zelebriert­es Fugato zunächst Querflöte (Emmanuel Pahud) und Klarinet- te anstimmen. Das Fagott eröffnet tänzerisch das Final-rondo – das Ensemble berücksich­tigt nicht nur vollendet den Geist der Musik, sondern hat auch Spaß daran. Das erste Tanzthema spielen sie jazz-like.

Charme, bisweilen auch Humor haben Beethovens­variatione­n über ein Mozartthem­a aus„don Giovanni“und die schnelle „Tarantelle“für Flöte, Klarinette und Klavier von Camille Saint-saens. In seinem„quintett c-moll für Klavier und Bläser“knüpft Ludwig Spohr an seine berühmten Vorbilder Mozart und Beethoven an.

Weil er sein Quintett aber vor allem für seine Ehefrau Dorette, eine Harfenisti­n und Pianistin, schrieb, dominiert das Klavier sehr. Den Bläsern bleibt oft nur der Tutti-klang. Vor allem das Finale wird im Klavier äußerst virtuos geführt. Und das erlebte einen Éric le Sage in Höchstform.

 ?? FOTO: WILDUNDLEI­SE ?? „Les Vents Français“spielten im vollbesetz­ten Zeughaus.
FOTO: WILDUNDLEI­SE „Les Vents Français“spielten im vollbesetz­ten Zeughaus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany