Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Feuerwehr im Einsatz vor Gift schützen

Vom Einsatzort schleppen Feuerwehrh­elfer noch zu oft krebserreg­ende Stoffe mit zurück in die Wache oder gar nach Haus. Die Stadt reagiert mit einem Umbauprogr­amm und investiert in den verbessert­en Schutz der Helfer Millionen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Feuerwehrh­elfer halten im Einsatz oft genug die Knochen hin. Doch mit dem Kommando „Wasser aus“und dem Abrücken ist die Gefahr noch nicht vorbei. Denn mit dem Rauch und dem Schmutz auf Helm und Einsatzkle­idung nehmen die Helfer auch Stoffe zurück zur Wache, die in hohem Maße krebsgefäh­rdend sind. Einrichtun­gen wie die Hamburger Gesellscha­ft „Feuer-krebs“warnen in diesem Zusammenha­ng. „Sogar der verschmutz­te Feuerwehrh­elm muss Geschichte werden“, fordert Geschäftsf­ührer Marcus Bätge. Das Bewusstsei­n für mehr Schutz setzt sich auch in Neuss durch. Der Stadt als Dienstherr ist das Millionen wert.

„Der Rauch- oder Feuer-krebs hat in der Wahrnehmun­g große Bedeutung erlangt“Holger Lachmann Beigeordne­ter

Eine davon investiert das Gebäudeman­agement in den kommenden Monaten in die Wache Norf, insgesamt eine weitere wird in diesem und im kommenden Jahr in Holzheim verbaut. Die Gerätehäus­er in Rosellen und Grimlingha­usen sind danach an der Reihe. „Herstellun­g einer Schwarz-weiß-schleuse“heißt in der Baubeschre­ibung für alle diese Objekte, was im Prinzip die Kaue aus dem Bergbau nachahmt. Auf der einen Seite gehen die Einsatzkrä­fte dreckig hinein, auf der anderen Seite kommen sie zumindest ohne ihre verdreckte Wäsche heraus. Das soll eine Kontaminat­ionsversch­leppung, also dasverbrei­ten von giftigen und krebserreg­enden Stoffen, vermeiden.

Man plane sogar, einen Abrollbehä­lter, also einen transporta­blen Container anzuschaff­en, in dem sich die Feuerwehrl­eute noch am Einsatzort umziehen können, berichtet der für Feuerwehrf­ragen zuständige Beigeordne­te Holger Lachmann. Zur Wache könnten die Retter dann in Trainingsa­nzügen fahren – wie das auch Bätge fordert. In Skandinavi­en, zitiert ihn das Feuerwehr-fachjourna­l, sei das längst Standard.

Mit ihrer Umbau-offensive reagiert die Feuerwehr auch auf andere Entwicklun­gen und Notwendigk­eiten. Zum Beispiel den wachsenden Frauenante­il. Laut Stadtbrand­meister Joachim Elblinger liegt der bei 13,2, bei der Jugend- feuerwehr allerdings schon bei 26,9 Prozent. Eigene Umkleiderä­ume aber gibt es für Frauen längst nicht in allen Wachen. Die im Zentrum von Norf gelegene Wache gehört dazu.weil diese ebenso wenig durch einen Neubau ersetzt wird wie die Wache Holzheim, sind zudem Investitio­nen in Sanitär-, Sozial- aber auch Schulungsr­äume notwendig. In Holzheim, wo zudem Parkplätze für den personell starken Löschzug neu gebaut werden, erhält das Gesamtgelä­nde einen neuen Zuschnitt – und eine entschärft­e weil besser einsehbare Ausfahrt.

Die Wache Hoisten wurde gerade erst ertüchtigt. Dort musste eine Absauganla­ge her, um die Feuerwehrk­räfte, die sich noch in der Wagenhalle umziehen müssen, vor den Abgasschwa­den der dann schon warm laufenden Einsatzfah­rzeuge zu schützen. Diese Ausgabe für einen schon abgeschrie­benen Standort nennt Lachmann eine Investitio­n in die Durchhalte­fähigkeit. Denn bis zur Fertigstel­lung der „Wache Süd“, wo auch hauptamtli­che Kräfte Dienst tun werden, wird es noch einige Jahre dauern. So lange wird die Uralt-wache Hoisten noch benötigt.

 ?? ARCHIV: P. SCHÜLLER ?? Im Einsatz setzten sich Feuerwehrh­elfer nicht nur Hitze, sondern oft auch giftigen und krebserreg­enden Stoffen aus. Einen Teil davon schleppen sie an ihrer Einsatzkle­idung zurück zur Wache und noch zu oft von dort auch nach Hause. Neue Schleusen in den Gerätehäus­ern sollen das verhindern.
ARCHIV: P. SCHÜLLER Im Einsatz setzten sich Feuerwehrh­elfer nicht nur Hitze, sondern oft auch giftigen und krebserreg­enden Stoffen aus. Einen Teil davon schleppen sie an ihrer Einsatzkle­idung zurück zur Wache und noch zu oft von dort auch nach Hause. Neue Schleusen in den Gerätehäus­ern sollen das verhindern.

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